Film Daten

Titel:
Mallrats
Originaltitel:
Mallrats
Land & Jahr:
USA 1995
Laufzeit ca.: ?
96 Min.
Regie:
Kevin Smith
Darsteller:
Shannen Doherty
Jeremy London
Jason Lee
Claire Forlani
Ben Affleck
Joey Lauren Adams
Renée Humphrey
Jason Mewes
Ethan Suplee
Stan Lee
Priscilla Barnes
Michael Rooker
Carol Banker
Steven Blackwell
Kyle Boe
Alternativtitel:
Mallrats - Kaufhausclique in Liebesnöten
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

DVD Daten

DVD Cover - Universal
Label:
Universal
Regionalcode / Norm:
1 / NTSC
Bild / Zeit:
1.85:1 (anamorph) / 94:38
Sprachen/Ton:
Englisch - DD 5.1
Französisch - Dolby Surround
Untertitel:
Englisch
Extras:
  • Doku: View Askew's Look Back at Mallrats
  • Audiokommentar mit Cast & Crew
  • Multi-Angle Audiokommentar
  • Deleted Scenes (über 1 Stunde)
  • Kinotrailer
  • MCA Soundtrack Presentation
  • Production Notes
  • Cast and Filmmakers

DVD Daten

DVD Cover - Universal
Label:
Universal
Regionalcode / Norm:
2 / PAL
Bild / Zeit:
1.85:1 (anamorph) / 90:50
Sprachen/Ton:
Englisch - DD 5.1
Deutsch - DD 2.0
Untertitel:
Deutsch, Dänisch, Englisch, Finnisch, Holländisch, Norwegisch, Schwedisch
Extras:
  • US-Kinotrailer

Mallrats

(Ein Review von Frank Meyer)

Weil T.S. (Jeremy London) kein Verständnis für den Auftritt seiner Freundin Brandi (Claire Forlani) in der TV-Kuppel-Show ihres Vaters hat, bekommt er statt einer Antwort auf den geplanten Heiratsantrag dann doch direkt den Laufpass. Kumpel Brodie (Jason Lee) teilt ein ähnliches Schicksal. Von seiner Perspektivlosigkeit angekotzt hat sich auch dessen Freundin Rene (Shannen Doherty) überraschend verabschiedet. Und so machen sich die beiden Leidensgenossen auf ins Einkaufszentrum, um sich mit Comics und Keksen vom eigenen Herzschmerz abzulenken - ohne allerdings zu ahnen, dass besagte Fernsehshow ausgerechnet in ihrem heißgeliebten Konsumtempel produziert wird.

Neue Situationen erfordern neue Pläne, was in diesem Fall nur eins bedeuten kann: Sabotage! Unterstützt werden sie hierbei u.a. von Jay & Silent Bob; denn wer könnte ihnen wohl besser dabei behilflich sein, eine Bühne in Schutt und Asche zu legen, als das berüchtigtste Katastrophenduo seit Dick und Doof...

Mallrats - ScreenshotMallrats - Screenshot

Ein Jahr nach dem Überraschungserfolg seines No-Budget-Debüts Clerks präsentierte Kevin Smith Mallrats, eine Art Semi-Sequel mit ähnlich gelagertem Humor, zum Teil gleichen Charakteren, nur eben alles ein wenig professioneller, ein bisschen aufwendiger - und in Farbe. Eine sichere Sache, könnte man meinen. Aber was in der Theorie nach der berühmten goldenen Mitte zwischen erwartungskonformer Kontinuität und kreativer Weiterentwicklung klingt, entpuppte sich an der Kinokasse als ausgewachsener Flop und für den Verleih als mittlere Katastrophe. Das sog. Mallrats-Trauma.

Warum ging Kevin Smith mit Mallrats dermaßen baden? Um es vorweg zu nehmen, denn sonst bräuchte man diese Frage natürlich nicht weiter zu diskutieren, an der Qualität des Films liegt es sicherlich nicht. Dabei muss man Mallrats nicht einmal für ein Meisterwerk halten, um ganz objektiv festzustellen, dass wesentlich schlechtere Unterhaltungsfilme ungleich erfolgreicher liefen. Möglicherweise lag es ja tatsächlich wie von Seiten View Askews immer wieder bemängelt an der misslungenen Promotion-Kampagne, der zweifelsohne jedes strategische Konzept gefehlt hat. Vielleicht hat die Produktion aber auch abseits schlechter Plakatmotive die falschen Akzente gesetzt. Laut Kevin Smith schwebte dem Studio nämlich so etwas wie eine intelligente Version von Porky's (1980) vor, und dieses Vorhaben würde ich vorsichtig ausgedrückt als kühn, spontan aber auch schlicht als hoffnungslos-weil-widersprüchlich bezeichnen; denn wie bitte soll die intelligente Variante einer flachblöden Komödie aussehen?! Wenn das mal nicht nach der berüchtigten eierlegenden Wollmilchsau klingt...

