Film Daten

Titel:
Mill of the Stone Women
Originaltitel:
Mulino delle donne di pietra, Il
Land & Jahr:
Frankreich / Italien 1960
Laufzeit ca.: ?
95 Min.
Regie:
Giorgio Ferroni
Darsteller:
Pierre Brice
Scilla Gabel
Wolfgang Preiss
Robert Boehme
Herbert A.E. Böhme
Dany Carrel
Marco Guglielmi
Liana Orfei
Olga Solbelli
Alternativtitel:
• Mühle der versteinerten Frauen, Die
• Drops of Blood
• Horrible Mill Women, The
• Horror of the Stone Women
• Icon
• Moulin des supplices, Le
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

DVD Daten

DVD Cover - Mondo Macabro
Label:
Mondo Macabro
Regionalcode / Norm:
0 / NTSC
Bild / Zeit:
1.66:1 (anamorph) / 95:16
Sprachen/Ton:
Englisch - DD 2.0
Englisch - DD 2.0
Französisch - DD 2.0
Untertitel:
Englisch
Extras:
  • Trailer
  • Deleted Scene
  • Alternative Szene
  • Französischer Vorspann
  • Bildergalerie
  • Infos über den Film und DVD
  • Biographien von Pierre Brice, Wolfgang Preiss, Scilla Gabel, Dany Carrel
  • Mondo Macabro Promotrailer

Mill of the Stone Women

(Ein Review von Carsten Henkelmann)

Für Recherche-Arbeiten reist Hans von Arnam (Pierre Brice) zur "Mühle der versteinerten Frauen" wie sie von den Einheimischen genannt wird. Dort lebt Prof. Gregorius Wahl (Robert Boehme), der dort eine Art Kunst-Horror-Kabinett errichtet hat und in einer Ausstellung düstere Skulpturen von historischer Relevanz ausstellt, die z.B. Frauen am Galgen oder auf dem Scheiterhaufen zeigen. In der Mühle leben noch seine hübsche Tochter Elfi (Scilla Gabel) und der undurchsichtige Dr. Bolem (Wolfgang Preiss). Elfi verliebt sich in Hans, der ihre Gefühle zunächst erwidert, eine Nacht mit ihr verbringt, sich aber dann doch für seine Jugendfreundin Liselotte (Dany Carrel) entscheidet. Am nächsten Tag erzählt ihm Wahl, dass seine Tochter unter einer seltenen Krankheit leidet und jede emotionale Aufregung von ihr fern gehalten werden muss. Als er Elfi seine Entscheidung offenbart, erleidet sie einen tödlichen Anfall. Völlig mitgenommen von ihrem Tod irrt Hans durch die Nacht, kehrt aber schließlich zur Mühle zurück. Dort scheint alles normal zu sein und als er auf Elfis Tod zu sprechen kommt verstehen Bolem und Wahl nicht was er meint. Als sie dann plötzlich lebendig wieder vor ihm steht beginnt Hans an seinem Verstand zu zweifeln...

Mill of the Stone Women - ScreenshotMill of the Stone Women - Screenshot

Über den deutschen Titel "Die Mühle der versteinerten Frauen" stolperte man schon mal in Literatur oder diversen Foren, aber zu sehen bekam man den Film irgendwie nie. Welch ein Versäumnis! Diese französische Produktion von 1960 bietet wohligste Gothic-Schauer-Unterhaltung in bunten Farben und einer interessanten und abwechslungsreichen Handlung. Schon von der ersten Minute an baut der Film eine leicht surreale Atmosphäre auf, die sich grundsätzlich noch steigert, sobald die Handlung in der Mühle spielt. Die Mühle ist ein atemberaubendes und sehr detailliertes Set, eine Mischung aus Frankensteins Gemäuer und Draculas Schloß. Durch den beengten Platz ist alles sehr verwinkelt und es herrscht eine leicht klaustrophobische Stimmung vor, die nur in den Wohnbereichen ein wenig nachlässt. Das Arbeitszimmer von Hans befindet sich in einer der oberen Etagen, wo sich direkt vor seinem Zimmer die Zahnräder, Ketten und Seile der Windmühlenmechanik befinden. Insgesamt hat der Film durch die Technicolor-Farben ein leicht angestaubtes, morbides, aber höchst atmosphärisches Aussehen und kann allen Fans klassischer Gothic-Horrors ans Herz gelegt werden. Wenn man es nicht besser wüßte, würde man glatt den italienischen Meister Mario Bava hinter dieser Produktion vermuten.

