Film Daten

Titel:
Anguish
Originaltitel:
Anguista
Land & Jahr:
Spanien 1986
Laufzeit ca.: ?
88 Min.
Regie:
J.J. Bigas Luna
Darsteller:
Zelda Rubinstein
Michael Lerner
Talia Paul
Ángel Jovè
Clara Pastor
Isabel García Lorca
Nat Baker
Edward Ledden
Gustavo Gili
Antonio Regueiro
Joaquín Ribas
Janet Porter
Patricia Manget
Merche Gascón
Jose M. Chucarro
Alternativtitel:
Im Augenblick der Angst
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

DVD Daten

DVD Cover - Anchor Bay Entertainment
Label:
Anchor Bay Entertainment
Regionalcode / Norm:
0 / NTSC
Bild / Zeit:
2.35:1 (anamorph) / k.A.
Sprachen/Ton:
Englisch - Dolby Surround
Englisch - DD 5.1
Untertitel:
-
Extras:
  • Trailer

Anguish

(Ein Review von Carsten Henkelmann)

Der Augenarzt John Pressman (Michael Lerner) ist ein eher unauffälliger Typ, der noch bei seiner Mutter Alice Pressman (Zelda Rubinstein) lebt. Er macht seinen Job ganz nach Routine, auch wenn er selber unter einer Augenkrankheit zu leiden hat. Nur die arrogante Patientin Caroline (Isabel Garcia Lorca) kann ihn nicht leiden, weil er ihr die falschen und damit schmerzhaften Kontaktlinsen eingesetzt hat. Sie hält ihn für einen Vollidioten und will fortan nur von seinem vorgesetzten Arzt behandelt werden. Alice Pressman will das nicht einfach so auf ihrem Sohn sitzen lassen und hypnotisiert ihn, damit er sich an ihr rächen kann. Er geht zu dem Haus in dem Caroline und ihr Mann wohnen und gibt vor, die passenden Linsen für sie dabei zu haben. Widerwillig lässt sie sich die Linsen einsetzen, die aber diesmal wirklich passen. Nur hat sie nicht lange was davon, denn ein paar Sekunden später bringt John sie um und entnimmt ihr obendrein noch die Augen. Ihr Mann, der zufällig Zeuge wird, muss auch daran glauben und wird ebenfalls seiner Augen beraubt.

Anguish - ScreenshotAnguish - Screenshot

Die ganzen Geschehnisse sind aber Teil eines Kinofilms, den sich Patty (Talia Paul) und Linda (Clara Pastor) mit etlichen anderen Zuschauern in einem Kino ansehen. Die Hypnoseeffekte des Films scheinen aber sich auch auf anwesende Kinogänger auszuwirken, denn schon bald verschwindet eine Person nach der anderen und kehrt nicht zurück. Die Handlung im Film und in der Realität nehmen dabei eine gefährliche Parallelentwicklung ein...

Dieser eigentlich relativ unbekannte spanische Streifen von 1986 gehört zu dieser Sorte von Filmen, an die man erstmal ganz neutral herangeht, weil man eigentlich gar nichts über den Film weiß. Das Ergebnis kann dan von überschwelliger Begeisterung bis zum totalen Frust reichen. Anguish liegt zwar in keinem der beiden Extreme, ist aber doch ein kleiner Geheimtipp, der sich durch eine gewisse Originalität auszeichnet. Die Idee des Films im Film ist ja schon des öfteren aufgegriffen worden (Purple Rose of Cairo, Last Action Hero, Demons, ...), aber wohl kaum einer hat es so verstanden, Handlungsstränge der Film-Fiktion und Film-Realität so geschickt miteinander zu verknüpfen, wie hier Bigas Luna. Teilweise geht er dabei fast sogar in eine filmische Dreidimensionalität, wenn sich ein Ereignis quasi in drei Filmebenen gleichzeitig abspielt. Würde man diesen Film dann noch in einem richtigen Kino sehen, dann wäre man selber noch Bestandteil einer zusätzlichen Dimension.

