Film Daten

Titel:
Alucarda
Originaltitel:
Alucarda, la hija de las tinieblas
Land & Jahr:
Mexiko 1978
Laufzeit ca.: ?
77 Min.
Regie:
Juan López Moctezuma
Darsteller:
Claudio Brook
David Silva
Tina Romero
Susana Kamini
Adriana Roel
Martin LaSalle
Tina French
Lili Garza
Betty Catania
Manuel Dondé
Birgitta Segerskog
Rosa Furman
Tito Novaro
Victorio Blanco
Agustín Isunza
Alternativtitel:
• Innocents from Hell
• Mark of the Devil 3
• Sisters of Satan
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

DVD Daten

DVD Cover - Mondo Macabro
Label:
Mondo Macabro
Regionalcode / Norm:
0 / NTSC
Bild / Zeit:
1.33:1 / 77:48
Sprachen/Ton:
Englisch - DD 1.0
Spanisch - DD 1.0
Untertitel:
-
Extras:
  • Dokumentation "Juan Lopez Moctezuma: A Cultured Maverick"
  • Interview mit Guillermo del Toro
  • Interview mit Juan Lopez Moctezuma (Text)
  • Bio- und Filmographie von Juan Lopez Moctezuma
  • Trailer
  • Bildergalerie

Alucarda

(Ein Review von Carsten Henkelmann)

1868: Justine (Susana Kamini) kommt nach dem Tod ihrer Eltern in eine Klosterschule. Ihre Zimmerkollegin ist Alucarda (Tina Romero), mit der sie sich schnell anfreundet. Als sie die Waldgegend um das Kloster herum erkunden, werden sie auf Zigeuner aufmerksam. Die Wahrsagerin will Justine aber ihre Zukunft nicht erzählen, sie gibt nur irgendwas von Düsternis, Verderben und Tod von sich. Kurz darauf finden sie ein unbewohntes Herrenhaus, das schon seit ewigen Jahren verlassen ist. Dort möchte Alucarda mit Justine einen Pakt auf ewige Freundschaft bis zum Tod schließen. In ihrer Wildheit öffnet sie den Sarg einer Frau, der dort seit 15 Jahren liegt, also so alt ist wie Alucarda. Dabei passiert etwas grauenvolles. Ein wilder Geist scheint von Alucarda Besitz genommen zu haben und auch Justine ist davon nicht unberührt gewesen. Sie verändern sich mehr und mehr, so sehr, dass die Ordensschwestern sie kaum noch wiedererkennen. Als beide dann während des religiösen Unterrichtes satanische Botschaften von sich geben, veordnet der Oberpriestern einen Exorzismus an beiden Frauen. Dies kann der Arzt Dr. Oszek (Claudio Brook) gerade noch verhindern, wird aber dann selbst zum Exorzisten und Satansjäger, als seine eigene Tochter in die Gewalt von Alucarda gerät...

Alucarda - ScreenshotAlucarda - Screenshot

Holla, welch ein delirischer Rausch! Wer ein wenig mit dem sogenannten "Panic Movement" solcher Regisseure wie Alejandro Jodorowsky (El Topo, Santa Sangre) oder Fernando Arrabal (Viva La Muerte) vertraut ist, weiß, dass das mexikanische Kino der 70er Jahre durchaus recht wild ausfallen konnte und nur einer Handvoll von Leuten wirklich zu begeistern wußte. Alucarda erinnerte mich ein wenig an die selten mit einer strikten linearen Handlung versehenen Werke dieser Regisseure. Die Handlung ist hier sekundär. Alles was passiert erscheint eher wie ein Traum, zuerst poetisch, mit wunderbaren Aufnahmen verträumter Waldlandschaften, bis es sich in einen surrealen Alptraum mit unwirklichen Motiven, furiosen panischen Attacken und menschlichen Niedergang wandelt der von den Schreien wahnsinnig gewordener Ordensschwestern begleitet wird. Alucarda in die Reihe konventioneller Nunploitation-Filme aus dem europäischen Raum einzuordnen fällt schwer, da er sich in seiner Konsequenz der Darstellung doch zu sehr von ihnen unterscheidet.

Zitat

That's it! A heliophobic demon!
That's a sixth-category devil who hates light!
He acts at night when the shadows protect him.
We have do destroy him in order to free the girls.
We must prepare... an EXORCISM!

Die Pre-Credit Sequenz zeigt schon deutlich, dass es für den Rest des Films wohl nicht mit rechten Dingen zugehen wird. Eine Frau, wohl Alucardas Mutter, da sie ebenfalls von Tina Romero dargestellt wird, hat ein Kind geboren, das sie vor jemandem in Sicherheit bringen läßt. Kurze Zeit später stirbt sie durch eine unheimliche Macht. Bei Alucarda als Teenager fällt auch gleich sofort auf, dass sie irgendwie nicht in diese Welt bzw. in das Klosters passt. Als einzige der Schülerinnen hat sie pechschwarze Haare und trägt immer schwarze Kleidung. Das Kloster wirkt auch wie von der Welt entrückt, der größte Teil scheint in einer riesigen Höhle eingelassen worden zu sein, was die unwirkliche Atmosphäre des Films noch mehr unterstützt. Außerdem wirken die Nonne nicht wie man sich Nonnen vorstellt. Ihre Kleidung besteht nicht aus einer sauberen schwarz-weißen Kluft, sondern wirkt eher dreckig, staubig, fast als ob die Stoffe lange Zeit in dreckiger Erde gelegt hätten.

