Film Daten

Titel:
Circus der Vampire
Originaltitel:
Vampire Circus
Land & Jahr:
England 1972
Laufzeit ca.: ?
83 Min.
Regie:
Robert Young
Darsteller:
Adrienne Corri
Thorley Walters
Anthony Higgins
John Moulder-Brown
Laurence Payne
Richard Owens
Lynne Frederick
Elizabeth Seal
Robin Hunter
Domini Blythe
Robert Tayman
John Bown
Mary Wimbush
Christina Paul
Robin Sachs
Lalla Ward
Skip Martin
David Prowse
Roderick Shaw
Barnaby Shaw
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

DVD Daten

DVD Cover - Koch Media
Label:
Koch Media
Regionalcode / Norm:
0 / PAL
Bild / Zeit:
1.85:1 (anamorph) / 83:05
Sprachen/Ton:
Deutsch - DD 2.0
Englisch - DD 2.0
Untertitel:
-
Extras:
  • Trailer
  • Aushangfotos
  • Covergalerie
  • DVD-ROM: Comic als JPG-Bilder
  • DVD Credits
  • Booklet mit Liner Notes

Circus der Vampire

(Ein Review von Carsten Henkelmann)

15 Jahre nachdem einige Männer eines kleinen Dorfes sich eines Vampirgrafen entledigt haben, leiden sie unter den Folgen einer unbekannten Krankheit. Bis auf Dr. Kersh (Richard Owens) glauben alle Männer an den Fluch des Grafen, den er noch vor seinem Tode ausgesprochen hat. Dann kommt plötzlich ein Zirkuszug von Zigeunern in den Ort und lenkt die Bewohner jeden Abend mit neuen Vorstellungen ab. Niemand ahnt aber, dass es sich bei einem Teil der Zirkusleute um Vampire handelt, die endlich den Fluch des Grafen Wirklichkeit werden lassen wollen...

Circus der Vampire - ScreenshotCircus der Vampire - Screenshot

Solch einen wilden Beginn wie in diesem Film hat wohl noch kein Vampirfilm hingelegt. Noch bevor die Anfangscredits über den Bildschirm flimmern, wurde ein niedliches kleines Mädchen vom Vampirgrafen zu Tode gebissen, der Graf gepfählt, es kommen mehrere Dorfbewohner ums Leben, seine hübsche Gespielin wird ausgepeitscht und das Schloß des Grafen in die Luft gejagt. Damit sind dann auch schon die ersten 10 Minuten rum ohne das man es gemerkt hat. Der Graf ist ein sinistrer dunkler Charakter, der sich am Blut kleiner Kinder labt und sich anschließend dann mit seiner Geliebten (keine Vampirin!) fleischlichen Gelüsten hingibt. Dabei handelt es sich auch noch um die Ehefrau (Domini Blythe) des Schuldirektors des Ortes Dr. Mueller (Laurence Payne). Hierbei spielt der Film offen mit der sonst nur als Metapher verdeutlichten Tat, dass es sich bei den Biß des Vampirs um die Hingabe einer Person zu einem Fremden hin handelt. Sie wird dann schließlich bestraft, indem sie - nur bekleidet mit einem dünnen Hemd - von mehreren Dorfbewohner geprügelt und gepeitscht wird, die Strafe für den Betrug an ihrem eigenen Ehemann.

Danach kehrt dann für einige Minuten Ruhe ein. Diese Ruhe ist aber trügerisch. 15 Jahre später ist der Ort völlig am Boden. Durch die Pest stirbt eine Person nach der anderen, die ängstlichen Bewohner verrammeln ihre Fenster und trauen sich nur vermummt auf die Straße. Der Ort ist durch Straßenblockade von der Außenwelt isoliert, bewaffnete Männer anderer Orte sorgen dafür, dass niemand die Gegend verläßt, da sie Angst vor der Krankheit haben. Hier zeichnet der Film ein sehr düsteres Weltbild, in das plötzlich der Zirkus wie ein bunter Farbklecks hereinbricht. Die Bewohner des Ortes nehmen das Angebot dankend an, auch wenn sie den Zigeunern skeptisch gegenüberstehen. Als ein Junge plötzlich verschwunden ist, werden die Zirkusleute sofort verdächtigt und angegriffen. Letztendlich stellt sich heraus, dass der Junge auf eigene Faust weggegangen ist. Fürs kurzweilige Vergnügen ist der Zirkus gut genug, aber die Artisten sollen trotzdem den Abstand zu den Leuten wahren. Der dörfliche Argwohn in seiner niedersten Form.

