Film Daten

Titel:
Die Drei Gesichter der Furcht
Originaltitel:
Tre volti della paura, I
Land & Jahr:
Italien 1963
Laufzeit ca.: ?
88 Min.
Regie:
Mario Bava
Darsteller:
Michèle Mercier
Lidia Alfonsi
Boris Karloff
Mark Damon
Susy Andersen
Massimo Righi
Glauco Onorato
Rika Dialina
Jacqueline Pierreux
Milly
Harriet Medin
Gustavo De Nardo
Alternativtitel:
• Black Christmas
• Black Sabbath
• Three Faces of Fear, The
• Three Faces of Terror, The
• Trois visages de la peur, Les
• Ring der Verdammten, Der
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

DVD Daten

DVD Cover - Anolis Entertainment
Label:
Anolis Entertainment
Regionalcode / Norm:
2 / PAL
Bild / Zeit:
1.85:1 / 88:22
Sprachen/Ton:
Deutsch - DD 2.0
Italienisch - DD 2.0
Untertitel:
Deutsch
Extras:
  • Dokumentation "Mario Bava - Maestro of the Macabre"
  • Booklet mit Liner Notes

Die Drei Gesichter der Furcht

(Ein Review von Carsten Henkelmann)

Das Telefon: Rosy (Michèle Mercier) wird einen ganzen Abend lang von einem zunächst unbekannten Mann angerufen, der damit droht sie umzubringen. Sie holt ihre alte Freundin Mary (Lidia Alfonsi) zu Hilfe, aber auch das kann den Mann nicht von seinem Vorhaben abbringen. Denn er ist Frank, Rosys ehemaliger Zuhälter, und aus dem Gefängnis geflohen um sich an ihrem Verrat an ihm zu rächen...

Wurdelak: Vladimire d'Urfe (Mark Damon) findet bei seinem Ritt die geköpfte Leiche eines Mannes und einen Dolch in dessen Rücken. Er bringt den Leichnam zum nächstgelegenen Haus, dem Heim einer Familie. Dort verliebt er sich in die hübsche Sdenka (Susy Andersen), aber beide müssen um ihr Leben fürchten. Denn der getötete war ein sogenannter "Wurdelak", ein Vampir und der Vater der Familie ist ausgezogen ihn zu töten. Als der erst nach Mitternacht heimkehrt, glauben sie alle, dass auch er zu einem Wurdelak wurde...

Der Wassertropfen: Die Krankenschwester Helen Chester (Jacqueline Pierreux) wird in einer stürmischen Gewitternacht gebeten, eine verstorbene alte Lady anzukleiden. Dabei stiehlt sie der Dame einen wertvollen Ring vom Finger, kippt dabei aber ein Glas Wasser um und eine Fliege setzt sich auf den Ringfinger. Als sie wieder zuhause ist, fliegt eine aufdringliche Fliege durch ihr Zimmer und in jedem Raum mit einer Wasserleitung beginnen plötzlich die Wasserhähne an zu tropfen. Schließlich sieht sie die verstorbene Frau in ihrem Zimmer...

Die Drei Gesichter der Furcht - ScreenshotDie Drei Gesichter der Furcht - Screenshot

Drei klassisch gestaltete Gruselgeschichten werden hier dem Zuschauer präsentiert, die in der gewohnt künstlerischen Form von Mario Bava in Szene gesetzt wurden. Die erste Geschichte "Das Telefon" ist aber weniger eine Grusel- oder Mysterystory, sondern lehnt sich mehr an das Giallo-Genre an. Es handelt sich also weniger um eine mit übernatürlichen Elementen gespickte Geschichte, sondern es ist vielmehr eine Art kleiner Krimi mit einem netten Twist am Ende. Dafür kommt dann das Übernatürliche in den anderen beiden Episoden mehr zum Vorschein. "Wurdelak" ist eine klassische Vampirgeschichte, in der ein Mann von Außerhalb mit einem ländlichen Mythos in Berührung kommt und diesen zunächst mal als Aberglauben abhandelt. Aber als es dann die ersten Todesopfer gibt, beginnt er auch um sein Leben zu fürchten. "Der Wassertropfen" präsentiert sich als eine kleine, aber schaurige Rache-aus-dem-Totenreich Erzählung, in dem ein beraubter Leichnam sich an dem Dieb rächt.

