Film Daten

Titel:
Foltermühle der gefangenen Frauen
Originaltitel:
Raisins de la mort, Les
Land & Jahr:
Frankreich 1978
Laufzeit ca.: ?
87 Min.
Regie:
Jean Rollin
Darsteller:
Marie-Georges Pascal
Félix Marten
Serge Marquand
Mirella Rancelot
Patrice Valota
Patricia Cartier
Michel Herval
Brigitte Lahaie
Paul Bisciglia
Olivier Rollin
Françoise Pascal
Evelyne Thomas
Jean-Pierre Bouyxou
Jean Rollin
Alternativtitel:
• Pestizide - Stadt der Zombies
• Pestizide - Grapes of Death
• Zombis - geschändete Frauen
• Pesticide
• The Grapes of Death
• The Raisins of Death
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

DVD Daten

DVD Cover - Cine Club
Label:
Cine Club
Regionalcode / Norm:
0 / PAL
Bild / Zeit:
1.66:1 (anamorph) / 86:15
Sprachen/Ton:
Deutsch - DD 2.0
Französisch - DD 2.0
Deutsch - DD 1.0
Deutsch - DD 1.0
Deutsch - DD 1.0
Deutsch - DD 1.0
Untertitel:
-
Extras:
  • Dokumentation "Bloody Lips & Iron Roses"
  • Kurzfilm "Griffe d' Horus"
  • 2 Trailer
  • 2 Bildergalerien
  • Booklet mit Interviewausschnitt

Foltermühle der gefangenen Frauen

(Ein Review von Frank Meyer)

Ein von französischen Weinbauern eingesetztes Pflanzenschutzmittel wurde scheinbar nicht ausreichend auf Risiken und Nebenwirkungen getestet und verursacht nicht nur der gemeinen Reblaus Magenschmerzen, sondern schlägt auch der provinziellen Bevölkerung auf's Gemüt. Auf dem Weg zum Gutshof ihres Freundes Michel macht Elisabeth während einer Zugfahrt erste Bekanntschaft mit einem der von eitrigen Pusteln und einer gewissen Mordlust gezeichneten Giftopfer. Panisch und nur knapp dem Tod entronnen flüchtet sie auf der Suche nach Hilfe in die karge Einöde. Doch die Seuche hat bereits um sich gegriffen...

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Die deutschen Titel stammen aus der Blütezeit der Kreativbetitelung und sind mal wieder ein Thema für sich. Mühlen haben als Brutstätte des Bösen seit Frankenstein ja eine gewisse Tradition, und wenn sie dann noch zur Folterkammer unschuldiger Frauen werden würden, tja, das wäre bestimmt gar grausig - wie gesagt 'wäre'; denn selbstredend ist das in diesem Film nicht der Fall. Ähnlich verhält es sich mit dem Titel der Videoveröffentlichung (Zombis - Geschändete Frauen), der keinen Zweifel daran lässt, auf welchen Zug die Verleiher hier nun wieder aufspringen wollten: Untote, Gewalt und Sex - und los geht die Reise im Sexploitation-Express. Das war es wohl, was dem Zuschauer suggeriert werden sollte. Aber erfreulicherweise gibt es in Les Raisins de la Mort Schändungen ebenso wenig zu sehen wie Zombies (egal ob nun mit oder ohne 'e'). Die Betroffenden sind mitnichten tot und in keinster Weise daran interessiert ihre Mitmenschen anzuknabbern. Mehr noch: Sie besitzen sogar die Fähigkeit zur Reflektion über ihre Taten, was für den gemeinen Zombie nun wirklich ein absolutes Novum darstellen würde. Oder ist jemals bei Fulci einer der menschenfressenden Blutdummies weinend zusammengebrochen? Eben. Rollins "Zombies" verfallen dem Wahnsinn, nicht mehr und nicht weniger.