Mallrats - ScreenshotMallrats - Screenshot

Es gibt da allerdings noch einen ganz anderen Faktor, der wohlmöglich entscheidenden Einfluss auf den Misserfolg gehabt haben könnte, und zwar den zum Teil doch sehr speziellen Humor betreffend. Irgendwann hab ich festgestellt, dass mir persönlich Mallrats mit jedem Durchlauf immer besser gefiel, wofür ich schließlich folgende simple Erklärung gefunden hab: Beim ersten Mal gewichtet man natürlich zwangsläufig alle Szenen gleich und misst erst einmal allem, was im Film passiert, die gleiche Aufmerksamkeit und Bedeutung bei. Entsprechend leicht hängt man sich an Dingen auf, die wirklich nur eingefleischten Comic-Fans zugänglich sind (z.B. wenn es um irgendwelche Wolverine-Attacken oder Fortpflanzungsprobleme von Superman und Lois Lane geht. Who cares?!). Je öfter man Mallrats sieht, desto mehr relativiert sich das, und während die "guten" Momente immer besser wirken, tritt anderes in den Hintergrund. Ein Phänomen, das man von vielen Filmen kennt. Und wer sich selbst zur großen Schar der Comicliebhaber zählen darf, der hat hier dann eben noch ein bisschen mehr zum Schmunzeln.

Ganz allgemein muss man aber wohl folgendes feststellen: Vergleicht man bspw. den Kryptonite-Kondom-Dialog in Mallrats mit dem Todesstern-Gespräch aus Clerks, dann sind beide zwar in erster Linie für Fans der Thematik spannend, aber die Scharfsinnigkeit der moralische Beobachtung in Clerks leuchtet durchaus auch jemandem ein, der noch nie einen Star Wars-Film gesehen hat. Und ganz ehrlich, so besonders scharfsinnig ist weder die Kryptonite-Kondom-Story, noch die Diskussion über autonome Imbiss-Einheiten außerhalb der Fressabteilung. Gerade letzteres fällt dann doch eher in die Kategorie "gewollt originell". Aber irgendwo muss es sich schließlich bemerkbar machen, dass Kevin Smith im Fall von Clerks Jahre für die Ideensammlung Zeit hatte, während es bei Mallrats nur Monate waren.

Mallrats - ScreenshotMallrats - Screenshot

Nach dieser kritischen Analyse, die insbesondere denjenigen, die den Film noch nicht gesehen haben, nur bedingt weitergeholfen haben wird, wäre es jetzt wohl angebracht im Gegenzug auch ganz explizit auf die unzähligen gelungenen Szenen hinzuweisen. So z.B. das Schicksal eines armen Kerls, der seit Wochen vergeblich versucht, das versteckte 3D-Bild in einem dieser Magic Eye Pictures zu entdecken, Jay & Silent Bobs Anschlag auf den Osterhasen oder eine Wahrsagerin, die dank ihrer dritten Brustwarze nur barbusig in die Zukunft sehen kann. Absolut grandios auch die Szene, in der Brodie (Jason Lee) das Problem des ewig unbequemen aneinandergekuschelten Einschlafens (Wohin mit dem zweiten Arm?!) als Metapher für seine Beziehung verwendet. Überhaupt ist Jason Lees Körpersprache in etlichen Momenten einfach genial, offenbart selten gesehenes komödiantisches Talent und sorgt entscheidend dafür, dass man sich Mallrats immer wieder anschauen kann.

Auch nicht zu vergessen sämtliche Szenen, in denen Silent Bob in Aktion zu bewundern ist: Egal ob als Batman-Klon oder im Sprint gegen die Sicherheitsleute während eines Überholmanövers, hier beweist Kevin Smith ein Händchen für das richtige Timing und die Anlehnung an den Comic-Cartoon-Stil zündet perfekt. Bei der Sequenz, in der Jay & Silent Bob eng umschlungen an einem Seil baumeln, haben die beiden dank eines rutschigen Haltegurts und eines verlegten Zündschlüssel für den Sicherungskran übrigens unfreiwilligerweise Leib und Leben riskiert.

Mallrats - ScreenshotMallrats - Screenshot

Clerks Revisited: Die Markenzeichen von K.S.

Mallrats wäre kein Kevin Smith-Film, gäbe es nicht die typischen Elemente, die alle Filme seiner Jersey Chronicles (Clerks, Mallrats, Chasing Amy, Dogma, Jay & Silent Bob Strike Back und demnächst The Passion of the Clerks) auszeichnen. Zunächst wäre da die rein inhaltlich die Verknüpfung. Die Handlung von Mallrats spielt einen Tag vor der von Clerks. Das arme Mädchen, zu deren Beerdigung Dante und Randal in Clerks fahren, ist eben jene Julie Dwyer, die während eines Hardcore-Abnehmversuchs im Schwimmbad an einem Hirnschlag gestorben ist und deren Platz als Kandidatin der TV-Show nun Brandi übernehmen muss.