Was wirklich in der Mühle vor sich geht, wird erst ab der Hälfte so langsam verraten und es soll dem hier auch nicht zu stark vorgegriffen werden. Vorher wird mehr die Anziehung zwischen Hans und Elfi und deren emotionale Belastung beleuchtet. Sie erscheint ihm zunächst wie eine Art Geistwesen. Zum ersten Mal erblickt er sie, wie sie ihn hinter einem Vorhang beobachtet und später, wie sie geheimnisvoll an den obersten Stufen einer Treppe steht und wieder verschwindet. Eine unnatürliche und auch unnahbare Aura umgibt sie, verführerisch, aber irgendwie geheimnisvoll und mit einem düsteren melancholischen Wesen versehen. Es dürfte schwer fallen ihr nicht zu erliegen. Zwischen ihr und Barbara Steele als Katia in La Maschera del Demonio (Black Sunday, Die Stunde wenn Dracula kommt) gibt es ein paar Gemeinsamkeiten, vom Wesen wie auch vom Erscheinungsbild.

Mill of the Stone Women - ScreenshotMill of the Stone Women - Screenshot

Ganz anders dagegen Professor Wahl und Doktor Bolem. Wahl ist der typische harsche Professor mit einer klaren Meinung, der aber jedes Übel von seiner Tochter fern halten will. Bolem wurde von Wahl ausschließlich zur Betreuung seiner Tochter angestellt. Der nimmt aber seine Arbeit so genau, dass er mittlerweile selber Elfi gerne als seine Geliebte an seiner Seite hätte und sie auch mit ihrer gesundheitlichen Abhängigkeit zu ihm unter Druck setzt. Sie konnte seine Annäherungen aber bislang immer noch zurückweisen. Durch den (Schein?)Tod Elfis hat er aber was in der Hand um Hans aus der Mühle zu vertreiben um dann sein und Professor Wahls eigentliches Vorhaben ungestört weiterführen zu können. Und das ist von besonders finsterer Natur.

Grob überschlagen ist Mill of the Stone Women eine Mixtur aus Psycho-Thriller und Mad Scientist Film mit Elementen aus Hammer-Filmen und alten Gruselklassikern im Look eines Mario Bava Films aus den 60er Jahren. Zwar hat die Story so ihre kleinen Schwächen und unlogischen Momente, was aber durch die Gothic-Atmosphäre weitestgehend kompensiert wird. Die erste Hälfte des Films ist sehr langsam gehalten, hier wird mehr die Atmosphäre und einige grundlegende Handlungselemente aufgebaut. Die zweite Hälfte präsentiert sich da in einem etwas anderen Licht und baut ein großes Finale auf. Diese doch recht harte Trennung des Films dürfte einige Leute enttäuschen. Wer den langsameren Teil lieber mag, dürfte sich mit dem Ende nicht so recht anfreunden da die Handlung einen ziemlichen Wandel durchmacht. Wer hingegen auf etwas mehr konventionelleren Horror wert legt, dem wird evtl. die erste Stunde sehr langzogen vorkommen und erst in der letzten halben Stunde etwas auftauen. Als Gesamtwerk kann er aber ebenso überzeugen, denn es gibt nur wenige Filme ähnlicher Machart.

Mill of the Stone Women - ScreenshotMill of the Stone Women - Screenshot

Inszeniert wurde der Film von dem gebürtigen Italiener Giorgio Ferroni, dessen weitere Arbeiten einige Western und Sandalen-Filme beinhalten. Für eine Überraschung dürfte hier Pierre Brice in der Hauptrolle sorgen, assoziiert man ihn doch eigentlich eher mit den deutschen Winnetou Filmen. Wolfgang Preiss dürfte aus den Dr. Mabuse Filmen der 60er Jahre bekannt sein.

Die DVD von Mondo Macabro ist eine wirklich willkommene Veröffentlichung, denn sie stellt die weltweite DVD-Premiere dieses Films dar. Leider hat sie auch ihre Mängel. Insgesamt kann man mit dem Bild sehr zufrieden sein, denn es scheint kein vernünftiges Negativ zu geben, von dem der Film komplett gemastert werden konnte. Man erkennt an einigen Qualitätsschwankungen deutlich, dass das Material aus mehreren Quellen zusammengefügt wurde. Während der Großteil der Szenen mit einer zufriedenstellenden Schärfe und prallen Farben aufwarten kann, gibt es vereinzelt doch noch einzelne Stellen, die qualitativ deutlich abfallen und ein detailärmeres Bild liefern. In den Liner Notes zum Film und zur DVD schreibt Pete Tombs: "The current version restores to the film all the sections that were removed for its US release." Das klingt so, als ob die US-Fassung als Grundlage diente und fehlende Szenen nachträglich eingefügt wurden. Auch wenn die Farben zumeist deutlich zur Geltung kommen, so kann man Farbschwankungen auch bei normalem Abstand zum TV feststellen. Nicht in einem störenden Maße, aber doch deutlich genug um bemerkt zu werden. Kleinere Schäden des Originalmaterials sind durchweg immer wieder mal zu sehen, das war aber auch nicht anders zu erwarten. Bei ungefähr der 90 Minuten Marke gibt es einen kleinen Hänger, bei dem der Film komplett stehenbleibt. Durch einen Druck auf die Vorwärts-Taste kann der Film aber problemlos weitergespielt werden.