Allerdings auch ohne lebende Tote finden sich zahlreiche Anleihen bei George A. Romero, wenn auch nicht unbedingt aus dessen Zombie-Filmen. So ähnelt das Verhalten der Infizierten ebenso wie die Ursache ihrer Erkrankung thematisch viel mehr seinem Verseuchungsthriller The Crazies (1973). Hierzu passt sowohl die der weiblichen Protagonistin zugeteilten Rolle des hilflos umherirrenden hysterischen Opfers, als auch die Art, wie sich die Gruppe der Flüchtenden durch Feld und Wiesen durchschlägt. Tatsächlich erinnert insbesondere Francoise, der jüngere der beiden Männer mit grauer Wollmütze und Fliegerjacke schon ziemlich an die Rolle von Will MacMillian in The Crazies.

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Der eindeutigste Bezug zu Romeros Untoten-Klassikern findet sich in einer Szene, in der Elisabeth in einem Auto von einem der Kranken bedrängt wird und die doch deutliche Assoziation an die Eingangssequenz von Night of the Living Dead weckt. Nur hat Elisabeth im Gegensatz zu Romeros Barbara glücklicherweise eine Pistole zur Hand, um sich - wiederum eher im Stile von Dawn of the Dead - zu verteidigen. Ohne die Schlusspointe vorwegnehmen zu wollen, stellt auch das eher unversöhnliche Ende eine weitere Gemeinsamkeit dar.

Aufgrund des ähnlich reduzierten Stils beider Regisseure könnte man hinsichtlich der Zugfahrt auch einen Bezug zu Romeros Martin (1977) herstellen. Während eine solche Interpretation allerdings zugegebenermaßen eine gewisse Portion guten Willens erfordert, sorgt die (süd-)europäischen Landschaftskulisse, nachdem Elisabeth den Zug verlassen hat und durch die französische Provinz irrt, für eine Optik, die der von Ossoris Die Nacht der reitenden Leichen (La Noche del Terror Ciego, 1971) erinnert.

Es gibt aber noch einen anderen Film, der offensichtlich seinen Einfluss bei Rollin hinterlassen und für einige Elemente von Les Raisins de la Mort Pate gestanden hat. Wem nämlich bei den Stichworten Insektenvernichtung und lebende Tote noch ein anderer Film aus den 70ern in den Sinn kommt, der denkt sicherlich an Jorge Graus kleinen Untoten-Klassiker Invasion der Zombies aka Das Leichenhaus der lebenden Toten (Non si deve profanare ol sonno dei morti, 1974), jene italienisch-spanische Produktion, die zwar in England spielt und sich recht offensichtlich bei Romeros Night of the Living Dead bedient, aber in vielerlei Hinsicht als wahre Mutter des südeuropäischen Zombiefilms gelten darf und von deren Optik sich insbesondere auch Blutpapst Lucio Fulci (Ein Zombie hing am Glockenseil, Geisterstadt der Zombies) hat inspirieren lassen. Jean Rollin mixt den Plot praktisch mit seinem eigenen visuellen Stil und den für ihn typischen Sexploitation-Elementen - und wer den einen oder anderen seiner Streifen gesehen hat, wird bestätigen können, dass dort (halb-)nackte Damen in vorzugsweise unschuldig weißen Nachthemden ebenso wie alte Gemäuer stets zum festen Inventar gehören. Les Raisins de la Mort ist da keine Ausnahme.

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Auch wenn Les Raisins de la Mort nicht zuletzt durch die thematischen Anleihen bei Romero und die in den 70ern recht populäre Die-Natur-schlägt-zurück-Thematik insgesamt zugänglicher ausfällt als man es von Jean Rollin bis dato gewohnt war, erzeugt die Entrückheit der Bilder auch hier eine weltfremde, unwirkliche Atmosphäre, , die ihn unter Filmfreunden bekannt gemacht hat und in einigen Momenten fast ins Surreale abdriftet. Enstprechend wird einmal mehr ganz eindeutig die visuelle Form über den Inhalt gestellt. Wenn bspw. Brigitte Lahaie in einem Moment in dunklem Rock und roter Bluse umher rennt und im nächsten optisch wirksam im wehenden Nachthemd mit dekorativen Hunden im Schlepptau wieder auftaucht, macht Rollin sich gar nicht erst die Mühe, uns weissmachen zu wollen, sie wäre hurtig nach Haus gesprintet, um sich umzuziehen und die Wauwaus aus dem Zwinger zu holen.