Angesichts dieses engen zeitlichen Zusammenhangs beider Filme gehört es zu den ewig rätselhaften Mysterien der Jersey Chronicles, wieso die Figur des William Black hier von Ethan Suplee als übergewichtiger Typ ohne 3D-Blick dargestellt wird, während derselbe William Black (aka Snowball) einen Tag später in Clerks eher schmächtig und mit Vollbart herumläuft. Irgendjemand hat hierfür mal den Vorschlag eines Paralleluniversums geäußert (Achtung: Kevin Smith-Fans sind merkwürdige Menschen), aber da es sich laut View Askew tatsächlich um den selben Charakter handeln soll, könnte man auch einfach von akzeptierter Unlogik sprechen.

Mallrats - ScreenshotMallrats - Screenshot

Abgesehen der allgegenwärtigen Comic-Thematik gibt es noch drei weitere Themenkomplexe, die in keinem Jersey-Film fehlen dürfen, und das sind Jaws, Star Wars und Hockey!

Die obligatorische Reminiszenz an Der weiße Hai (Jaws, 1975), einen von Smiths absoluten Lieblingsfilmen, verbirgt sich hier bereits in der Namensgebung der Hauptfiguren Brodie Bruce und T.S. Quint, die angelehnt ist an die Rollen von Roy Scheider (Brody) und Robert Shaw (Quint) in Spielbergs Tierhorror-Klassiker. Ursprünglich sollten die beiden in der Fressabteilung auch noch auf einen Freund namens Hooper treffen und dann eine Hommage an den berühmten "Wer-hat-die-meisten-Narben"-Dialog zum Besten geben. Den gab es dann aber erst in abgeänderter Form in Chasing Amy zu bewundern.

Zitat

Adventure, excitement... a Jedi craves not these things. - Silent Bob.

Star Wars-Anleihen finden sich in Mallrats natürlich an allen Ecken und Enden, sei es als Metapher für die Schwachstelle des Bühnenaufbaus oder in Form des Jedi-Gedankentricks, den Silent Bob den ganzen Film über trainiert, wobei die Kopf-über-hantier-Nummer speziell eine Anspielung auf die Eishöhlen-Szene in Das Imperium schlägt zurück (The Empire Strikes Back, 1980) ist. Seinen einzigen Satz im Film hat Silent Bob sich selbstredend bei Meister Joda höchstpersönlich ausgeborgt.

Hockey wird in Mallrats zwar nur virtuell gespielt, aber immerhin riskiert der gute Brodie dafür sogar seine Beziehung. Als Videospiel war in besagter Szene übrigens eigentlich das bessere Official NHL von EA Sports eingeplant, was dann aber aufgrund eines Werbevertrags mit Sega geändert wurde - und das obwohl Sega die vereinbarte Cross Promotion nicht einmal eingehalten hat.

Mallrats - ScreenshotMallrats - Screenshot

Ein weiteres View Askew-Markenzeichen sind die vielen Gastauftritte von altbekannten Gesichtern, und hier gibt es auch abseits von Jason Mewes und Kevin Smith als Jay & Silent Bob einiges zu entdecken. So gibt sich bspw. Produzent Scott Mosier, der in Clerks noch William "Snowball" Black gespielt hat, als Assistent von Mr.Svenning die Ehre.

Gegen Ende schaut noch ein weiterer guter Bekannter aus Clerks vorbei: Brian O'Halloran. Allerdings nicht als Dante Hicks, sondern ohne Bart und mit etwas längeren Haaren als Gil Hicks (Kandidat #3), bei dem es sich laut Kevin Smith um einen Cousin von Dante handelt. Clerks-Videothekar Randal und Mallrat Brodie sind offensichtlich auch in irgendeiner Weise miteinander verwandt, da sie sich einen durchgeknallten Cousin namens Walter teilen, von dem wir in Clerks bereits erfahren haben, dass er sich beim Versuch einer oralen Masturbationspraktik das Genick gebrochen hat. In Mallrats erfahren wir nun u.a. etwas über sein merkwürdiges Verhältnis zu Katzen.

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Die Sache mit dem Mini-Becher, den Brodie fast die ganze Zeit mit sich herumschleppt, bezieht sich übrigens auf Smiths alten Kumpel Walt Flanigan, der in Grundzügen die Vorlage für den Brodie-Charakter geliefert hat. Wer Walt noch nicht von einem seiner vielen Gastauftritte in Clerks kennen sollte, kann ihn sich in Mallrats einmal maskiert als Bühnenarbeiter, der von Mr.Svenning gefeiert wird, und ein weiteres Mal im roten Hockey-Shirt in der Szene vor'm Comic-Laden ansehen. Dort tritt er übrigens an der Seite von Kameramann Dave Klein (mit Stan Lee-Autogramm auf der Glatze) und Bryan Johnson (alias Steve-Dave Pulasti) auf, einem anderen Freund von Kevin Smith, der das heimliche Vorbild für den Randal-Charakter in Clerks gewesen ist.

Apropos Vorbilder für die Figuren, hier eine weitere kleine Anekdote: Als Brodie und T.S. rüber zur Dirt Mall fahren, probiert T.S. am Comicstand eine Base-Cap an, bei der es sich um eine von vier Original Clerks-Kappen handelt, die Scott Mosiers Schwester Kristin während der Dreharbeiten zu Clerks handgestickt hatte. Kristin Mosier, die in dieser Szene als Verkäuferin schweigend am Stand rumsteht ist wiederum diejenige Ex-Freundin von Kevin Smith, die als Vorlage für den Rene-Charakter in Mallrats herhalten musste. So schließen sich die Kreise.