Circus der Vampire - ScreenshotCircus der Vampire - Screenshot

Der Film bietet nebenbei noch eine erfrischende Abwandlung klassischer Vampirelemente. Schon als ein Junge neugierig in den Pantherkäfig hineinblickt, meint er stattdessen einen jungen Mann zu sehen. Dieser Mann, Emil (Anthony Higgins), ist in der Tat eine Art Formwandler, mal Panther, mal Mensch bzw. Vampir. Ähnliches gab es bereits in Jacques Tourneurs Cat People von 1942 bzw. 10 Jahre nach Circus der Vampire in dem 1982er Remake von Paul Schrader, in dem Malcom McDowell ein Schattendasein als Hybride aus Panther und Mensch fristet. In der Gestalt der Geliebten des Grafen bzw. der Zigeunerfrau (Adrienne Corri) und den anderen Artisten stehen den Vampiren auch Gehilfen zur Seite, die ihrerseits aus freien Stücken oder unbewußt den Dämonen helfen, ohne vorher von denen gebissen worden zu sein. Die sexuelle Komponente, die Faszination der Vampire auf andere Frauen und die damit verbundene Hörigkeit, kommt in diesem Film auch sehr viel stärker zur Geltung. Sicherlich ein Zeichen seiner Zeit, da in den 70ern im Gegensatz zu dem Jahrzehnt davor sehr viel freier mit dem Thema umgegangen werden konnte.

Durch das Zirkusambiente bekommt der Film auch eine recht surreale Note verpasst, die ihm aber gut zu Gesicht steht und ihn so noch mehr von klassischen Vampirstreifen unterscheidet. Neben der Zigeunerfrau, quasi die Direktorin des Zirkus, gibt es den obligatorischen starken Mann (David "Darth Vader" Prowse), den Zwerg, zwei Tänzer und zwei Akrobaten. Aus dem Akrobatenpärchen wird während ihrer Kunstsprünge Fledermäuse und umgekehrt. Zwar sind hier die Trickaufnahmen nicht wirklich gut geglückt, allerdings funktioniert der gewollte Effekt trotzdem recht gut. In der Mitte des Films wirds nur einmal richtig lächerlich bei einem Angriff des Panthers, der von aufmerksamen Zuschauern als ein schwarzes Stofftier zu erkennen ist. Kein Wunder, dass die Szene so schnell geschnitten wurde, dass man das Tier kaum richtig zu Gesicht bekommt. Auch habe sich einige unlogische Elemente eingeschlichen. Nachdem die Dorfbewohner und die Zirkusleute massiv aneinandergeraten sind, wird trotzdem eine Vorstellung gegeben, die auch noch besucht wird.

Circus der Vampire - ScreenshotCircus der Vampire - Screenshot

Trotz der aufgezählten Mängel handelt es sich bei Circus der Vampire für mich doch um eine echte Entdeckung. Ich wußte nicht sehr viel von dem Film und wurde quasi überrumpelt von dem teilweise vorgelegten Tempo und wie offen hier mit dem Thema Sexualität und damit verbundene Hörigkeit umgegangen wird. Fans der Hammer Filme werden sich den Film ohnehin zulegen. Aber auch allgemein an Vampirfilmen Interessierte sollten mal einen Blick riskieren, da er eine interessante Variante klassischer Vampirthemen bietet.

Erstaunlicherweise ist Circus der Vampire das Debüt von Regisseur Robert Young. Danach drehte er auch keinen weiteren besonders erwähnenswerten Kinofilm, sondern arbeitete mehr für das britische Fernsehen. Dort drehte er unter anderem einzelne Folgen für die Serie Hammer House of Horror und Robin of Sherwood. Adrienne Corris frühe Rollen waren eher in US Low-Budget Streifen wie Devil Girl From Mars, bis sie dann irgendwann nach England ging und dort in Filmen wie Clockwork Orange auftrat. Thorley Walters kennt der Hammer Film Fan aus Dracula: Prince of Darkness und Frankenstein Created Woman. Anthony Higgins war bereits zuvor in Taste the Blood of Dracula (Wie schmeckt das Blut von Dracula) im Vampirmilieu unterwegs gewesen und trat später in dem Nunsploitationschocker Flavia, la monaca musulmana (Flavia - Leidensweg einer Nonne) auf. Lynne Frederick war später sogar im italienischen Exploitationkino zu sehen, darunter Lucio Fulcis I Quattro dell'apocalisse (Verdammt zu leben - Verdammt zu sterben!) und der Gialli Schizo.