Anguish - ScreenshotAnguish - Screenshot

Was den Film in seiner Art auszeichnet, kann er spannungstechnisch leider nicht ganz halten. Zwar baut sich eine gute Thrilleratmosphäre auf, allerdings ist er in seinen Krimielementen doch ein wenig vorhersehbar. Allerdings vermeidet er es mit allzu offensichtlichen Klischees zu spielen und liefert dem Zuschauer ein grundsolides Ergebnis. Sogar der Splatterfan wird mit ein paar heftigen Szenen belohnt, ohne das diese allerdings zu plakativ oder vordergründig wirken. Die Hypnoseszenen sollen wohl dazu dienen, den Zuschauer ebenfalls etwas zu beeinflussen, was sie natürlich nicht schaffen. Aber es ist ein netter Effekt, zusätzlich wird in einer Texttafel zu Beginn des Films noch auf Risiken und Nebenwirkungen hingewiesen. Ein beliebter Gag von SF-Trash-Filmchen aus den 50er Jahren. Amüsanterweise scheint Bigas Luna die Gelegenheit genutzt zu haben, seine filmischen Einflüsse durch kleine geschickte Details zu präsentieren. In dem Kino, das John Pressman besucht, läuft der s/w-Klassiker The Lost World mit den Monsteranimationen von Ray Harryhausen und dort hängt auch ein Plakat von dem Bert I. Gordon Trasher Empire of the Ants. Der Film im "realen" Kino heißt "The Mommy", eine Abwandlung von The Mummy mit Boris Karloff. Der fiktive Regisseur heißt Anul Sigab, Bigas Luna rückwärts geschrieben. Den Abspann von Anguish läßt er dann auch wiederum über die Leinwand des Filmkinos laufen.

Bigas Luna drehte mit 30 Jahren seinen ersten Film Tatuaje (aka "Die tätowierte Leiche") im Jahre 1976. In den letzten Jahren hat er sich eher einen Namen als Regisseur von anspruchsvollen Filmen mit einem gewissen Erotikanteil gemacht, so z. B. Jamón, jamón (aka "Lust auf Fleisch", mit Penelope Cruz) oder Las Edades de Lulú (aka "The Ages of Lulu"). Für die meisten seiner Filme schreibt er auch selber die Drehbücher. Michael Lerner wird dem einen oder anderen vielleicht aus einer seiner unzähligen Auftritte in amerikanischen Serien bekannt sein. Zu seinen bekannteren Kinofilmauftritten gehört Barton Fink und eine Hauptrolle in der unsäglichen TV-Fortsetzung von der Omen-Reihe, Omen IV: The Awakening. Wer die drei Poltergeist Filme kennt, der kennt auch Zelda Rubinstein. Leider hat die gute Dame danach nie einen vergleichbaren Erfolg als Schauspielerin feiern können. Sie ist zwar immer noch als Schauspielerin aktiv, aber meistens in eher unbekannteren Produktionen. Zu den anderen Schauspielern gibt es auch sonst leider nicht viel zu erzählen, da die meisten nur in sehr wenigen Produktionen mitgewirkt haben.

Anguish - ScreenshotAnguish - Screenshot

Die US-DVD von Anchor Bay ist zwar arm an Extras, aber dafür können Bild und Ton überzeugen. Das anamorphe Widescreenbild ist recht stabil, arm an Artefakten oder sonstigen Defekten. Der Ton liegt in einer 5.1 Abmischung vor und in Dolby Surround. Der Trailer zu dem Film ist leider das einzige an Bonusmaterial. Allerdings scheint das auch meines Wissens nach weltweit die bislang einzigste DVD von dem Film zu sein. Interessierte können also ruhig zugreifen.

Autor: Carsten Henkelmann
Film online seit: 27.06.2002

Leser-Kommentare

24.02.2005, 15:58:31 Savini ( Email schreiben )

Ein Superfilm aus Spanien den ich 87 auf Video sah und bis heute im Gedächtnis geblieben ist. Bin grad durch Zufall auf das Review gestossen und völlig heiss auf das Teil denn Carsten hat voll ins Schwarze gefroffen.

Aber warum gibt es keine deutsche DVD ???? nicht mal von unseren allseits beliebt/bekannten SchmuddelVHS10teKopiepseudoDVDPressern !!!

Soweit ich mich erinnern kann war die deutsche Synchro ganz gut gelungen und die VCL Kopie hatte nur einen Schnitt und ein gutes Bild.

So schlummert wieder ein sehr guter Film in irgendeinem Archiv und man muss aus Übersee ordern und grad wird mit Sicherheit wieder irgendein Üblerdrecksfilm den keiner braucht "aufwendig" digitalisiert.

Auch wenns fast 20 Jahre her ist ne 9/10 und voller Erwartung ihn endlich wiederzusehen !!!

23.07.2003, 19:29:38 ata

hervorragende rezension der nichts hinzuzufügen ist !

© 1998 - 2024: Sense of View / Carsten Henkelmann