Film Daten

Titel:
Blood of the Virgins
Originaltitel:
Sangre de vírgenes
Land & Jahr:
Argentinien 1967
Laufzeit ca.: ?
75 Min.
Regie:
Emilio Vieyra
Darsteller:
Ricardo Bauleo
Susana Beltrán
Walter Kliche
Gloria Prat
Rolo Puente
Orestes Trucco
Mariela Albano
Graciela Mancuso
Justin Martin
Marta Peirano
Emilio Vieyra
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

DVD Daten

DVD Cover - Mondo Macabro
Label:
Mondo Macabro
Regionalcode / Norm:
0 / NTSC
Bild / Zeit:
1.33:1 / 75:16
Sprachen/Ton:
Spanisch - DD 2.0
Untertitel:
Englisch
Extras:
  • Dokumentation "Mondo Macabro: Argentinian Exploitation"
  • Trailer zu Emilio Vieyra Filmen
  • Textessay "Gaucho Go Gear - The Exploitation Cinema of Emilio Vieyra"
  • Bildergalerie
  • Mondo Macabro Trailer Reel

Blood of the Virgins

(Ein Review von Carsten Henkelmann)

Als die hübsche Ofelia (Susana Beltrán) anstatt ihren Geliebten Gustavo (Ricardo Bauleo) den von ihren Eltern ausgesuchten Eduardo heiratet, rächt sich Gustavo fürchterlich. Er ermordet Eduardo und mach Ofelia zu einer Vampirin, auf das sie auf ewig an seiner Seite wandelt. Zeitsprung, die 1960er Jahre: einer Gruppe von jungen Leuten, drei Männer, drei Frauen, geht das Benzin aus und sie müssen notgedrungen Unterschlupf in einem verlassenen Haus suchen, in dem es angeblich spuken soll. Das schreckt sie aber nicht ab und zu ihrer Überraschung finden sie dort sogar Essen und Wein für alle vor. Von einem Geräusch angelockt, durchsucht Raul das Haus und trifft schließlich auf Ofelia, mit der er die Nacht verbringt. Am nächsten Morgen sind alle Frauen spurlos verschwunden...

Blood of the Virgins - ScreenshotBlood of the Virgins - Screenshot

Vampirfilme aus Argentinien bzw. Filme aus Argentinien allgemein sind eher selten anzutreffen und nur wenige sind außerhalb ihres Landes bekannt geworden. Regisseur Emilio Vieyra drehte allerdings ein paar Filme, die zumindestens im englischsprachigen Raum vertrieben wurden und so war evtl. der eine oder andere englischen Titel schon mal zu lesen. Dazu gehören z.B. La Venganza del sexo (The Curious Dr. Humpp) oder La Bestia desnuda (The Naked Beast). Blood of the Virgins ist ein trashig inszenierter und handwerklich manchmal etwas unsolide geratener Vampir-Erotik-Streifen. Absolut kein Meisterwerk seiner Zunft, aber auf einem gewissen Trashlevel doch irgendwie amüsant und unterhaltsam und zumindestens zeitweise etwas atmosphärisch. Wer sich mit einer amateurhafteren Version der Vampirfilme von Jean Rollin anfreunden könnte, kann mal einen Blick riskieren. Die großartige Düsternis und Gothic-Atmosphäre des Franzosen wird natürlich nie erreicht, aber ein paar kleine Ähnlichkeiten sind zumindestens vorhanden.

Die deutlichsten Schwachpunkte des Films sind das unausgereifte Drehbuch und der Zusammenschnitt. Man merkt zu deutlich, dass das Budget des Films nicht sehr groß war und alles auf einem sehr kleinen Level inszeniert werden musste. Der Geschichte fehlt es einfach ein wenig an der nötigen Dramaturgie, vor allem weil der Film insgesamt eher ruhig gehalten ist. Trotz seiner Laufzeit von unter 80 Minuten scheint sich trotzdem manchmal etwas Leerlauf breit zu machen. Die Einführung der jungen Leute in den Film besteht aus einer mehreren Minuten langen und dialogfreien Sequenz, in der die Ausgelassenheit der Menschen während der Skiurlaubs und der anschließenden Partys gezeigt wird, unterlegt von funkiger Easy-Listening Musik. Anlass zum Lachen gibt es auch bei der kurzen Autoverfolgung. In ein paar Szenen hält die Kamera auf den Chauffeur des verfolgten Autos drauf, durch die Scheiben hinter der Person sieht man aber, dass das Auto steht! Und rot eingefärbte Aufnahmen von fliegenden Möwen sollen der Ersatz für Fledermausszenen sein! Auf der anderen Seite hat dieser Film auch ein paar Pluspunkte, die man manchmal in anderen Vampirfilmen vermisst. So hat z.B. Ofelia genug von ihrem Untoten-Leben und möchte dem ganzen endlich ein Ende setzen. Ihr Charakter besitzt eine gewisse Schwermütigkeit und das Ende des Films, in der das Schicksal von Gustavo und Ofelia besiegelt wird, ist sicherlich einzigartig unter den Vampirfilmen. Auch sind die Anfangscredits in ihrer künstlerischen Form sehr nett geraten.

