Film Daten

Titel:
Nekromantik
Originaltitel:
Nekromantik
Land & Jahr:
Deutschland 1987
Laufzeit ca.: ?
70 Min.
Regie:
Jörg Buttgereit
Darsteller:
Daktari Lorenz
Harald Lundt
Susa Kohlstedt
Beatrice Manowski
Christiane Baumgarten
Henri Boeck
Michael Buschke
Jörg Buttgereit
Hapunkt Fix
Elke Fuchs
Fritz Fuchs
Daniela Geburtig
Volker Hauptvogel
Wilfried Hoog
Manfred O. Jelinski
Hagen Koob-Liebing
Marion Koob-Liebing
Heinz Langner
Patricia Leipold
Mutfak Reisse
Franz Rodenkirchen
Colloseo Schulzendorf
Clemens Schwenter
Simone Sporl
Holger Suhr
Heike Surban
Harald Weis
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

DVD Daten

DVD Cover - Blood Pictures
Label:
Blood Pictures
Regionalcode / Norm:
2 / PAL
Bild / Zeit:
1.33:1 / k.A.
Sprachen/Ton:
Deutsch - DD 2.0
Untertitel:
Englisch, Französisch, Spanisch
Extras:
  • Audiokommentar von Jörg Buttgereit
  • Interviews & Outtakes
  • Making-Of
  • Trailer
  • Foto-Gallerie
  • Kurzfilm: "Captain Berlin"

Nekromantik

(Ein Kurzreview von Carsten Henkelmann)

Robert (Daktari Lorenz) arbeitet bei J.S.A. - Joe's Säuberungsaktion, eine kleine dreckige Firma, die Leichen entsorgt. Der Job ist aber die Erfüllung für ihn, denn so kann er seine nekrophilen Wünsche, die er mit Freundin Betty (Beatrice M.) teilt, befriedigen. Die geht sogar soweit und badet in Blut, während Robert fast jeden Tag neue Leichenteile von der Arbeit mitbringt, diese konserviert und sammelt. Eines Tages bringt Robert schließlich eine komplette Leiche nach Hause...

Der ursprünglich auf Super 8 Film gedrehte Amateurstreifen von Regisseur Jörg Buttgereit brach damals einige Tabus. Zum ersten Mal in der Filmgeschichte wurde Nekrophilie extrem deutlich vor der Kamera dargestellt und er schreckte dabei nicht mal vor einer minutenlangen Sexszene mit einer Leiche zurück. Diese Szene wurde zwar durch Effekte entfremdet, trotzdem erkennt man noch genug davon. Erst über 10 Jahre später sollte ein kleiner spanischer Film namens Aftermath das noch steigern können.

Die komplette Atmosphäre hat etwas düsteres, dreckiges an sich. Roberts Wohnung (gedreht wurde dabei in der Wohnung des Kameramanns) ist sehr trist eingerichtet, die einzige Zierde ist seine Sammlung von Körperteilen und ein paar Pornobilder an der Wand. In seinem Leben gibt es sonst nichts neben seiner Arbeit und seiner Freundin. Als beides weg ist, verliert er jeden Sinn seines Lebens aus den Augen. Zur Ablenkung geht er in Kino in einen Horrorfilm. Aber er, der es gewohnt ist Leichen mit bloßen Händen anzupacken, hält es dort nicht lange aus. Ziellos wandert er durch sein Leben.

Andere Regisseure wären mit diesem Thema wahrscheinlich anders umgegangen und hätten eine exploitative Mischung aus billigen Sexszenen und Effektheischerei davon abgezogen. Anders Jörg Buttgereit, der nicht das Thema, sondern die Person Robert in den Mittelpunkt stellt. Die Trickeffekte gehen für eine Amateurproduktion durchaus in Ordnung. Nur in einer Szene, und zwar als Robert von dem Friedhofsgärtner neben der toten Nutte gefunden wird und darauf von Robert mit einer Schaufel den halben Schädel abgeschlagen bekommt, sieht es doch ein wenig albern aus. Vor allem paßt die Szene auch nicht so richtig in den Film, denn vergleichsbares mit ähnlicher Härte gibt es sonst nicht zu sehen. Bei den schauspielerischen Leistungen muß man natürlich Abstriche machen, da erkennt man doch, daß die meisten nur Hobbyschauspieler sind. Daktari Lorenz spielt den Robert ganz gut, Beatrice M. als Betty geht auch noch in Ordnung, aber dann ist da nicht mehr viel. Regisseur Buttgereit spielt übrigens einen von Roberts Arbeitskollegen und Franz Rodenkirchen, der mit am Drehbuch gearbeitet hat, den Mörder in dem Slasherfilm im Kino.

Jörg Buttgereit hatte vor Nekromantik mit Daktari Lorenz den Kurzfilm Hot Love gedreht. Durch den Film wurde Produzent Manfred O. Jelinski auf den jungen Regisseur aufmerksam und erklärte sich bereit, Nekromantik zu finanzieren. Die Hauptrolle übernahm wieder Daktari, der nebenbei auch die markante Filmmusik beisteuerte. Das größte Problem war es nur, eine geeignete Schauspielerin zu finden, die bereit war, eine derart ungewöhnliche Sexszene zu drehen. Beatrice M. hatte damit aber keine Probleme und bekam so die Rolle. Dummerweise konnten sich die beiden Hauptdarsteller überhaupt nicht leiden und gerade an dem Tag, an dem die Sexszene gedreht werden sollte, verkrachten sich die beiden total. So wurde vorher der Streit zwischen Betty und Robert, als er seinen Job verliert, gedreht, um so die Aggressionen der beiden abzubauen und die Stimmungen der beiden gleich mit für den Film zu nutzen.

Der Film bleibt aber insgesamt Geschmackssache. Man mag ihn oder man haßt ihn. Der Stil ist durchaus gewöhnungsbedüftig und düfte wahrlich nicht jedem Gefallen. Die DVD hat wohl die beste Ausgestattung, die es je für einen Amateurfilm gegeben hat. Bei der Bildqualität darf man natürlich nicht mit einem supertollen Bild rechnen, schließlich ist es kein Kinofilm, der erst letztes Jahr gedreht wurde. Auch sind die ersten fünf Minuten arg dunkel, was aber an dem Originalmaterial lag. Ansonsten gibt es einen Kommentar von Buttgereit, Interviews, Trailer von Nekromantik und anderen Buttgereit Filmen und und und... Wer den Film mag kann bei dieser DVD bedenkenlos zugreifen.

Autor: Carsten Henkelmann
Film online seit: 29.10.2000

Leser-Kommentare

21.06.2004, 14:43:16 Degget ( Email schreiben )

Nicht schlecht, Herr Specht.
Ich bin zwar ein Horrorfilmfreak, aber der ist irgendwie komisch...
Naja, mit hängen und würgen nochmal Daumen Hoch

Degget

05.05.2004, 20:57:26 Thomas ( Email schreiben Homepage )

der film ist echt der hammer! und die geniale klaviermusik macht es gleich mal noch abgefahrener!

16.01.2004, 00:06:05 Patrick Götz ( Email schreiben Homepage )

Nekromantik ist einer der Perversesten und gewagtesten, aber zugleich Künstlerisch perfekt in Szene gesetzt. Ebenso ereicht die Musik im Film seine absolute wirkung.

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