In diesem Zusammenhang auch äußerst gelungen: der reduzierte Synthie-Soundtrack, der in seiner Schlichtheit auf überaus passende Weise die Stimmung unterstreicht und zum Teil fast hypnotische Qualität erreicht; insbesondere in Kombination mit den weitschweifenden Landschaftsaufnahmen, in denen die weiblichen Protagonisten irgendwo in der Ferne klein und verloren umherirren.

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Ja, ja, mit Logik hat es der Filmemacher nicht so. Oder wie kommt eigentlich der vom Gutshof in die Stadt fahrende Hilfsarbeiter Kowalski in den gleichen Zug wie Elisabeth, die ja bekanntermaßen eben dorthin unterwegs ist. Sie wird doch nicht durch die Quatscherei mit ihrer Abteil-Bekanntschaft die Station verpasst und aus Versehen zu weit gefahren sein? Oder ist Kowalski schon wieder auf dem Weg zurück? Man weiß es nicht. Nicht ohne Grund setzt sich die Sekundärliteratur zu Rollin eher aus Bildbänden als inhaltlichen Abhandlungen zusammen. So sollte man auch der vordergründigen Ökobotschaft des Films nicht allzu viel Bedeutung beimessen, da sie hier wirklich nicht mehr als ein Aufhänger für die Geschehnisse ist und zu keinem Zeitpunkt ernsthaft der moralische Zeigefinger erhoben wird. Das ist selbst im Vergleich mit dem schon recht schmalbrüstigen gesellschaftskritischen Anspruch von Jorge Graus Invasion der Zombies zu wenig, um ernsthaft eine Message hinein interpretieren zu wollen. Rollin selbst sieht sich entsprechend hier auch mehr in der Tradition des (traditionell eher anspruchslosen) Katastrophenfilms.

Im Endeffekt gilt für Les Raisins de la Mort das gleiche wie für alle Rollin-Filme: Entweder man kann seinem speziellen, halbpoetischen Eurotrash-Stil etwas abgewinnen oder döst ob des mehrheitlich langsamen Erzähltempos gnadenlos ein. Da werden dann auch die wenigen Spezialeffekte kaum etwas nützen, die zwar zugegebenermaßen überaus effektiv eingesetzt werden und insbesondere im Fall der Zweckentfremdung einer Forke quälend langatmig geraten sind, aber den Film ganz bestimmt nicht zur reinen Schlachtplatte degradieren. D.h. Indizierung hin oder her, wem es tatsächlich nur um den reinen Blutgehalt geht, für den wird Les Raisins de la Mort von 2-3 Szenen abgesehen reine Zeitverschwendung sein und er sollte sein Geld vielleicht doch lieber in einen Ittenbach-Streifen investieren. Spätestens die zurückhaltend positive(!) Kritik des katholischen Filmdienstes, der nicht gerade dafür bekannt ist, sich für gore-lastige Filme erwärmen zu können, spricht diesbezüglich Bände. Wer aber bspw. an Jess Francos Vampyros Lesbos (1969) oder Eine Jungfrau in den Krallen von Zombies (Una Vergine trai i Morti Viventi, 1971) Gefallen gefunden hat, der sollte auf jeden Fall auch hier mal einen Blick riskieren.

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Obwohl Buchautor, Maler und Regisseur Jean Rollin im Allgemeinen etwa 50 Filme zugeschrieben werden, fährt man am Besten, wenn man nur die Titel zu seinem engeren Schaffenskreis rechnet, für die er seinen Namen auch offiziell hergegeben hat. Keine Frage: Auch Herr Rollin braucht Geld zum Leben und so verdingte er sich zwischendurch immer wieder als Regisseur im krisensichersten aller Genres, dem sagen wir vorsichtig "rein erotischen" Film.