Mallrats - ScreenshotMallrats - Screenshot

Natürlich sind die genannten Anspielungen bei weitem nicht die einzigen Reminiszenzen, die Kevin Smith im Film untergebracht hat. So ließ er sich bspw. was La Fours angeht von einem Kopfgeldjäger namens "La Force" in Zwei Banditen (Butch Cassidy and Sundance Kid, 1969) inspirieren und übernahm auch gleich den heutzutage für Wachleute eher ungewöhnlichen Strohhut. Als weitere Quellen der Inspiration dienten u.a. John Landis Blues Brothers (Fahrstuhlmusik, Polizeiaufgebot), Beverly Hills 90210 ("Brenda?"), Degrassi Junior High (Renes Jacke) und Ich glaub mich tritt ein Pferd (Animal House, 1978), wiederum ein Landis-Streifen.

In einer Szene hält Silent Bob übrigens John Piersons Buch über das amerikanische Independentkino mit dem Titel "Spike, Mike, Slackers and Dykes" in der Hand, das zum Zeitpunkt des Drehs noch nicht erschienen war und in Erwartung eines Kassenschlagers eine Zeile enthielt, die in etwa lautete "... Kevin Smith, der mit Clerks große Wellen schlagen konnte, und mit dem Nachfolger Mallrats sogar noch größere...". Auf die Bitte von Kevin Smith wurde dies dann letztendlich wahrheitsgemäß in "...der mit Mallrats eine Bauchlandung hinlegte..." geändert!

Mallrats - ScreenshotMallrats - Screenshot

Finanziell deutlich besser lief es für Mallrats dann aber in der Zweitauswertung auf Video, DVD, Laserdisc und TV, wobei die amerikanische TV-Fassung in vielen Szenen noch einmal arg verändert und umgebaut wurde, um die (insgesamt harmlosen) sexuelle Anzüglichkeiten zu entfernen. Die Erwartungen an den Erfolg des Films waren übrigens so groß, dass tatsächlich schon Pläne für ein Sequel namens Mallrats 2 - Die Hard in the Mall in der Schublade lagen. Man kann wohl ziemlich sicher sein, dass dieses Projekt niemals das Licht der Leinwand erblicken wird - obwohl man weiß ja nie...

In Deutschland ergab sich aufgrund der Erfolglosigkeit in den Statten eine relativ kuriose Situation. Man beschränkte sich auf eine Direct-to-Video Veröffentlichung, aber da auch hier niemand mit einem großen Zuschauerinteresse rechnete und zudem der deutsche Distributor CIC klassischerweise im Einkauf zu den teuersten Videoanbietern gehört, orderte kaum eine Videothek mehr als ein Tape, die meisten nicht einmal ein einziges Exemplar, so dass die alte deutsche Leihkassette für eine Komödie von 1995 zu einem ziemlich raren Sammlerstück geworden ist. Als dann vor ein paar Jahren (genauer gesagt im Dezember 2001) eine direkt zum Schnäppchenpreis angebotene DVD veröffentlicht wurde, avancierte diese ironischerweise zum kleinen Verkaufsschlager.

Mallrats - ScreenshotMallrats - Screenshot

Man sollte auch ruhig mal ein paar Worte über den Soundtrack verlieren; denn auch wenn das kaum jemandem, der den Film gesehen hat, aufgefallen sein mag, ist Mallrats genau wie Clerks mit einigen wirklich netten Stücken unterlegt. Zum einen taugt Bandauswahl mit Namen wie Bush, Elastica, Weezer oder Sublime fast als zeitgeschichtliches Musikdokument, was populären Alternative Rock Mitte der 90er angeht, zum anderen hat der Soundtrack aber auch mit "Suzanne" von Weezer und Squirtguns "Social" zwei wirklich starke Songs unter den Anfangs- und Endcredits, die meiner Meinung nach allein schon die Anschaffung der CD rechtfertigen.

Die Additional Music stammt übrigens von einem gewissen Ira Newborn, der aus Smith'sche Sicht vor allem deshalb interessant ist, weil er sich in der etwas entfernteren Vergangenheit z.B. für die Vertonung der frühen Filme John Landis (Kopfüber in die Nacht, Amazonen auf dem Mond) und John Hughes (Das darf man nur als Erwachsener, Ferris macht blau) verantwortlich zeigte. Sicher eine schöne Sache für einen erklärten Landis/Hughes-Fan wie Kevin Smith.

Mallrats - ScreenshotMallrats - Screenshot

Auch wenn Kevin Smith für seinen ersten "richtig" produzierten Spielfilm nicht die ganz großen Stars zur Verfügung standen, konnte er doch eine rückblickend ziemlich beeindruckende Darstellerriege um sich versammeln; denn eine ganze Reihe der Beteiligten hat im Anschluss eine beachtliche Karriere hingelegt.

