Film Daten

Titel:
Untot
Originaltitel:
Untot
Land & Jahr:
Deutschland 1999-2004
Laufzeit ca.: ?
90 Min.
Regie:
Martin Erfling
Darsteller:
Sebastian Feil
Hans Huser
Stefan Uckel
Rainer Düsing
Carsten Ziegelmann
Maarten Vellekoop
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

Untot

(Ein Review von Carsten Henkelmann)

4 Brüder, die jahrelang unbehelligt in einem Wald hausten, beschließen endlich wieder den Weg in die Zivilisation zu suchen. Allerdings hat sich die Welt unbemerkt von ihnen vollkommen verändert und der Großteil der Menschheit besteht nur noch aus hungrigen Zombies, die auch prompt die 4 Jungs als neue Nahrungsquelle identifizieren. Zwei der Brüder, Wolfgang (Hans Huser) und Igor (Maarten Vellekoop), fackeln allerdings nicht lange und langen kräftig zu, mit äußerst blutigem Ergebnis. Da der Strom der Angreifer kaum nachläßt und die beiden scheinbar großen Spaß an der Sache haben, trennen sich die anderen beiden Brüder Johannes (Sebastian Feil) und Boris (Stefan Uckel) von ihren Geschwistern, da sie dem blutigen Spektakel nicht weiter zuschauen wollen. Aber auch auf ihrem Weg bleibt ihnen irgendwann nichts anderes mehr übrig als um ihr Leben zu kämpfen. Wolfgang ist hingegen später auf sich alleine gestellt, als Igor Opfer der untoten Bestien wird. Er trifft schließlich auf "den Unbekannten" (Rainer Düsing), ein resoluter Kämpfer der kräftig zulangt, aber über die Hintergründe des ganzen eine Menge mehr zu wissen scheint als er zugeben mag. Der führt ihn schließlich zu Prof. Dr. Gore (Carsten Ziegelmann)...

Ich habe es glaube ich schon oft genug erwähnt: deutsche Amateursplatterwerke hasse ich eigentlich wie die Pest. Die üblichen Werke aus diesem Land bieten eine Handlung mit dem Seitenumfang eines Bierdeckels, dämlichste Dialoge und reine Effekt- und Splatterorgien ohne Sinn und Verstand, immer nur eingesetzt um ihrer selbst willen. Deswegen findet man hier auf Sense of View auch fast keine Besprechungen von Filmen von Leuten wie z.B. Andreas Schnass, Andreas Bethman oder Olaf Ittenbach, es wären alles durch die Bank übelste Verrisse für Filme, für die ich meine Zeit nicht verschwenden möchte, da bin ich ganz ehrlich.

Untot unterscheidet sich da nicht großartig von den Filmen oben genannter Regisseure, aber - obacht, Überraschung! - bei der Premiere in Osnabrück am 6. Februar fühlte ich mich bestens unterhalten. Okay, das mag auch damit zusammenhängen, dass einige Bekannte von mir in dem Film auftauchen, aber Untot hat trotzdem einen entscheidenden Vorteil gegenüber den anderen Filmen deutscher Amateursplattermacher: er nimmt sich selber nicht allzu ernst. Andere Werke versuchen möglichst ernst und düster ihre Geschichte zu erzählen und scheitern dabei total, weil sie dadurch nur erreichen, dass sie unfreiwillig komisch erscheinen und die Stümperhaftigkeit der Werke nur noch deutlicher zum Vorschein kommt. Bei Untot wird sofort klar, dass an erster Stelle der Spaß an der Sache im Vordergrund steht und dadurch nimmt man die gewohnten Nachteile gerne in Kauf, weil der Film einfach nur unterhalten will, wenn natürlich auf eine derbe Art und Weise.