Als kleiner Klassiker kann sein vom Zeitgeist der 68er beeinflusster erster Farbfilm Die nackten Vampire (La vampire nue, 1969) gelten, der mit seinen sanften, sexorientierten Vampiren auf interessante Weise und für damalige Verhältnisse ziemlich untypisch die üblichen Verhältnisse von Gut und Böse auf den Kopf stellt. Sein neben Les Raisins de la Mort bekanntestes und für den durchschnittlichen (Horror-)Filmfreund zugänglichstes Werk ist aber wohl The Living Dead Girl (La morte vivante, 1982) - in Deutschland ursprünglich unter dem wenig originellen und eigentlich schon durch einen gleichnamigen Theo Lingen-Klamauk von 1977 belegten Titel Lady Dracula veröffentlicht. Wie schon im Fall von Les Raisins de la Mort erregten auch hier einige drastische Spezialeffekte die Aufmerksamkeit der Jugendschützer (mit anschließender Sicherungsverwahrung).

Angefangen mit seinem Erstling Le Viol du Vampire (1967) ist und bleibt Rollins Spezialgebiet aber das praktisch von ihm ins Leben gerufene Sexvampir-Genre, dem er bis in die Gegenwart mit zuletzt Draculas Braut (La Fiancée de Dracula, 2002) die Treue gehalten hat. Eher eine zwiespältige und unausgegorene Angelegenheit sind seine Auftragsarbeiten für Eurociné. So sprang er nicht nur bei Zombie Lake (Le Lac des morts Vivants, 1980) als Regisseur für Jess Franco ein, sondern war auch derjenige, der sich für die im Nachhinein in Eine Jungfrau in den Krallen von Zombies eingefügten Untoten-Szenen verantwortlich zeichnete und dem Film so schlussendlich erst zu seinem international bekannten Titel verholfen hat.

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Typisch für Rollin und seinen filmischen Hintergrund hat man es bei den Darstellern in Les Raisins de la Mort weitestgehend mit Wiederholungstätern im (S)exploitation-Bereich zu tun. So turnte Hauptdarstellerin Marie-Georges Pascal (Elisabeth) noch durch einige andere Filme, unter denen Rollins Film allerdings der mit Abstand herausragendeste ist - was einmal mehr beweist, dass Rollen in Produktionen wie dem vierten Teil der Hausfrauen-Report-Reihe (Hausfrauenreport International, 1973) oder Die frühreifen Mädchen (Les petites filles modèles, 1971) eben nur selten das Sprungbrett zur großen Karriere sind. Felix Marten konnte zwar auch nicht auf viele Highlights in seiner Filmkarriere zurückschauen, hat aber zumindest eine Mini-Rolle in Louis Malles Series Noir-Klassiker Fahrstuhl zum Schafott (Ascenseur pour l'échafaud, 1958) anzubieten. Eine bekanntere Rolle als die in Rollins Trauben-Thriller gab es für ihn aber ebenfalls nicht.

Serge Marquand ergatterte schon 1960 eine Nebenrolle in Roger Vadims Eurovampir-Klassiker ...und vor Lust zu sterben (Et mourir de plaisir) und ein Jahr später im Brigitte Bardot-Vehikel In Freiheit dressiert (La Bride sur le cou, 1961). Ein weiteres Mal kam er 1968 mit Regisseur Vadim bei den Dreharbeiten zum Psychedelic-SciFi-Kult Barbarella zusammen, in dem er wieder ein Nebenrolle übernahm. Eine weitere erwähnenswerte Arbeit folgte ein Jahr später mit dem von Dario Argento co-geskripteten Franko-Western Friedhof ohne Kreuze (Une corde, un Colt, 1969). Partricia Cartier hatte noch eine Winzrolle in Die Spaziergängerin von Sans-Souci (1982) mit Romy Schneider. Patrice Valota gab nach Les Raisins de la Mort in drei Filmen einen Polizeiinspektor namens Boris Corentin und hat später vor allem für das französische Fernsehen gearbeitet. Zuletzt gab es für ihn 2003 einen kleinen Auftritt in der Realfilm-Adaption der Michel Vaillant-Comics, bei der bekanntlich auch Luc Besson seine Finger im Spiel hatte.

