Film Daten

Titel:
Brother
Originaltitel:
Brother
Land & Jahr:
Japan / England / USA 2000
Laufzeit ca.: ?
109 Min.
Regie:
Takeshi Kitano
Darsteller:
Takeshi Kitano
Omar Epps
Kuroudo Maki
Masaya Kato
Susumu Terajima
Royale Watkins
Lombardo Boyar
Ren Osugi
Ryo Ishibashi
James Shigeta
Tatyana Ali
Makolo Ohtake
Kouen Okumura
Naomasa Musaka
Rino Katase
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

DVD Daten

DVD Cover - Film Four
Label:
Film Four
Regionalcode / Norm:
2 / PAL
Bild / Zeit:
1.85:1 (anamorph) / k.A.
Sprachen/Ton:
Japanisch - DD 5.1
Untertitel:
Englisch
Extras:
  • Dokumentation "Scenes by the Sea"
  • Cast & Crew Interviews
  • On Location (Behind the Scenes)
  • Featurette
  • Trailer

Brother

(Ein Review von Carsten Henkelmann)

Yamamoto (Takeshi Kitano) ist als Bodyguard in einer Yakuza Gruppe tätig. Sein Boss gerät in einen Hinterhalt und wird erschossen, die Yakuza-Familie gerät aus den Fugen. Sie findet sich in einem Kampf zwischen einzelnen Gruppen wieder. Die meisten der Familie schließen sich einer anderen Yakuza-Bande an, nur Yamamoto ist ihnen ein Dorn im Auge. Kato (Susumu Terajima), sein treuster Freund, bekommt den Auftrag ihn zu töten. Stattdessen fingiert er den Mord, damit Yamamoto in die USA flüchten kann. Dort macht er sich auf die Suche nach seinem Bruder Ken (Kuroudo Maki). Die beiden sehen sich nach etlichen Jahren wieder. Ken ist mittlerweile ein kleiner Dealer geworden, der mit seinen Kumpels Denny (Omar Epps), Jay (Royale Watkins) und Mo (Lombardo Boyar) kleinere Geschäfte tätigt.

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Auch wenn sich Yamamoto an die neue Kultur Amerikas gewöhnen muss, so sorgen seine Yakuza-Kenntnisse dafür, dass er und sein Bruder schnell zu den Köpfen einer einflussreichen Gangsterbande werden, die ihre Gegner gnadenlos ausschaltet. Sie werden zu einer starken Macht in der Unterwelt der Stadt. Aber schon bald ruft das die Mafia auf den Plan, da ihnen die Gang mittlerweile zu groß wird. Sie fordern 50% der Einnahmen, worauf Yamamoto natürlich nicht eingeht. Das hat zur Folge, dass ein Mitglied nach dem anderen durch Anschläge und Morde ums Leben kommt und die Gruppe auseinanderbricht. Yamamoto sieht das Ende der blutigen Dynastie gekommen. Zusammen mit Denny entführt er einen der Mafiabosse und fährt aus der Stadt. Dort machen sie noch ein wenig ihren Spaß mit dem Mafiosi und lassen ihn dann laufen. Das ist auch der Punkt, an dem sich die Wege von Denny und Yamamoto trennen...

Brother stellt Takeshi Kitanos erste Produktion dar, die mit internationalen Geldern finanziert wurde und zum größten Teil in den USA gedreht wurde. Nun mag sich der eine oder andere an weitere Regisseure asiatischer Herkunft erinnert fühlen, die mit ihren US-Filmen nicht mal ansatzweise an die Klasse ihrer Filme herankamen, die sie in ihrer Heimat gedreht haben. Allerdings halten sich diese Gedanken nicht lange, denn man merkt doch ziemlich schnell, dass es sich hierbei wieder um einen typischen Kitano Film handelt. Zwar wird einem nichts speziell neues geboten, sondern man bekommt eine Art Best-of Kitano zu sehen. Aber das hat wohl damit zu tun, dass der Film in einer internationalen Kooperation entstand und man neue Zuschauerschichten erreichen wollte. Zum Glück ohne irgendwelche Kompromisse einzugehen, denn Brother ist verdammt brutal, ein harter Kontrast zu Kitanos letztem Film Kikujiro no natsu (aka "Kikujiros Sommer"), aber näher an seiner Hauptrolle aus Battle Royale aus dem gleichen Jahr.