Blood of the Virgins - ScreenshotBlood of the Virgins - Screenshot

Von den Vor- und Nachteilen mal abgesehen, bietet der Film mit Susana Beltrán und den anderen weiblichen Darstellern ordentlich was fürs (männliche) Auge. Ricardo Bauleo erinnert an einen Klon Udo Kiers mit Föhnwelle und der größte Knaller ist einer der jungen Männer, der nicht nur einen dümmlichen Bart hat und sowas wie der Trottel der Truppe ist, sondern auf der Skiparty eine unglaublich große Brille trägt und bei den Frauen nicht wirklich viel Erfolg zu haben scheint. Der Darsteller dieser Person war übrigens Orestes Trucco, der Produzent des Films. In der Rolle des Comisario Martinez kann man Regisseur Emilio Vieyra sehen. Die anderen männlichen Darsteller wirken allesamt ein wenig blass und können so gut wie keine Akzente setzen. Warum in der zweiten Häfte der Bruder der verschwundenen Laura (Gloria Prat) eingeführt wird macht auch wenig Sinn. Der gute Mann darf sich immerhin einmal mit Ofelia vergnügen, hat aber ansonsten kaum was entscheidendes beizutragen.

Für die damalige Zeit war Emilio Vieyra sehr mutig. Selten zuvor wagte sich ein Regisseur an die Themen Sex, Drogen und Horror in seinen Filmen, da dies von den staatlichen Behörden nicht gern gesehen wurde. Vieyra hatte gut zwei Jahrzehnte als Schauspieler beim unabhängigen Theater gearbeitet, bis er sich entschloß eine andere Richtung einzuschlagen. Zuerst führte er nur Regie bei Theaterstücken, aber dann auch bei Filmen. Seine ersten Werke waren vom amerikanischen Film Noir beeinflusste Kriminalgeschichten. Dann sollte er für den Exportmarkt einen Low-Budget Film mit Sex und Horror drehen. Trotz erster Zweifel nahm er an und heraus kam dann 1966 der schwarz-weiß Film Placer sangriento (The Deadly Organ / Feast of Flesh), gedreht in 10 Tagen für 16.000 Dollar. Es folgte La Bestia desnuda (The Naked Beast), der schräge La Venganza del sexo (The Curious Dr. Humpp) und schließlich Sangre de vírgenes (Blood of the Vampires), der nicht nur relativ früh Sex und Horror miteinander verband, immerhin entstand er 1966, sondern auch Argentinias erster Vampirfilm überhaupt darstellt. Der Film sorgte damals für Kontroversen und wurde für 7 Jahre von der argentinischen Regierung verboten, bis er dann 1973 wieder in den Kinos gezeigt werden konnte. In der Zwischenzeit drehte Vierya aber weiterhin Filme, vom Actionthriller bis zum Western, und hatte im Laufe seiner Karriere einige wirklich große Erfolge in seinem Heimatland.

Blood of the Virgins - ScreenshotBlood of the Virgins - Screenshot

Dem Label Mondo Macabro muss einmal wieder ein besonderes Lob ausgesprochen werden. Nicht nur, dass sie es wagten so einen obskuren Titel überhaupt auf DVD zu veröffentlichen, sondern vor allem auf die DVD noch einige lohnenswerte Extras zu packen. Die Bildqualität ist erwartenderweise nicht sehr gut. Es machen sich immer wieder Störungen vom Originalmaterial bemerkbar und die Schärfe liegt gerade mal bei besseren Durchschnittswerten. Allerdings wird man diesen Film in einer besseren Qualität wohl kaum jemals zu Gesicht bekommen, daher kann man mit der gebotenen Leistung mehr als zufrieden sein. Der Ton hat allerdings mit der Zeit auch ein wenig gelitten. Ein gewisses Grundrauschen ist bemerkbar, des öfteren knistert und knackst es auch. Da es für den Film keine Synchronisation gibt, muss man den schon in der spanischen Originalsprache mit englischen Untertiteln genießen. Für den Freund ungewöhnlicher und exotischer Streifen sollte dies aber kein Problem darstellen, vor allem da die Untertitel gut lesbar sind.

Die Bonussektion beginnt mit der 26-minütigen Mondo Macabro Dokumentation "Argentinian Exploitation", der Name dürfte selbsterklärend sein. Hier wird die Geschichte der argentinischen Filmindustrie kurz umrissen und vor allem auch auf Emilio Vieyra eingegangen, der hier auch selber zu Wort kommt und von seiner Arbeit erzählt. Aber auch ein anderer argentinischer Exploitationregisseur wird vorgestellt, Armando Bo. Der konnte durch seine Entdeckung der ehemaligen Miss Argentinien Isabel Sarli als freizügige Darstellering einige große Erfolge in dem Land feiern. Hinter der "Patagonian Promo Parade" verbergen sich gleich 9 Trailer von Filmen von Emilio Vieyra: Blood of the Virgins, The Nude Beast, The Deadly Organ, The Curious Dr. Hump, Gitano, Los Irrompibles, La Gran Aventura, Obsesion de Venganza und El Poder de la Censura. Die Trailer versprechen teilweise einen enormen Unterhaltungswert, gerade der zu The Curious Dr. Hump ist zum brüllen. "Gauchos Go Gear - The Exploitation Cinema of Emilio Vieyra" ist ein Textessay über die Filme des Regisseurs und abschließend gibt es noch eine Bildergalerie mit Aushangfotos.

Autor: Carsten Henkelmann
Film online seit: 09.09.2004

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