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Der heimliche Star des Films ist natürlich Brigitte "warte, ich zeig Dir meinen makellosen Körper" Lahaie, deren Karriere in den 70ern als Hardcore-Darstellerin begann und die man vielleicht als so etwas wie Frankreichs Theresa Orlowski bezeichnen könnte - zumindest was den Bekanntheitsgrad angeht. Einige ihrer wenigen wenn man so will seriösen Auftritte hatte sie 1979 im Thriller I wie Ikarus (I... comme Icare) und 1990 neben so illustren Größen wie Kevin Spacey und Uma Thurman in Philip Kaufmans Henry Miller-Biographie Henry & June. Ihre Fans schätzen sie aber vor allem für ihre unzähligen Softcore-Rollen, wobei die ganze Bandbreite vom Schwedinnen-Heuler bis zum Emanuelle-Abklatsch vertreten ist. Mit Rollin arbeitete sie wieder in dessen neueren Vampirfilmchen Two Orphan Vampires (Les deux orphelines vampires, 1997) und Draculas Braut (La Fiancée de Dracula, 2002) zusammen.

Auch zum typischen Rollin-Inventar gehört Paul Bisciglia, der schon in Die nackten Vampire (La Vampire nue, 1969), Requiem for a Vampire (Vierges et Vampires, 1971), Les Démoniaques (1973) und Lips of Blood (Lèvres de sang, 1975) mit von der Partie war. Mit Jean-Pierre Bouyxou und Evelyne Thomas verfügen noch zwei weitere Akteure über einschlägige Vorerfahrung im Rollin-Universum. Letztere aus The Seduction of Amy (Phantasmes, 1975), der in Deutschland auch mal unter dem vielsagenden Titel "Geile Unzucht" vermarktet wurde. Monsieur Bouyxou war nicht nur in Phantasmes zu sehen, sondern auch in Rollins Les Démoniaques, Killing Car (La Femme dangereuse, 1993) und seinem bekanntesten Film The Living Dead Girl. Darüberhinaus gab sich der schmerzfreie Mime die Ehre in so bedeutsamen Kinoereignissen wie Folterzug der geschändeten Frauen (Train spécial pour SS, 1977), zu dem er obendrein auch noch die Story lieferte, sowie Jess Francos Entfesselte Begierde (Les Avaleuses, 1973), in Deutschland auch bekannt unter dem wahrhaft Hirnmasse vernichtenden Namen "Lüsterne Vampire im Spermarausch". Halleluja!

Zuguterletzt sei noch erwähnt, dass es sich bei dem armen Kerl, der mit seiner gelbeitrigen Stirn (sic!) die Autoscheibe verschmiert, um Rollins Bruder Olivier handelt. Durchaus nachvollziehbar: Warum für so einen Part einen teuren Schauspieler anheuern, wenn man die liebe Verwandtschaft kostenlos missbrauchen kann!

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CineClub bringt hierzulande erstmals den kompletten Film ohne Schnitte und inklusive einiger Handlungsszenen, die bisher in der deutschen Fassung gefehlt haben. Hierbei hat man sich sogar die Mühe gemacht, nachträglich eine deutsche Synchronisation der ergänzten Sequenzen anzufertigen, die dafür dass sie sicherlich im kleinen Rahmen produziert wurde, durchaus akzeptabel ausgefallen ist. D.h auch wenn insbesondere die männlichen Stimmen ein wenig jung klingen, springt einen der Wechsel als Zuschauer nicht unbedingt direkt an. Das Untertitel-feindliche Klientel wird es Cine Club-Macher Niehäuser auf jeden Fall danken, und Puristen bleibt als faire Ausweichmöglichkeit der französische Originalton, wahlweise mit deutschen, englischen und sogar holländischen Untertiteln. Auch hier bleiben also keine Wünsche offen.