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Der Reiz dieses Film liegt in der Kollision der Kulturen. Der Japaner Yamamoto, der eigentlich bislang nur in Japan lebte (nehme ich zumindestens mal an, genaueres wird dazu nicht erzählt), muss sich plötzlich in einer unbekannten und ungewohnten Umgebung zurechtfinden und beherrscht nicht mal die Sprache des Landes. Als erstes gerät er dabei an das typische schwarze Kid, das ihn mit den üblichen Motherfucker-Sprüchen wegen einer zerbrochenen Weinflasche anmacht. Er verletzt den Jungen schwer am Auge. Später stellt sich heraus, dass es sich um Denny, Kens Kumpel handelt. Trotz des Vorfalls werden die beiden gute Freunde und halten bis zum Ende zusammen. Der Erfolg der Gang liegt sicherlich dann auch in den Methoden die Yamamoto durchzieht begründet. Die krasse, geradeaus gerichtete Brutalität, die ohne große Diskussionen ihre Opfer fordert, ist selbst für die Amis und andere Gangs ungewöhnlich und es dauert lange, bis eine gegnerische Fraktion dagegenhält. In diesem Handlungsrahmen erinnert der Film ein wenig an Scarface, in dem Al Pacino einen Lateinamerikaner spielt, der nach Amerika einwandert und sich dort erst zurechtfinden muss, aber dann zu einem mächtigen Gangsterboss aufsteigt. Die Gewalttaten und ihre Ergebnisse werden deutlich gezeigt, kein Abschwenken der Kamera mindert die Szenen. Dabei geht Kitano sogar noch weiter als in früheren Filmen. Seltsamerweise schafft er es die Gewaltszenen so zu inszenieren, dass man sie als einen natürlichen, aber unangenehmen Prozess der Handlung interpretiert und nicht als gewaltgeile und plakative Effekthascherei, wie es ja in vielen anderen Filmen passiert. Sogar eine Art "Gewaltkunst" wird geboten, als z. B. die Leichen mehrerer Gangmitglieder das japanische Zeichen für "Tod" bilden oder eine gewaltige Schießerei im Dunkel der Nacht stattfindet und die Szenerie nur durch die Mündungsfeuer der Waffen erhellt wird. Die deutsche Freigabe ab 18 ist durchaus gerechtfertigt.

Ähnlich wie in Sonatine, schafft Kitano (der auch das Drehbuch geschrieben hat) zwischen all der Gewalt auch eine Menge Ruhe. Manchmal läßt er auch einfach die Bilder für sich sprechen und bringt nur minimale Dialoge. Die Jungs aus der Gang werden dann auch mal beim gemeinsamen Basketballspiel gezeigt, beim Geburtstag von Dennys Mutter oder bei einem Tag am Strand (eine weitere Gemeinsamkeit mit Sonatine). Das mag den Freund handelsüblicher Actionkost mit viel Explosionen und rasanten Schnitten eher nicht schmecken. Ich finde, dass dadurch eine ungewohnte Tiefe in die Materie gelangt, die man nur selten in anderen Produktionen zu sehen bekommt und es ist löblich, dass man auch andere Herangehensweise an die Thematik nutzt, ohne sich auf die üblichen Wege zu konzentrieren. Kitanofans werden das aber wohl schon aus seinen früheren Filmen kennen.

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Über Takeshi Kitano brauche ich wohl nicht mehr viel schreiben. Zuerst war er in den 70er Jahren ein bekannter Standup-Comedian. Als Schauspieler ist er seit den 80er Jahren aktiv und sorgte 1983 für eine Überraschung, als er eine Hauptrolle in dem ernsten Kriegsfilm Merry Christmas, Mr. Lawrence auftauchte, der sogar recht erfolgreich in Japan lief. Später tauchte er außer in seinen eigenen Filmen noch in etlichen anderen Produktionen auf, wie z. B. Vernetzt - Johnny Mnemonic, Tokyo Eyes und Gonin. Als Regisseur ist er größtenteils für seine Gewaltballaden im Yakuza-Millieu bekannt. Omar Epps hatte seine erste Rolle erst Anfang der Neunziger, brachte es aber mittlerweile schon zu Hauptrollen in aktuellen Filmen, z. B. Mod Squad, The Wood oder In Too Deep. Der Japanser Shirase, der sich in den USA mit seinen Leuten Yamamoto anschließt, wird von Masaya Kato gespielt, der vielleicht als Ryuji Hanada aus dem hervorragenden Crying Freeman bekannt ist.