Mill of the Stone Women - ScreenshotMill of the Stone Women - Screenshot

Der Ton hat da auch so seine Probleme. Es gibt drei Tonspuren auf dieser DVD. Die britische Synchronisation, die amerikanische und den französischen Originalton. Der französische Ton bereitet zusammen mit den gut lesbaren englischen Untertiteln das beste Filmvergnügen. Bei den beiden englischsprachigen Tracks scheint einer als Grundlage für den anderen gedient zu haben, denn die meisten Charaktere haben hier identische Stimmen. Nur Professor Wahl klingt in der US Synchro anders und vor allem viel energischer. Qualitativ sind aber beide Tracks allerhöchstens Durchschnitt, eigentlich sogar weniger. Die britische Tonspur weist im Gegensatz zur amerikanischen weniger Störungen auf, allerdings macht sich dort ein unterschwelliger "Flüsterton" bemerkbar, der zwar leise, aber vernehmbar wie ein Echo der Synchronisation klingt. Dies hat die US-Spur nicht, aber dafür sind einige Dialogepassagen im Vergleich zur UK-Synchro viel leiser und dieser Track erstickt manchmal im Knistern, Rauschen und Knacksen. Ob nun die englischen Untertitel oder die beiden Synchronisationen näher an den Originaldialogen sind konnte aufgrund mangelnder Französischkenntnisse nicht ermittelt werden. Während Hans einmal in den Synchronisationen ein "I'm really terribly upset" von sich läßt, heißt es an gleicher Stelle in den Untertiteln "I'm a little tired", was genau das Gegenteil bedeutet. Auch gibt es Passagen, wo die englischsprachigen Tonspuren stumm bleiben, wenn im Französischen etwas gesagt wird. Der französische Track wechselt dafür manchmal kurz ins Englische, wahrscheinlich lag der französische Ton nicht komplett vor, ein weiteres Indiz dafür, dass mehrere Quellen als Grundlage für die DVD hergehalten haben. Als einziger von allen drei Spuren hat der US-Track noch einen völlig unpassenden Prolog-Sprecher zu Beginn des Filmes, der folgendes von sich gibt:

Zitat

Trouble began with a women. Here in the country village of Veeze outside Amsterdam, Holland, you're about to meet a young man, a writer, who would deny that obvious truth. For he is naiv, he respects, he loves women. He is about to change his mind.

An Bonusmaterial gibt es diesmal leider nicht sehr viel. Der Trailer preist den Film in gewohnt reißerischer Manier an und wirbt mit einem X-Rating der BBFC. Allerdings liegt er nur seltsamerweise in einem sogenannten "windowboxed" Format und dabei auch noch im falschen Seitenverhältnis vor. Die Delete Scene, die Alternative Szene aus der US-Fassung und die französischen Anfangscredits des Films bieten nichts spektakuläres, sind aber eine nette Dreingabe. Die nachfolgenden Liner Notes und Biographien bieten hingegen einiges an Background-Informationen sowie Fotos der einzelnen Personen. In der Bildergalerie gibt es eine Menge an Werbe- und Pressematerial zu sehen und abschließend gibt es neben den DVD-Credits noch einen Promotrailer für das Mondo Macabro Programm.

Mill of the Stone Women - ScreenshotMill of the Stone Women - Screenshot

Auch wenn die DVD weit davon entfernt ist technisch perfekt zu sein, so führt doch für Interessierte des Films kein Weg daran vorbei.

Zusatz vom 9.4.2004: Henrik Hemlin hat beim Moebius Home Video Forum einen interessanten Bildvergleich zwischen Mill of the Stone Women und diversen Mario Bava Filmen gepostet, der den Einfluss des italienischen Regisseurs noch mehr verdeutlicht. Ob Bava in irgendeiner Form an dem Film beteiligt war, ist zwar immer noch ungeklärt, die Parallelen sind aber sehr auffällig. Der Link: http://www.mhvf.net/forum/euro/posts/46640.html

Autor: Carsten Henkelmann
Film online seit: 04.04.2004
Letzte Textänderung: 07.08.2006

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