Gleiches gilt prinzipiell für die Bildqualität der DVD, die angesichts von Alter und Produktionsgröße des Films durchaus begeistern kann und meines Erachterns nach keinen Grund zum Meckern gibt. Da hat man schon wesentlich Schlechteres erlebt. Die bereits erwähnten Tonspuren (deutsch und französisch, jeweils DD 1.0) schneiden im Hinblick auf die Verständlichkeit (jedes andere Kriterium macht bei einer kleinen Produktion aus den 70ern natürlich keinen Sinn) befriedigend ab.

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Neben den Standardextras jeder ordentlichen Veröffentlichung in Gestalt von Trailern (dt. und frz. Kinotrailer) und einer Bildergalerie enthält die DVD als Highlight eine knapp 35 minütige Rollin-Doku mit dem Titel Bloody Lips & Iron Roses, die einen lohnenden Einstieg in das filmische Schaffen des Regisseurs gibt. Kuriose Beigabe ist der unvollendete Krimischnipsel Griffe d'Horus, der in feinster Handycam-Optik zum Schmunzeln einlädt. Wer Lust hat kann in den beiden Galerien zu Jean Rollin im Allgemeinen und Les Raisins de la Mort im Speziellen annähernd 100 Bilder vor und hinter den Kulissen inklusive Aushangfotos bestaunen - darunter bspw. auch das berühmte Motiv mit Brigitte Lahaie und dem schwarzen Hund, das so im Film gar nicht nicht zu sehen ist. Die Gestaltung der animierten Menüs verwendet übrigens auf gelungene Weise die stimmungsvollen Landschaftsaufnahmen aus dem Film, unterlegt mit dem passenden minimalistischen Soundtrack. Die Schriftfarbe wurde wohlmöglich in Anlehnung an den Ausschlag der Seuchenopfer in pusteligem Mintgrün gehalten.

Insgesamt stellt die Special Edition die bislang aufwendigste DVD-Veröffentlichung des Films dar. Die Aufmachung kommt zwar im einfachen 08/15-Case, dafür aber mit beidseitig bedrucktem Sleeve in Form einer recht liebevoll gestalteten Szenencollage auf der Innenseite, einem extra Booklet mit einer Zusammenstellung von Covermotiven und Kinoplakaten sowie der Rezension des katholischen Filmdienstes. Abgerundet wird das 2-seitige Infoblatt mit einem Auszug aus einem Interview mit Regisseur Rollin. Schöne Sache. Gut, mit dem Wort "Regisseur" hat Cine Club-Macher Niehüser hier zwar ein kleines Rechtschreibproblem und meine nicht vorhandenen Französischkenntnisse sagen mir, dass es wohl nicht "Les Griffe", sondern "La Griffe" heißen müsste, aber das sind dann auch wirklich Klitzekleinigkeiten und alle Mal noch Lichtjahre von bspw. der durchschnittlichen X-Rated-Fehlerquote entfernt. Auch wenn man nach der Special Edition mittlerweile vielleicht ein wenig fahnden muss, lohnt die Suche nach der vollständigen Fassung durchaus, zumal sie letztendlich sogar schon für relativ kleines Geld zu haben ist.

Autor: Frank Meyer
Film online seit: 21.12.2004
Letzte Textänderung: 21.10.2005

Leser-Kommentare

02.06.2005, 21:42:48 Rago ( Email schreiben )

Habe mir den Film gerade nochmal angesehen. Sicher kein Klassiker den man geshen haben muß, aber doch ein gar nicht mal so schlecht gemachter Streifen aus der damaligen Zeit. Das Erzähltempo ist halt um einiges lamgsamer als heute(was ja nicht immer schlecht ist) und das Make up ist teilweise auch nicht so toll. Wobei ich finde, das die Eiter-Beulen eher schlecht sind, aber die Blutszenen (z.B. der abgetrennte Kopf) für das Entstehungsjahr völlig in Ordnung sind. Richtig großartig hingegen sind die Kulissen sprich das Dorf und Umgebung. Allein die alten Backsteinhäuser bei Nacht sind schon beinahe gruselig genug. Optisch ist der Film sehr gelungen. Tolle Atmosphäre

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