Sieht man einmal von der übermächtigen Präsenz Boris Karloffs ab, so sind in allen drei Geschichten Frauen die eigentlichen Hauptdarsteller. Rosy bekommt die späte Rache eines Verrates und einer in die Brüche gegangenen Beziehung zu Mary zu spüren, bekommt aber gegen Ende die Möglichkeit sich zu verteidigen. Sexualität und nicht-erwiderte Gefühle fließen über in einen Strudel der Gewalt, der von Frank ausgeht. In der zweiten Geschichte flieht Sdenka mit Vladimire, weiß aber eigentlich genau, dass ihr Platz bei ihrer Familie ist. Hier werden Elemente einer kaputten und eigentlich in sich geschlossenen Familiengesellschaft eingebaut, aus der sie mit auch noch so viel Willen nicht entkommen kann. In "Der Wassertropfen" ist es eine alleinstehende Frau, die sich durch einen kleinen Diebstahl eine Verbesserung ihres Lebenstandards verspricht, aber dann dies nicht mehr erleben darf. Dabei wird nicht einmal deutlich gemacht, ob die Geistererscheinung "real" ist, oder die Frau durch ihr schlechtes Gewissen in eine von Visionen geplagte Psychose gleitet.

Die Drei Gesichter der Furcht - ScreenshotDie Drei Gesichter der Furcht - Screenshot

Eingeleitet werden die Geschichten von einem kurzen Prolog von Boris Karloff, der in "Wurdelak" als der Familienvater und möglicher Vampir eine beeindruckende zweite Rolle hat. Indem er direkt zum Publikum spricht soll eine Aura der Unbehaglichkeit aufgebaut werden ("...ihr Nachbar neben Ihnen könnte ein Vampir sein..."), die drei Geschichten sollen dabei eine Art Verdeutlichung seiner Behauptungen darstellen. Bis auf "Das Telefon" wirken die Geschichten aber wie Schauermärchen aus der Vergangenheit, gerade "Wurdelak" bietet eine typische Gothic-Atmosphäre und von der Kleidung der Personen ausgehend spielt die irgendwann in einem der letzten Jahrhunderte und "Der Wassertropfen" ungefähr um die Zeit der Jahrhundertwende bzw. Beginn des 20. Jahrhunderts. Somit geht dieser nette Ansatz ein wenig verloren, nichtsdestotrotz bieten alle drei Geschichten eine nette, wenn auch heutzutage eher harmlose Gruselatmosphäre. Gewalttätige Szenen gibt es so gut wie gar nicht, sieht man mal von dem abgetrennten Kopf des Räubers ab, den Brois Karloff seiner Filmfamilie präsentiert.

Die Geschichten basieren auf literarischen Kurzerzählungen. "Das Telefon" lehnt sich an eine Geschichte von F.G. Snyder an, "Wurdelak" bedient sich bei Aleksei Tolstoys "Sem'ya vurdalaka" (The Family of the Vourdalak) und "Der Wassertropfen" hat seine Wurzeln in einer Geschichte von Anton Chekhov. Sonderlich originell sind die Geschichten nicht unbedingt, aber dafür gut erzählt, sieht man mal von einigen logischen Unzulänglichkeiten ab. Gerade "Das Telefon" zeigt in der Hinsicht deutliche Schwächen auf, obwohl diese Geschichte trotz dessen einen schönen Spannungsbogen aufbaut und gegen Ende eines besondere Ironie beibehält. Warum z.B. ruft Rosy nie die Polizei an? Warum greift sie immer wieder zum Telefonhörer, wobei sie doch wissen muss, dass sich stets am anderen Ende der Mann befindet, der mit ihrem Tod droht? Warum zieht sie nicht einfach mal das Telefonkabel ab? Auch sind "Wurdelak" und "Der Wassertropfen" halbwegs vorhersehbar, allerdings erzählerisch deutlich besser gestaltet. Vor allem "Wurdelak" profitiert deutlich von Bavas Inzenierungsweise. Mit viel Bodennebel, einer abwechslungsreichen Ausleuchtung und detailliert gestalteten Studiokulissen wirkt dieses Segment fast wie eine Farbversion von Die Stunde wenn Dracula kommt, wenn auch atmosphärisch nicht ganz so intensiv. Dies ist die einzige Geschichte, in der auch einige Außenaufnahmen vorkommen, während sich "Der Wassertropfen" in zwei und "Das Telefon" in sogar nur einem Raum abspielt.