Alucarda - ScreenshotAlucarda - Screenshot

Moctezuma gelang es aber, mit seinen Bildern eine faszinierende Welt aufzubauen, in der Realität und Übersinnliches ineinander übergehen. Claudio Brook spielt einerseits den Arzt, der versucht mit rationalen Mitteln zu einer Lösung zu gelangen, in einer zweiten Rolle ist er als eine Mischung aus Zigeuner und Waldschrat zu sehen, der in einer Zeremonie die beiden Mädchen den übernatürlichen Mächten nahebringt. Genre-gerecht werden Ansätze von lesbischer Anziehung nicht nur zwischen den Mädchen, sondern auch zwischen einer Ordensschwester zu Justine angedeutet, allerdings nicht explizit dargestellt wie es z.B. Jess Franco es in so einem Fall getan hätte.

Eine klare Empfehlung für den Film auszusprechen fällt allerdings schwer. Dafür ist seine Art zu versperrt, zu speziell als das er pauschal jedem Fan der Bereiche Horrorfilm und Nunploitation gefallen könnte. Er bietet einiges an nacktem Fleisch und Blut, allerdings kann man ihn weder als einen Sexploitation noch als einen harten Horrorfilm bezeichnen geschweige denn auf diese Elemente reduzieren. Aufgeschlossenen Filmzuschauern, die durchaus auch Gefallen an Filmen wie denen von Jodorowsky oder Arrabal finden oder allgemein surrealen Werken, dürften durchaus einen Blick riskieren. Allen anderen gebe ich zumindestens schon mal die Warnung vorweg, dass man es hier nicht mit einem typischen Vertreter seines Genres zu tun hat. Und gerade das macht ihn interessant.

Alucarda - ScreenshotAlucarda - Screenshot

Obwohl der Film in Mexiko entstand, wurde er doch gleich in Englisch gedreht und für die Verwertung im spanischsprachigen Raum auf Spanisch synchronisiert. So hört man zumindestens die Hauptdarsteller in der englischen Version mit ihren eigenen Stimmen. Von Regisseur Juan López Moctezuma sind mir keine weitereren Filme bekannt. Er hat auch nur sehr wenige gedreht, darunter La Mansión de la locura (Mansion of Madness, eine Edgar Allan Poe Adaption), Mary, Mary, Bloody Mary und To Kill a Stranger. Er war der Sohn eines Richters, der sich aber in jungen Jahren lieber den Künsten des Theaters, des Fernsehens und des Films zuwandte. Sein Einstieg ins Kino erfolgte zunächst über einige Kurzfilme, bis er schließlich Alejandro Jodorowsky kennenlernte und bei dessen Filmen El Topo und Fando y Lis (Fando and Liz) als Produzent tätig wurde. Claudio Brook hat bis kurz vor seinem Tode noch als Schauspieler gearbeitet und war unter anderem in Guillermo del Toros Cronos tätig und hatte auch eine Nebenrolle in dem James Bond Streifen License to Kill (Lizenz zum töten).

Alucarda war für Mondo Macabro sowohl in Großbritannien als auch beim Start in den USA die Debüt-Veröffentlichung. Mir liegt die US-DVD vor, kann allerdings keinen Vergleich ziehen zur britischen DVD, die auch mittlerweile als Out of Print gilt. Das Bild ist für ein mexikanisches Werk aus den siebziger Jahren relativ gut, auch wenn es erwartungsgemäß keine Offenbarung darstellt. Die Schärfe des Bildes ist recht gut, auch wenn es im Detail doch ein wenig daran hapert. Kleinere Bildschäden und Macken sind auch vorhanden, aber nicht in einem störenden Maße. Was nur wirklich auffällt sind die leichten Bewegungsunschärfen. Aber wenn man diversen Forenbeiträgen glauben darf, ist die Qualität der US-DVD noch eine kleine Steigerung zur britischen Scheibe, kann dies aber nicht bestätigen. Ein wenig mehr an Bonusmaterial hat sie aber auf alle Fälle. Der Ton liegt in Englisch und Spanisch in Mono vor, Untertitel gibt es aber keine.

Alucarda - ScreenshotAlucarda - Screenshot

Das Bonusmaterial beginnt zunächst mit dem Trailer, der komplett in spanisch ist. Danach folgt das Sahnestück der DVD, die Dokumentation "Juan Lopez Moctezuma - A Cultured Maverick", die nicht nur einiges über Moctezumas Werdegang vermittelt, sondern auch unter welchen Bedingungen er zu arbeiten hatte und wo seine Wurzeln lagen. Dazu gibt es noch Ausschnitte aus seinen Filmen. Danach kommt der inzwischen wohl etwas bekanntere Regisseur Guillermo Del Toro (u.a. Blade II) in einem Interview aus dem Jahre 2002 zu Wort. Er kann einiges über Moctezuma und Claudio Brook erzählen, da er als Jugendlicher in seinem Heimatland Mexiko stark von ihnen beeinflußt wurde und Brook später für seinen eigenen Film Cronos einsetzte. Abgeschlossen wird der Bonusbereich mit einer Bio- und Filmographie Moctezumas, einem Textinterview mit ihm, sowie eine Bildergalerie.

Autor: Carsten Henkelmann
Film online seit: 26.03.2004

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