Allen voran natürlich Ben Affleck (alias Ekel Shannon Hamilton), der einige Blockbuster (Armageddon, Pearl Harbor) und eine Heirat bzw. Scheidung (Jennifer Lopez) später zu den populärsten Schauspielern Hollywoods gehört. Interessanterweise kann man Affleck seit Mallrats zum festen Darstellerstamm von Kevin Smith rechnen. Er war in allen weiteren Filmen der Jersey Chronicles von Chasing Amy über Dogma bis hin zur Jay & Silent Bob Strike Back zu sehen, und an Smiths Flop Jersey Girl nicht nur darstellerisch, sondern dank der von ihm angeschleppten J.Lo gewissermaßen sogar als Verursacher des ganzen Desasters beteiligt.

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Auch wenn Shannen Doherty (Rene Mosier) nicht unbedingt die größte Rolle im Film spielt, war sie doch seinerzeit aufgrund ihres hohen Bekanntheitsgrades der Star des Films, was sich z.B. darin äußert, dass auf dem Cover der deutschen Veröffentlichung (VHS+DVD) fast sie allein abgebildet ist. Insgesamt lässt sich Dohertys Karriere als ein Abfolge von Hochs und Tiefs zusammenfassen. Zunächst Kinderstar durch ihre frühen Erfolge als Jenny Wilder in Unsere kleine Farm (1982), endete die anschließende künstlerische Durststrecke 1989 mit guten Kritiken für ihre Rolle in Lethal Attraction (Heathers, 1989). Zum endgültigen Weltstar avancierte sie aber erst Anfang der 90er als Teenie-Idol Brenda im Serienhit Beverly Hills 90210. Dass es nicht unbedingt gut für die Karriere ist, sich mit Fernsehmogul Aaron Spelling anzulegen, musste Shannen nach ihrem nicht ganz freiwilligen Ausstieg 1994 bei Beverly Hills 90210 am eigenen Leib erfahren und manövrierte sich so Mitte der 90er ziemlich ins berufliche Abseits. Zwischenzeitlich durch ihren Erfolg als Hexenschwester in Charmed weitestgehend rehabilitiert, sorgte ein wiederum nicht ganz sauberer Abschied von den "Zauberhaften Schwestern" im Jahr 2001 dafür, dass sich ihre Auftritte zur Zeit wieder eher auf zweitklassige TV-Movies beschränken.

Kevin Smith zufolge hat sich ihr Ruf als Berufszicke am Set allerdings nicht bestätigt. Dass sie in Mallrats in so ziemlich jeder Szene etwas anderes trägt ist übrigens kein Kontinuitätsfehler, sondern so etwas wie Absicht. Einerseits inhaltlich von Shannen selbst durch ihre Shopping-Tour gerechtfertigt, andererseits logisch zu begründen, da es eine Abmachung gab, nach der sie jedes ihrer Outfits behalten durfte und dementsprechend motiviert war, häufig die Kleidung zu wechseln.

Mallrats - ScreenshotMallrats - Screenshot

Der ehemalige Profi-Skater Jason Lee (Brodie Bruce) bekam von Kevin Smith seinen ersten ernsthaften Auftritt als Schauspieler - vielleicht einmal abgesehen von der famosen darstellerischen Leistung als Leiche in Spike Jonzes Videoclip zu Sonic Youths "100%". Eine großartige Karriere sollte folgen. Mit regelmäßigen Beiträgen in weiteren Kevin Smith-Streifen (Chasing Amy, Dogma, Jay and Silent Bob Strike Back) und immer mehr Großprojekten wie Staatsfeind Nr.1 (Enemy of the State, 1998), Cameron Crowes Almost Famous (2000), Heartbreakers (2001) oder Vanilla Sky (2001) gehört er zwar nicht unbedingt zu den bestbezahltesten Schauspielern, aber dennoch im weiteren Sinne in die etablierte erste Riege Hollywoods.

Im Gegensatz dazu sollte für Jeremy London (T.S. Quint) zwar bislang nicht die große Leinwand-Karriere folgen (da war sein Bruder Jason ein wenig erfolgreicher), aber zumindest hat er es durch Rollen in den US-Erfolgsserien Party of Five und Eine himmlische Familie (7th Heaven) in den USA zum beachtlichen TV-Star gebracht. Man könnte übrigens spekulieren, dass er die Rolle in Mallrats vielleicht auch deshalb bekommen hat, weil er nun mal seinem Zwillingsbruder Jason sehr ähnlich sieht und dieser 2 Jahre zuvor in Dazed & Confused (dt.: Confusion - Der Sommer der Ausgeflippten) von Smith-Vorbild Richard Linklater mitgespielt hat. Insbesondere angesichts der Tatsache, dass mit Ben Affleck und Joey Lauren Adams gleich zwei weitere Dazed & Confused-Darsteller für Mallrats gecastet wurden, erscheint das gar nicht so unwahrscheinlich.