Warum die Zombies in der ganzen Welt umherschleichen wird zwar im letzten Drittel versucht zu erklären, wirklich wichtig ist es aber eigentlich nicht. Da funktioniert der Film ähnlich wie Versus, in dem man auch die Tatsache hinnimmt, dass sich in dem Wald die Toten einfach so aus dem Erdreich erheben und für Partyterror sorgen. Auch andere bekannte Klassiker des Horror- und Splattergenres lassen sich in Untot erkennen. Am deutlichsten Peter Jacksons Erstling Bad Taste, das sogar soweit geht, dass einer der Zombies in Untot den typischen Look der Aliens übernommen hat, mit strohblonden Haaren und blauen Klamotten. Auch einige der Splatterszenen zeigen den Einfluss des neuseeländischen Films, da mir einige der Effekte und Einstellungen doch etwas bekannt vorkamen. Aber auch Anleihen an Evil Dead und Return of the Living Dead 3 kann man erkennen und selbst die Zweckentfremdung eines Häckslers wie in Fargo findet sich hier wieder, was ich aber in diesem Fall völlig okay finde.

Die Effekte wirken natürlich nicht immer super-professionell, sind aber stellenweise schon derbe eklig. Für einen lauschigen Abend zu zweit taugt dieser Film also in keinster Weise. Der Schnitt wirkt dagegen bis auf ein paar holprige Stellen recht gut, vor allem werden die parallelen Ereignisse von Wolfgang und dem Unbekannten und den anderen beiden Brüdern nie aus dem Auge verloren, sondern es wird immer schön zwischen den beiden Handlungssträngen gewechselt.

Für Leute aus Osnabrück und Umgebung bietet der Film noch mehr Vergnügen, da er quasi fast in meiner Nachbarschaft entstanden ist und sogar die Osnabrücker Fußgängerzone kurz als Schauplatz des Zombiespektakels herhalten musste. Bei den Dreharbeiten wäre ich ja zu gerne dabei gewesen... Hier könnte man sogar eine gesellschaftskritische Aussage hineininterpretieren in der Form, dass eine Person, völlig blutüberströmt und wankend, durch eine belebte Straße geht, sich die Passanten aber kaum um ihn kümmern und höchstens mal verwundert hinterblicken. Nun ja, das würde aber zuweit führen und war so bestimmt nicht geplant gewesen. Aber trotzdem ein witziger Gedanke. Als Zombies hielt übrigens neben unzähligen Freunden und Bekannten des Regisseurs mindestens die halbe Osnabrücker Metalszene her.

Bei der Produktion des Films wurde auch wieder Vorbild an Bad Taste genommen, aber das wohl eher unabsichtlich. Denn die ersten Dreharbeiten zu Untot wurden bereits 1999 durchgeführt, aber erst fast 5 Jahre später konnte der Film dann endlich in seiner endgültigen Fassung einem breiteren Publikum vorgestellt werden. Was den Splatter- und Gorefaktor allerdings angeht, hat Braindead hier eine echte Konkurrenz bekommen. Laut Abspann wurden 750 Liter Kunstblut verbraucht und das glaube ich sofort. Zwei Schlachtereien hätten auch garantiert leergeräumt werden müssen, sofern es echte Gedärme gewesen wären, die hier so zahlreich durch die Gegend fliegen. Übrigens kommt hier auch ein Rasenmäher zum Einsatz, allerdings ein Modell, das eigentlich sonst eher selten als Mordmaschine herhalten muss. Die Leichen häufen sich im halb-minuten-Takt, irgendwann habe ich das mitzählen aufgegeben. Mal sehen, wie lange der Film braucht, bis er der BPJS vorliegt. Wobei die Kernaussage des Films deutlich am Schluß präsentiert wird, denn es geht doch nichts über eine wahre Männerfreundschaft...

Fans von Amateursplatter können bei diesem Werk bedenkenlos zugreifen. Alle anderen, die wie ich so ihre Vorbehalte gegenüber solchen Filmen haben, könnten den Film zumindestens mal antesten. Für weitere Infos besucht die Homepage http://www.funactpictures.de/. Zur Zeit gibt es den Film nur auf Video, eine DVD ist allerdings in Planung. Ein erster Teaser des nächsten Projektes namens Wild Boys - Jetzt wird gerockt! konnte bei der Premiere von Untot bereits bewundert werden und läßt auf ein amüsantes Rock'n'Roll Epos hoffen.

Autor: Carsten Henkelmann
Film online seit: 08.02.2004

© 1998 - 2024: Sense of View / Carsten Henkelmann