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(Ein Review von Carsten Henkelmann)
Enrico Rossini (Fabio Testi), verheirateter Italienischlehrer, schippert mit seiner Schülerin und Geliebten Elizabeth (Christina Galbo) knutschend auf der Themse entlang. Elizabeth bemerkt plötzlich ein Mädchen, das von einem Mann verfolgt und brutal mit einem Messer umgebracht wird. Enrico hat davon nichts mitbekommen und deutet ihre panischen Hinweise als Hinhaltungsversuch, damit er nicht zudringlicher wird. Als er am nächsten Tag jedoch von einem Mord irgendwo am Themseufer hört, fährt er direkt zu der Stelle, wo Elizabeth angeblich den Mord gesehen haben will und findet dort tatsächlich eine Horde von ermittelnden Beamten.
In der Schule wird er schon von der ganzen Lehrerschaft und von Inspector Barth (Joachim Fuchsberger) erwartet, denn das ermordete Mädchen war eine Schülerin seiner Schule. Er gibt vor von nichts zu wissen, aber das ausgerechnet am nächsten Tag ein Foto vom Tatort mit ihm im Hintergrund erscheint, macht ihn natürlich zutiefst verdächtig. Trotzdem führt er das Verhältnis zu Elizabeth fort, denn die Beziehung zu seiner Ehefrau Herta (Karin Baal), ebenfalls Lehrerin an der gleichen Schule, krieselt heftig. Herta vermutet auch schon lange, daß er ein Verhältnis zu einer anderen Frau hat. Inspektor Barth muß er allerdings dieses Verhältnis gestehen, da er sich sonst noch verdächtiger machen würde.
Als dann schließlich ein weiteres Mädchen auf die gleiche grausame Weise stirbt, herrscht höchste Alarmstufe. Elizabeth kann sich plötzlich wieder an ein wichtiges Detail erinnern, das ihr an dem Mörder aufgefallen ist. Sie kann dies noch Enrico weitergeben, aber der Mörder hat auch schon sie im Visier und tötet sie. Enrico wird verhaftet, allerdings bezeugen die pathologischen Untersuchungen seine Unschuld. Durch die Geschehnisse wird das Verhältnis zwischen ihm und Herta wieder gestärkt und beide unterstützen mit vereinten Kräften den Inspector bei der Suche nach dem Mörder...
Diese deutsch-italienische Co-Produktion stellt so ziemlich den Film mit dem größten Exploitation-Faktor dar, der in der ganzen Edgar Wallace Reihe jemals gedreht wurde. Rein stylistisch betrachtet paßt er nicht mal so richtig zu den Wallace-Filmen, sondern es handelt sich vielmehr um einen handfesten Giallo. Zwar macht hier auch Blacky Fuchsberger (zum letzten Mal) einen auf Inspektor, aber ansonsten gibt es kaum Gemeinsamkeiten. Dafür ist dieser Film einfach zu direkt. Das der Film bei seiner deutschen Veröffentlichung um fast 11 Minuten gekürzt wurde sagt glaube ich schon alles aus. Dabei wurden aber nicht nur Gewaltszenen entfernt, sondern auch einige Dialoge.
Regisseur Massimo Dallamano stellt, wie auch in seinem superben 74er Thriller La Polizia Chiede Aiuto (aka Der Tod trägt schwarzes Leder, What have they done to your daughters?), die Schulteenager als scheinbar zu allen Lustspielen bereite junge Frauen dar, unnötige Duschszenen inklusive. Von unschuldigen Teenagern ist nicht mehr viel übrig geblieben. Die Exploitationschiene beherrscht er jedenfalls gut und mogelt sogar diverse Anleihen aus dem Slashergenre ein. Die Ergebnisse der Morde, höchst schmerzliche Taten durch Messerstiche ins weibliche Geschlecht, werden jedenfalls nicht dem Zuschauer vorenthalten, Dallamano verzichtete dabei aber zum Glück auf eine Überstrapazierung durch zu langes draufhalten mit der Kamera. Der Zuschauer bekommt genau soviel präsentiert, wie es für die Geschichte und den Erzählfluß nötig ist. Nicht mehr. Eine Talent, was leider nicht viele Exploitationfilmer beherrschen.