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Die letzte der vier Hauptrollen übernahm die damals völlig unbekannte Claire Forlani (Brandi Svenning). Nach einem eher missglückten Karrierestart mit einer Nebenrolle im 7ten Teil der Police Academy-Reihe, folgte aber auch für Miss Forlani auf Mallrats großes Hollywood-Kino an der Seite der Stars; sei es neben Nicolas Cage und Sean Connery in The Rock - Fels der Entscheidung (1996), Brad Pitt in Rendezvouz mit Joe Black (Meet Joe Black, 1998) oder Kai Pflaume-Double Freddie Prince Jr. in Boys, Girls and a Kiss (Boys and Girls, 2000). Zuletzt scheint der zierlichen Britin karrieremäßig ein klein wenig die Puste ausgegangen zu sein. Startup (Antitrust, 2001) mit Ryan Philippe und Tim Robbins war zwar gut, allerdings nicht sehr erfolgreich, und auch Jackie Chans The Medaillon (2003) blieb hinter den Erwartungen zurück.

Joey Lauren Adams (Gwen Turner) gehörte auch zur Besetzung von Linklaters Dazed & Confused, bei der sich Smith wie gesagt gleich mehrfach bedient hat (s. Ben Affleck, und zumindest optisch auch Jeremy London). Die ganz großen Rollen hat sie bisher zwar nicht bekommen, aber insgesamt tauchen in ihrer Filmographie doch einige Titel auf, die man durchaus kennen könnte (S.F.W. - So Fucking What, Coneheads, Michael, Big Daddy); vor allem natürlich ihr erneuter Auftritt in Chasing Amy. Die Rolle der Gwen bekam sie übrigens nur deshalb, weil kurzfristig Shannen Doherty in das Projekt einstieg und man Joey Lauren Adams zu diesem Zeitpunkt eigentlich bereits die Rolle der Rene versprochen hatte.

Vielleicht noch eine kleine Anekdote zu ihren Umkleide-Auftritten in Mallrats: Wäre das Drehbuch in seiner Ursprungsform verfilmt worden, hätte es laut Audiokommentar hier schon einige Jahre vor Cameron Diaz und Verrückt nach Mary (1998) eine Szene mit "Haargel" der besonderen Art (Marke Jay & Silent Bob) gegeben. Die Zeit war wohl einfach noch nicht reif. Ihren bislang letzten interessanten Auftritt im Kino hatte sie in Steve Andersons ausgefallenem Streifen The Big Empty (2003).

Mallrats - ScreenshotMallrats - Screenshot

Kommen wir nun Mr.Svenning alias Michael Rooker. Auch wenn es einem dank der extra für seine Rolle in Mallrats zugelegten Glatze vermutlich nicht auf den ersten Blick auffällt, aber Michael Rooker ist der Henry aus John McNaughtons düsterem Meisterwerk Henry - Portrait of a Serial Killer (1986). Sein Debüt gab er laut DVD-Infos scheinbar uncredited in Walter Hills 80's-Rockfilm Straßen in Flammen (Streets of Fire, 1984) und war später u.a. in Missippi Burning (1988), Sea of Love (1989), Cliffhanger (1993) und Oliver Stones JFK - Tatort Dallas (1991) zu sehen. Zu seinen letzten größeren Kinoerfolgen gehören Der Knochenjäger (The Bone Collector, 1999) sowie Schwarzeneggers The 6th Day (2000).

Zitat

Brodie: Hey, look at that ring. What is that?
Jared Svenning: That is, um, my Junior College class ring. Cum Laude, '69
Brodie: I also hope to cum loud one day, preferably in a 69!

Die Figur des von Rooker dargestellte Mr. Svenning hat durch den editierten Anfang und die anschließende Umarbeitung des Drehbuchs die deutlichste Wandlung durchmachen müssen. Konnte man seine Abneigung gegen den scheinbar so harmlosen T.S. in der ursprünglichen Fassung nämlich noch recht gut nachvollziehen, bleibt sein Hass in der endgültigen Kinofassung weitestgehend unbegründet. Nach Sichtung der Deleted Scenes war mein persönlicher Eindruck allerdings, dass die Figur gerade deswegen so gut funktioniert. Eine tiefergehende Charakterisierung hätte hier wirklich nur gestört.

Wer ein bißchen genauer hinguckt, dem könnte übrigens auch Sven-Ole Thorsen (La Fours) durchaus bekannt vorkommen. Das gilt insbesondere für Liebhaber des Action-Kinos der 80er; denn zu Zeiten des Bodybuilder-Booms gehörte der gebürtige Däne zu den meist engagiertesten Akteuren und war bis zu Arnis Wechsel in die Politik in fast allen Schwarzenegger-Streifen (Predator, Running Man, Red Heat, Twins - Zwillinge) mit von der Partie. Bis heute unvergessen sein US-Debüt als hammerschwingender Krieger Thorgrim in Conan the Barbarian (1982). Die körperliche Präsenz des mittlerweile 60-jährigen, stunterfahrenden Hünen ist auch heute noch gefragt, zuletzt bspw. in Gladiator (2000), Welcome to the Jungle (The Rundown, 2003) oder dem zweiten 3 Engel für Charlie - Film (2003).

