Film Daten

Titel:
Kinder unserer Zeit
Originaltitel:
Vinti, I
Land & Jahr:
Italien/Frankreich 1952
Laufzeit ca.: ?
108 Min.
Regie:
Michelangelo Antonioni
Darsteller:
Patrick Barr
Armando Cereoli
Etchika Choureau
Eduardo Ciannelli
Fay Compton
Guy De Meulan
David Farrar
Anna-Maria Ferrero
Franco Interlenghi
Charles Irvin
André Jacques
Tony Kilshaw
Raymond Lovell
Evi Maltagliati
Jean-Pierre Mocky
Eileen Moore
Annie Noël
Henri Poirier
Gastone Renzelli
Peter Reynolds
Jacques Sempey
Umberto Spadaro
Jeanne Stuart
Derek Tansley
Fred Victor
Alternativtitel:
• Vaincus, Les
• Vanquished, The
• Youth and Perversion
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

Kinder unserer Zeit

(Ein Kurzreview von Carsten Henkelmann)

In drei Episoden begehen Jugendliche scheinbar sinnlos einen Mord:

Italien: Claudio verdient sein Geld durch Zigarettenschmuggel. Als er und seine Mitschmuggler von der Polizei auf frischer Tat ertappt werden flüchtet er. Auf seiner Flucht erschießt er einen Zollbeamten. Am nächsten Morgen sucht er Zuflucht bei einer Freundin. Da er sich auf seiner Flucht verletzt hat bringt sie ihn zu einem Arzt. Er flüchtet aber und kehrt nach hause zurück, das ganz in der Nähe des Arztes ist. Dort erliegt er seiner Verletzung, gerade als die Polizei ihn festnehmen will.

England: Ein junger und selbstsüchtiger Dichter der keiner geregelten Arbeit nachgeht, ruft bei einer Tageszeitung an und erzählt, das er eine Leiche gefunden hat. Er möchte die Geschichte an die Zeitung verkaufen. Der Redakteur schaltet aber die Polizei ein, die den Dichter aufsucht und sich von ihm die Stelle zeigen läßt. Trotz allem darf er selber den Artikel in der Zeitung verfassen und sogar sein Foto veröffentlichen. Seitdem hält er sich für eine Persönlichkeit. Der Zeitungsredakteur freundet sich ein bißchen mit dem Sonderling an. Dieser erzählt ihm später, das er der Mörder wäre. Inzwischen ist aber auch schon die Polizei auf diese Lösung gekommen und verhaftet ihn. Im anschließenden Gerichtsverfahren wird sein Geständnis vorgelesen, in dem er zugibt die Tat nur getan zu haben, weil er von der Vorstellung einen perfekten Mord zu inszenieren besessen sei.

Frankreich: Pierre und seine Freunde träumen davon Paris zu verlassen und ganz weit weg viel Geld zu verdienen. Pierre tut immer so, als ob er viel Geld hätte und erzählt auch davon. Als sie alle zusammen Paris verlassen und nach Virene fahren ahnt er nicht, das seine angeblichen Freunde in der Zwischenzeit ein Mordkomplott gegen ihn geschmiedet haben. Er wird von einem aus der Gruppe erschossen, kann aber, unbemerkt von den anderen, schwer verletzt überleben. In Paris wird der Täter dann zur Polizei gebracht.

Dieser Film aus den frühen Fünfziger Jahren versucht aufzuzeigen, warum Jugendliche, denen es doch scheinbar ganz gut gehen müßte, zu gewaltätigen Taten fähig sind. Allen Personen in diesem Film ist gemeinsam, das sie noch zuhause bei ihren Eltern oder Großeltern wohnen und somit ein intaktes Familienleben erfahren haben. Aber alle wollen keineswegs wie ihre Eltern ein Leben lang arbeiten. Sie möchten ihre Jugend genießen und ausleben. Und die einzige Möglichkeit für sie scheint der Weg in die Kriminalität zu sein. Am besten gefiel mir die Episode in England, denn es ist schon beeindruckend mit welcher Kaltschnäuzigkeit der Dichter vorgeht nur um einmal in die Zeitung zu kommen.

Der sozialkritische Film wurde erst vier Jahre nach Drehschluß von den italienischen Zensurbehörden in die Kinos gelassen, was nach heutigen Gesichtspunkten nicht mehr ganz nachvollziehbar ist. In Frankreich fand die Erstaufführung sogar erst 1964 statt. Bemerkenswert ist auch, das jede Episode in der jeweiligen Landessprache gefilmt wurde.

Autor: Carsten Henkelmann
Film online seit: 06.04.1999

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