Circus der Vampire - ScreenshotCircus der Vampire - Screenshot

Die DVD von Koch Media kann allein wegen der Bildqualität schon uneingeschränkt empfohlen werden. Auch wenn in Szenen mit sehr feinen Details, wie z.B. Gräser im Wald etc., einen leichten Hang zur Blockbildung haben, so ist der Transfer insgesamt zufriedenstellend. Materialschäden sind so gut wie keine zu erkennen und auch Schärfe und Kontrast sind in Ordnung. Beide Tonspuren sind die original Monotracks, die aber auf beide Stereokanäle verteilt wurden. Die deutsche Synchronisation ist sogar recht gut geworden und hält sich ziemlich eng an den Originaldialogen. Untertitel werden allerdings keine angeboten.

Das Bonusmaterial besteht aus dem englischen Trailer zu Circus der Vampire und Trailern zu den weiteren Koch Media Veröffentlichungen Draculas Hexenjagd (ebenfalls der englische Trailer) und Die Todeskarten des Dr. Schreck (deutscher Trailer). Des weiteren gibt es zwei selbst ablaufende Bildergalerien mit Aushangfotos und Covermotiven. Der Comic liegt in Form von mehreren JPG-Dateien als DVD-ROM Part vor. Bei den "Production Notes" handelt es sich um einen ziemlich irreführenden Begriff, da sich in Wirklichkeit die DVD Credits dahinter verbergen. Hammer-Experte Uwe Huber schrieb die Liner Notes im Booklet.

Autor: Carsten Henkelmann
Film online seit: 24.02.2004
Letzte Textänderung: 28.08.2006

Leser-Kommentare

01.10.2004, 17:41:35 Lars Hellmann ( Email schreiben )

CIRCUS DER VAMPIRE beginnt mit einer besonders bemerkenswerten Vortitelsequenz, die von der unheilschwangeren, wunderbaren Musik James Bernards untermalt wird. In ihr begeht die lüsterne Anna, von ihrem Ehemann, dem Schulmeister gelangweilt, einen Ehebruch und versorgt den Grafen mit kleinen Kindern. Für diese verwerflichen Taten soll sie zu Tode gepeitscht werden. Die Männer nehmen ihre Gürtel ab, als wollten sie Anna gemeinsam vergewaltigen, und peitschen sie dann aus ? und die Frau windet sich auch noch erst unter den Schlägen in bizarrer Lust. Immer bedingt eine Lust die andere: Der Vampirgraf tötet das Kind Jenny und wendet sich, noch Blut an den Lippen, seiner nackten Geliebten zu. Die weitere Handlung setzt mit dem erscheinen des Zirkusses ein und zieht den Zuschauer in einen kaum übersehbaren Strudel: Vampirismus, Seuchen, doppelte Identitäten in denen zwei Zwillingspaare Verwirrung stiften. Grausam sind die drastischen Todesarten: vom Panther zerfetzte Menschen. Eine Pfählung mit einem überdimensionalen, spitzen Holzkreuz. Eine Köpfung mit der Sehne einer Armbrust. Effektvoll sind die echten Raubtiere, vor allem die Fledermäuse. Anthony Higgins (der sich hier noch Anthony Corlan nennt), und Robert Tayman verkörpern die Obervampire Emil und Graf Mitterhaus, die durch erotische Macht die (weibliche) Bevölkerung des Dorfes in den Händen haben. Ihre Opfer sind nur allzu willige Dienerinnen des Bösen. Nur die süße Lynne Frederick, in kindlicher Liebe dem bubenhaften John Moulder-Brown zugetan, scheint dagegen immun zu sein. Sie dürfen das finale Inferno überleben.

04.03.2004, 17:56:50 Christian Schulze ( Email schreiben )

Sehr guter Hammer-Horror mit ungewöhnlich drastischen Splatter- und Sex-Einlagen. Schade, dass das Publikum damals nicht mitzog und es deshalb nur wenige "härtere" Hammerfilme gibt.

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