Die Drei Gesichter der Furcht - ScreenshotDie Drei Gesichter der Furcht - Screenshot

Als der Film damals in den USA von American International Pictures in die Kinos gebracht wurde, nahmen AIP einige sehr starke Änderungen an dem Werk vor. So wurde "Wurdelak" als dritte Episode an den Schluß des Films gehängt und "Der Wassertropfen" als erste an den Anfang gesetzt. Außerdem wurden in "Das Telefon" alle Dialoge und Szenen, die auf eine ehemals lesbische Beziehung zwischen Rosy und Mary hindeuten, abgeändert bzw. ganz aus dem Film entfernt und stattdessen beide Frauen als ehemalige Geliebte von Frank dargestellt. Dort war Rosys ehemaliger Geliebter dann auch nicht aus dem Gefängnis geflohen, sondern seinem Sarg entstiegen! Außerdem wurde jeder Episode einer kleiner Prolog gegeben, in der Originalversion gibt es nur einen ganz zu Anfang. Auch das amüsante Ende, in dem eine der erzeugten Illusionen mit einem Augenzwinkern aufgelöst wird, fehlte auch in der alten US-Fassung. Ein aber nicht zu schlagender Vorteil der amerikanischen Fassung ist es, dass hier die Originalstimme von Boris Karloff zu hören ist, der in der italienischen Version natürlich von einem italienischen Sprecher synchronisiert wurde.

Michèle Mercier war unter anderem in Nella stretta morsa del ragno (Dracula im Schloß des Schreckens), dem Italo-Western Une corde, un Colt (Friedhof ohne Kreuze) und François Truffauts Tirez sur le pianiste (Schießen sie auf den Pianisten) zu sehen. Lidia Alfonsi trat vor allem in Sandalenfilmen auf (Le Fatiche di Ercole (Die Unglaublichen Abenteuer des Herkules)), war aber zuletzt in Roberto Benignis La Vita è bella (Das Leben ist schön) zu sehen. Zu Boris Karloff muss nicht viel gesagt werden, er ging als Frankenstein in die Horrorfilmgeschichte ein und war seitdem in vielen, qualitativ allerdings höchst unterschiedlichen Horrorfilmen vertreten. Mark Damon gehörte zu der Sorte amerikanischer B-Movie Darsteller, die in Italien eine zweite Karriere aufbauten und hatte Rollen in Filmen wie Johnny Oro (Ringo mit den goldenen Pistolen) oder Nude... si muore (Sieben Jungfrauen für den Teufel), nachdem er in den USA unter anderem auch für Roger Corman in House of Usher (Der Untergang des Hauses Usher / Die Verfluchten) tätig war.

Die Drei Gesichter der Furcht - ScreenshotDie Drei Gesichter der Furcht - Screenshot

Die DVD von Anolis hat schon ein paar Jahre auf den Buckel und kann daher nicht unbedingt durch eine beeindruckenden Qualität begeistern. Das nicht-anamorphe Bild ist bietet gerade mal eine zufriedenstellende Schärfe, aber dafür kräftige Farben. Und die sind bei einem Film von Mario Bava natürlich sehr wichtig. Bildschäden und -defekte sind zu sehen, stören aber nicht sehr. An Tonspuren gibt es erfreulicherweise neben der deutschen Synchronisation auch den italienischen Originalton mit deutschen Untertiteln. Bei der Fassung von Anolis handelt es sich aber um die italienische Originalfassung und nicht um die abgeänderte US-Fassung. An Bonusmaterial gibt es "nur" eine Dokumentation, aber die allein rechtfertigt schon den Kauf der DVD. Dabei handelt es sich nämlich um Mario Bava - Maestro of the Macabre, die in manchen Ländern separat auf DVD verkauft wird. Dabei handelt es sich um eine fast einstündige Dokumentation, die das Leben und die Arbeit Mario Bavas behandelt. Neben vielen Beispielen seiner Arbeit in Form von Filmausschnitten kommen auch Verwandte, ehemalige Kollegen und Filmkritiker zu Wort, die die Faszination für die Arbeiten dieses Regisseurs verdeutlichen. Ein sehr feiner Zug von Anolis diese sehr interessante Dokumentation auf der DVD mit anzubieten. Im dünnen Booklet gibt es außerdem noch Liner Notes vom Filmgelehrten Christian Keßler.

Autor: Carsten Henkelmann
Film online seit: 01.09.2004
Letzte Textänderung: 07.08.2006

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