An und für sich bleibt der Film schon recht spannend. Wer ist der Mörder? Wer das nächste Opfer? Aber in typischer Giallo-Manier kommt alles anders als man denkt und sieht sich dann wieder mit einer ganz anderen Lösung konfrontiert. Das mag wohl oft funktionieren, aber hier finde ich die Lösung (die ich jetzt aber nicht verrate, ätsch), ein wenig zu sehr aus der Luft gegriffen. Jedenfalls ließ der Film ein eher unbefriedigendes Gefühl zurück. Teilweise werden auch andere Personen aus heiterem Himmel in Verdacht gebracht, die eigentlich nun gar nichts mit dem Rest der Story zu tun haben. Manchen mag das wohl gefallen und ich bin eigentlich sonst auch für sowas zu haben, aber irgendwie funktionierte es bei diesem Film nicht so gut.
Kommen wir aber nun zu den Schauspielern, die einem schon aus diversen Exploitationfilmen ans Herz gewachsen sind: Joachim Fuchsberger kennt sowieso jeder. Fabio Testi arbeitete ein paar Mal mit Lucio Fulci zusammen (in I Quattro dell'apocalisse aka Verdammt zu leben - verdammt zu sterben!, Four Horsemen of the Apocalypse) und Luca il contrabbandiere (aka Das Syndikat des Grauens, The Smuggler). Camille Keaton massakrierte drei zudringliche Kerle in I Spit on your Grave (Ich spuck auf Dein Grab), Karin Baal spielte in vielen deutschen Spielfilmen und TV-Serien, während es Claudia Butenuth (speilt hier die Oberschlampe Brenda) es irgendwann für ein paar Folgen sogar bis in die Schwarzwaldklinik brachte... Christina Galbo hingegen versuchte es später mit roten Haaren die Invasion der Zombies abzuwehren und als Kameramann fungierte Joe D'Amato, der Oberexploiter überhaupt! (Nein, Laura Gemser hat keinen Gastauftritt...)
Konnte der Film bislang nur auf mehr oder weniger kompletten VHS-Tapes gutiert werden, so ist jetzt Licht am Ende des Tunnels in Form der UK-DVD von EC Entertainment. Der Film liegt im Format 1.85 : 1 vor (eigentlich ist der Film in 2.35 : 1 gedreht worden!), allerdings nicht anamorph kodiert. Außer einem Trailer und einer Fotogallerie gibt es nichts an Bonusmaterial. Der Ton (nur englische Synchro) ist teilweise ein wenig dumpf und die Bildqualität läßt ein wenig zu wünsche übrig. Natürlich ist der Film schon etwas älter, aber die Technik ist doch mittlerweile so weit, auch aus älteren Filmen noch einiges rauszuholen. Vor allem im Bereich der Schärfe und der Farbsättigung hätte man bestimmt noch mehr rausholen können, außerdem machen sich auch des öfteren ein paar Rauschmuster bemerkbar. Die fallen allerdings auch nicht weiter auf, wenn man einen normalen Abstand zum Fernseher einhält. Auf einem Computermonitor fallen die hingegen schon stärker ins Gewicht. Insgesamt ist diese DVD für Fans des Films sicherlich eine Offenbarung, Spielraum für Verbesserungen ist allerdings noch reichlich vorhanden. Vor allem durch die nicht-Einhaltung des Originalformats wird man sich nach einer anderen Versionen umschauen. Zwar fällt der Informationsverlust an den Rändern nicht so stark ins Gewicht, aber man ist ja penibel...
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25.02.2006, 16:45:31 Chris ( )
"Cosa avete fatto a Solange?" ist bestimmt einer der besten Gialli überhaupt.
Traurig das er in Deutschland unpassenderweise als Edgar Wallace-Film lief.
Massimo Dallamano (der uns auch den genialen "La Polizia chiede aiuto" beschert hat) geht die recht interessante und schockierende Story auf eine Art und Weise an, wie man sich aus Filmen dieses Genres eigentlich nicht gewohnt ist. Sein Vorhaben war es ganz offensichtlich, einen nachdenklicheren, ernsteren und vor allem weniger spekulativen Film zu drehen als seine Kollegen Dario Argento, Umberto Lenzi oder Sergio Martino.
Das ist ihm meines Erachtens nach ausgezeichnet gelungen. Nur die unnötig ausgeschlachteten Nacktszenen (duschende Schulmädchen) stören diesen Eindruck. Die drastisch zugerichteten Mädchenleichen sollen eher abstoßen als Faszinieren wie das in einem Splatterfilm der Fall wäre. Man könnte sogar vermuten, das es die Absicht war, vor sexuellem Leichtsinn zu warnen und was diese für Folgen haben kann (Solange!). Insgesamt ist "Cosa avete fatto a Solange") einer der wenigen Italo-Thriller, der wirklich unter die Haut geht und mitnichten ins Exploitation-Fach fällt.
PS: Mittlerweile gibt es auch noch eine Italienische und eine amerikanische DVD des Films, beide sind besser als die oben besprochene EC-DVD.