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Renée Humphrey (Trish "The Dish" Jones) kehrte noch einmal in Jay and Silent Bob Strike Back zurück, hat ansonsten aber nichts wirklich erwähnenswertes verbrochen. Im gleichen Jahr wie Mallrats war sie noch in einer Nebenrolle im Meg Ryan-Vehikel French Kiss zu sehen. Beim Casting für die Rolle der Trisha Jones stach sie übrigens Jennifer Love Hewitt aus. Falls es jemanden interessieren sollte, während der Dreharbeiten hatte sie anscheinend eine Affäre mit Jason "Jay" Mewes, und im Anschluss so etwas wie den Anflug einer Beziehung mit Produzent Scott Mosier. Und ich dachte immer die Sache mit der Besetzungscouch funktioniert genau anders herum.

Ethan Suplee (3D-Fan William Black) gab in Mallrats sein Schauspieldebüt, wurde aber nicht wirklich zum festen Ensemble-Mitglied der Jersey Chronicles. Er tauchte zwar noch einmal kurz in Chasing Amy auf und lieh dem Golgathaner in Dogma seine (verzerrte) Stimme, aber speziell für den hier von ihm verkörperten Charakter blieb es ein Einzelauftritt. Unbedingt erwähnenswert ist allerdings seine Rolle im vieldiskutierten American History X (1998), sowie wie weitere Nebenrollen in Blow (2001), Evolution (2001) Unterwegs nach Cold Mountain (Cold Mountain, 2003) und The Butterfly Effect (2004). Zuletzt kehrte er mit Without a Paddle (2004) wieder einmal in die Niederungen des Unterhaltungsfilms zurück, die er zwischenzeitlich schon mit Road Trip (2000) recht erfolgreich ausgelotet hatte.

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Auch nicht unbedingt ein unbeschriebenes Blatt ist Priscilla Barnes (Miss Ivannah) - auch wenn sie ihre Kameraerfahrungen größtenteils in B-Movies und TV-Schrott gesammelt hat. Kein Wunder, startete sie ihre Karriere doch eigentlich mal als Penthouse-Girl. Immerhin war sie aber auch eines der Mädels im Bond-Film Lizenz zum Töten (Licence to Kill, 1989), spielte in Sean Penns Crossing Guard (1995) und hat im erträglichen dritten Aufguss der Stepfather-Reihe Vatertag (1992) mitgewirkt.

Neben all den bereits erwähnten kleinen und großen Gastauftritten von alten Bekannten aus dem Smith'schen Freundeskreis taucht sogar Filmspotter Bob Hawk, der damals den Stein des Erfolgs für Clerks ins Rollen gebracht hat und dem wir zu verdanken haben, dass der Film damals nicht sang- und klanglos untergegangen ist, in einer winzigen Cameo-Rolle auf der Rolltreppe auf (Affleck und Doherty fahren rauf, er runter). Ebenfalls nicht zu vergessen: der Gastauftritt von Comic-Ikone Stan Lee. Als noch nicht klar war, ob er sich tatsächlich selbst spielen würde, waren übrigens u.a. John Waters und Quentin Tarantino als Ersatz im Gespräch (die hätte man doch ruhig noch irgendwo dazu stellen können!).

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Die Collector's Edition DVD von Universal kommt zwar für eine View Askew-Veröffentlichung fast schon ungewöhnlich nur als Single Disc, ist dafür aber wirklich randvoll mit Extras und Bonusmaterial. Tonspuren gibt es in Englisch (DD 5.1.) und Französisch (Dolby Surround) mit wahlweise englischen Untertiteln. Der Film selbst präsentiert sich anamorph codiert und in guter Bildqualität. Dass das Bild nicht ganz den Standard bzw. das Optimum heutiger Veröffentlichung erreicht, mag zum einen daran liegen, dass die DVD schon 6 Jahre auf dem Buckel hat, zum anderen wohlmöglich auch schlicht und ergreifend an der wirklich alles andere als überragenden Szenengestaltung und Kameraarbeit während der Dreharbeiten. Während bspw. die Ausleuchtung bei den s/w-Aufnahmen von Clerks viel weniger deutlich zum Tragen kam, stellt man beim ersten Versuch von Kevin Smith und seinen Freunden mit großen Kulissen und in Farbe, wenn man ehrlich ist, diesbezüglich doch ziemliche Defizite fest. Glücklicherweise hat sich das in der Zwischenzeit deutlich gebessert.

Als Bonusmaterial wäre zunächst der wieder einmal extrem unterhaltsame Audiokommentar mit Beiträgen von Kevin Smith, Jason Lee, Jason Mewes, Ben Affleck, Scott Mosier und Vincent Pereira zu erwähnen, der einem in einigen Szenen zudem über die Multi-Angle-Funktion die Möglichkeit gibt, die lustige Truppe während des Kommentars zu beobachten. Ebenfalls überaus informativ ist die etwa 20-minütige Doku View Askews Look Back at Mallrats, in dem die Beteiligten vor allem auch auf die Umstände eingehen, die ihrer Ansicht nach letztlich zum Floppen des Films beigetragen haben.

