• | Wer Gewalt sät |
• | Cane di paglia |
(Ein Kurzreview von Carsten Henkelmann)
Der Amerikaner David Summer (Dustin Hoffman) zieht zusammen mit seiner englischen Frau Amy (Susan George) in ihren Heimatort. Dort trifft sie wieder auf alte Bekannte, darunter auch ihr früherer Freund Carlie Venner (Del Henney). Der deckt zusammen mit zwei-drei Freunden das Dach der Garage von David und Amy. David ist Mathematiker und möchte in dem abseits der Ortschaft gelegenen Landhaus in Ruhe seinen Forschungen nachgehen. Leider leidet darunter seine Beziehung zu Amy, die sich manchmal völlig vernachlässigt fühlt. Charlie und seine Kumpels machen sich meistens über David lustig und haben für Amy nur lüsterne Blicke über, was David gar nicht paßt. Eines Tages macht David mit Charlies Jungs einen Jagdausflug, ohne zu ahnen das Charlie die Gelegenheit nutzt und Amy vergewaltigt, die später noch ein zweites Mal von einem von Charlies Freunden vergewaltigt wird. Amy verschweigt dies allerdings David gegenüber. Bei einem Fest im Ort gibt David dem jungen Mädchen Janice Hedden (Sally Thomsett) einen Korb, worauf sie sich frustriert dem leicht zurückgebliebenen und behinderten Henry zuwendet, der bei Charlie und seinen Jungs überhaupt nicht beliebt ist. Als Tom Hedden (Peter Vaughan), ein stadtbekannter Trinker, Janice Vater und gleichzeitig Charlies Onkel, erfährt, daß Henry mit seiner Tochter verschwunden ist, ist das Faß am überkochen. Tom, Charlie und seine Jungs suchen in der ganzen Stadt nach Janice. Als Henry draußen die Rufe der Suchenden hört, bekommt er Angst und tötet dabei versehentlich Janice. Total verängstigt rennt er davon und findet Zuflucht bei David und Amy. Die sehen sich den Attacken der betrunkenen und gewaltbereiten Männern hilflos ausgeliefert...
Nach diesem Film muß man einmal kräftig durchatmen. Sam Peckinpah hat mit Straw Dogs eine derart atmosphärisch dichte Gewaltorgie abgeliefert, die den Zuschauer nicht unberührt läßt. Gekonnt wird die bedrohliche Spannung, die von den einfach denkenenden Landmännern ausgeht, aufgebaut und verdichtet. Amy ist das erste Opfer. Während sie zweimal vergewaltigt wird, gibt es immer Schnitte zu dem bei der Jagd wartenden David, der keinen Schimmer davon hat, was bei ihm zuhause gerade los ist. Er wird auch während der ersten Hälfte des Films eher als der leicht weltfremde Wissenschaftler vorgestellt, der sich kaum gegen andere zu wehren weiß. Aber zum Schluß zeigt er, was wirklich in ihm steckt und schlägt auf ruhige, aber effektive Art zurück.
Seine Motivation Henry eben nicht einfach dem Mob auszuliefern, zeigt seine Auffassung von Anstand und Gerechtigkeit. Ihm ist egal, was Henry angeblich gemacht haben soll. Er sieht Henry in seiner Verantwortung und diese Verantwortung gibt er nicht auf. Das er und seine Frau dabei auch noch Ziele der Aggressionen sind, ist für ihn Anlaß genug ebenfalls zu kämpfen und sein Heim zu schützen.
Die Intensität in diesem Film ist schon fast unglaublich. Durch den langsamen, aber bedrohlichen Aufbau der Geschichte und der anschließenden explosionsartigen Entladung von Wut und Gewalt wird man regelrecht vor den Kopf gestoßen. Die einzigen Filme, die mir in den Sinn kommen, die da annähernd mithalten können, sind Wes Cravens Revenge-Schocker The Last House on the Left und der österreichische Film Funny Games, in dem eine Familie das Ziel zweier gelangweilter, aber zu allem fähigen Jungendlicher sind.
Straw Dogs wurde in England als "Video Nastie" eingestuft, was in Deutschland mit einem Verbot gleichkommt, und war es es bis vor kurzem immer noch. Dabei ist der Film nicht mal sehr blutig. Als die Situation am Schluß eskaliert, gibt es zwar ein paar heftigere Einstellungen, aber da ist man aus anderen Filmen schon anderes gewöhnt. Allerdings muß man auch bedenken, daß der Film 1971 gedreht wurde und damals war das noch etwas anderes.
Die US-DVD von Anchor Bay hat zwar überhaupt keine Extras, bietet aber dafür ein gutes scharfes Bild. Das Cover wirbt auch gleich mit dem Aufdruck "Banned in the UK".
© Sense of View
Alle Rechte vorbehalten.
Vervielfältigung nur mit Genehmigung der Redaktion.
© 1998 - 2024: Sense of View / Carsten Henkelmann
05.06.2004, 00:36:29 Slick Jagger
Yo, da kann ich nur zustimmen, intensiv! Neben "Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia" der beste Peckinpah. 5 von 5!