Mittlerweile gibt es den Film in Hongkong und in Großbritannien auf DVD. Eine deutsche DVD wird wohl auch nicht mehr lange auf sich warten lassen. Ich kann jetzt keinen direkten Vergleich zwischen der HK- und UK-DVD ziehen, aber laut diversen Forenpostings ist die UK-DVD wegen der besseren Bildqualität und des Bonusmaterials vorzuziehen. Die HK-DVD zeichnet sich nur durch einen günstigeren Preis aus. Das anamorphe Bild der UK-DVD ist eigentlich durchweg gut, nur in einigen dunklen Flächen macht sich eine leichte Körnung bemerkbar. Der Ton liegt in Dolby Digital 5.1 vor. Da die Japaner unter sich japanisch und die Amerikaner unter sich Englisch sprechen, gibt es keine getrennte Tonspur für die Sprachen. Die Szenen in denen japanisch gesprochen wird, sind allerdings mit englischen Untertiteln versehen worden.

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Das Herzstück des Bonusmaterials ist die über dreiviertelstündige Dokumentation "Scenes by the Sea - The Life & Cinema of 'Beat' Takeshi Kitano", die sich, wie der Name schon sagt, ganz Kitanos Werken und seinem persönlichen Werdegang widmet. Zwar liegt der Schwerpunkt bei Brother, mit Aufnahmen von den Dreharbeiten usw., aber auch seine ganz frühen Filme werden vorgestellt. Das ganze ist noch angereichert mit kurzen Interviewausschnitten von Filmkritikern und Leuten die mit ihm zusammengearbeitet haben. Dabei werden nicht nur seine bekannten Seiten beleuchtet, sondern auch einige Aspekte, von denen man hierzulande eher selten gehört hat. Eine recht interessante und gut gemachte Dokumentation, auch wenn die englische Aussprache der japanischen Übersetzer manchmal zum Schmunzeln anregt. Die Featurette ist dagegen eine dieser üblichen kurzen Werbefilmchen und bringt keine wirklich neuen Informationen. Der kurze On Location Zusammenschnitt besteht aus mehreren kleinen Aufnahmen von den Dreharbeiten und geht ungefähr viereinhalb Minuten. In dem 15-minütigen Interviewblock werden die Fragen als Texttafeln und die Antworten als Filmaufnahmen gezeigt. Die ersten fünf Minuten gehören ganz Kitano, danach kommen noch einige Fragen an den japanischen Produzenten Masayuki Mori, den amerikanischen Produzenten Jeremy Thomas und Omar Epps. Zum Abschluß gibt es dann noch den 2-minütigen Trailer, der den Film eigentlich actionreicher verspricht, als er in Wirklichkeit ist.

Autor: Carsten Henkelmann
Film online seit: 27.06.2002

Leser-Kommentare

12.09.2005, 15:32:57 Isabelle

Wenn amerikanische Gangsterfilme auch so viel Hirn hätten, wäre das Mainstream-Kino wahrscheinlich auch eine ganze Ecke besser. - "Brother" ist einfach nur genial!

06.08.2005, 22:52:29 Mr. Noir ( Email schreiben )

Die für Takeshi Kitano typisch minimalistische Inszinierung gibt der schnellen, bunten und heuchlerischen Hollywood Traumwelt den verdienten Arschtritt. Ein herausragender Film der gekonnt zwischen expliziter Gewalt und zurückhaltender Poesie balanciert.
Zur Deutschen DVD-Veröffentlichung kann ich sagen, dass sie sehr enttäuschend ist. Bis auf den Trailer gibt es keine Extras. Bild und Ton sind miserabel und es fehlt der O-Ton, wobei zumindest die Deutsche Synchronisation akzeptabel ist.

29.08.2004, 15:30:08 Miki Narko Ultras

BROTHER ist ein harter Mafiafilm mit einem herausragenden Takeshi Kitano, er spielt den Yakuza so cool muss mann gesehen haben...
Gehört zum besten was das Genre zu bieten hat!

11.06.2004, 12:46:11 Orson_ ( Email schreiben )

Herausragender Yakuzafilm. Der beste Yakuzafilm, den ich je gesehen habe, welcher leider von vielen Leuten mit Vorurteilen gestopft wird. Sehr gute Story, gute Schauspieler, klasse Atmosphäre und extrem spannend. Wer diesen Film sieht, will mehr von diesem Regisseur sehen.

15.04.2004, 16:59:50 Florian Kuhn ( Email schreiben )

Ein explosiver Mafiafilm. Ein muss für Fans von fernöstlichen Mafiafilmen. Gut inszeniert und wahnsinnig spannend.

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