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Ebenso umfang- wie aufschlussreich sind die Deleted Scenes. Da aufgrund weitreichender Änderungen am Skript während des Drehs ganze Handlungselemente herausgenommen wurden, beschränkt sich diese Sektion hier nicht wie sonst oft üblich auf einige kurze Ausschnitte, sondern liefert tatsächlich den kompletten Anfang in seiner ursprünglichen Form, der allein schon über 20 Minuten lang ist, dokumentiert sämtliche Veränderungen, die sich in der Folge ergeben haben und präsentiert als Sahnehäubchen noch alternative Aufnahmen vom Schluss, in dem man Ben Affleck beim Sex in Frauenkleidern zu sehen bekommt! Einzig die Menüführung hätte man bei einer solchen Fülle an Material noch verbessern und mit mehr Anwahlmöglichkeiten ausstatten können.

Abgerundet wird die Collector's Edition durch einen Beitrag zum Soundtrack inklusive dem Jay & Silent Bob-Videoclip zu "Built me up Buttercup" von den Goops, dem Kinotrailer, Infotafeln zu Cast & Crew, einer Photogalerie sowie Produktionsinfos, die sich sowohl auf der DVD, als auch im schön gestalteten, mehrseitigen Falt-Booklet finden. Nicht nur für damalige Verhältnisse (wie gesagt die Scheibe stammt von 1999) eine ansprechende Veröffentlichung.

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Ganz anders dagegen die spartanisch ausgestattete deutsche DVD, ebenfalls veröffentlicht von Universal. Als Bonus gibt es hier lediglich den Kinotrailer, keine Featurettes, keine weiteren Infos, nicht einmal ein einfaches Booklet. Gnädigerweise hat zumindest noch den englischen Originalton mitgeliefert, und was die Auswahlmöglichkeiten an Untertiteln angeht liegt die deutsche DVD auch weit vorne. Die Bildqualität an sich ist überraschend gut, meiner Meinung nach sogar einiges besser als die der US-Scheibe, was es umso ärgerlicher macht, dass Universal für den hiesigen Markt absolut nichts vom vorhandenen Bonusmaterial mit drauf gepackt hat.

Ein Thema für sich ist natürlich die deutsche Synchronisation. der erste Versuch einer Eindeutschung des Smith'schen Humors (was uns bei Clerks glücklicherweise bislang erspart geblieben ist). Das Ergebnis ist wie zu erwarten eine zwiespältige Angelegenheit, auch wenn es ganz bestimmt noch viel schlimmer hätte kommen können. Mit anderen Worten, solange man nicht die Augen schließt und nicht zu genau auf den Inhalt hört, geht es. Die deutsche Synchronsprecher sind allesamt komödienerfahrene Routiniers und entsprechend klingen auch die Figuren, so dass man das Ergebnis je nach Standpunkt im positiven Sinne als akzentuiert oder im negativen Sinne als klischeehaft bezeichnen. Bei Charakteren, die ohnehin eher Klischees entsprechend angelegt sind wie bspw. 3D-Segelboot-Freund William Black oder Schnösel Shannon Hamilton passt es verhältnismäßig gut, während T.S. und Brodie eingedeutscht deutlich flacher als im Original wirken.

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Dass bei der Übersetzung rein inhaltlich etliche Gags verloren gegangen sind, versteht sich natürlich von selbst. Z.B. treiben es in der US-Version nicht Dumbo und Zorro auf dem Billiardtisch, sondern Smokey and the Bandit. Da gleichnamiger Film mit Burt Reynolds in Deutschland allerdings unter dem völlig anderen Titel Ein ausgekochtes Schlitzohr (1977) veröffentlicht wurde, befürchtete man wohl, der Gag würde nicht verstanden werden. Und wo wir gerade bei Truckern sind, natürlich fordert Brodie im Original auch keine Neuauflage der niemals abgesetzten Sendung mit der Maus, sondern von einer US-Truckerserie aus den 70ern namens B.J. und der Bär (B.J. and the Bear), die bei uns erst irgendwann Anfang der 90er auf RTL lief. Besonders deutliche Einbußen im Wortwitz gibt es gegen Ende während der Herzblatt-artigen TV-Show.

Den Vogel schiesst allerdings der Klappentext der deutschen DVD ab. Abgesehen davon, dass hier Mr.Svenning mal eben kurzerhand zum Besitzer des Einkaufszentrums erklärt wird, braucht es schon ein ziemlich schmerzfreies Sprachgefühl, um "ultimate delinquents" wortwörtlich mit "die ultimativen Straffälligen" übersetzen zu können. Autsch. Sowas tut dann nur noch weh.

Autor: Frank Meyer
Film online seit: 01.10.1999
Letzte Textänderung: 10.01.2006

Leser-Kommentare

06.01.2006, 22:25:59 =H= ( Homepage )

Sehr ausführliches Review, Respekt. Da war sogar mir als K.S.-"Fan" noch verdammt viel neu. Es lohnt sich sowieso auch, ab und zu alle Filme der New-Jersey-Reihe im Verbund zu schauen, da kommen die ganzen Links und Parallelen richtig gut zur Geltung. Abschliessend noch der Hinweis, dass Jason Lee & Ethan Suplee auch zusammen in der kürzlich in den Staaten angelaufenen Serie "My Name is Earl" zu sehen sind, welche im übrigen auch sehr zu empfehlen ist :)

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