Film Daten

Titel:
Electric Dragon 80.000 V
Originaltitel:
Electric Dragon 80.000 V
Land & Jahr:
Japan 2001
Laufzeit ca.: ?
57 Min.
Regie:
Sogo Ishii
Darsteller:
Tadanobu Asano
Masakatsu Funaki
Masatoshi Nagase
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

DVD Daten

DVD Cover - Rapid Eye Movies
Label:
Rapid Eye Movies
Regionalcode / Norm:
2 / PAL
Bild / Zeit:
1.85:1 (anamorph) / 54:01
Sprachen/Ton:
Deutsch - DD 5.1
Deutsch - DTS
Japanisch - Dolby Surround
Untertitel:
Deutsch
Extras:
  • "Tadanobu Asano in Berlin"
  • Trailer
  • Booklet
  • Poster
  • "Tetsuo: The Iron Man" + Extras auf zweiter DVD

Electric Dragon 80.000 V

(Ein Review von Carsten Henkelmann)

Als Kind wurde "Dragon Eye" Morrison (Tadanobu Asano) von einem Blitz getroffen. Dies hat in ihm den "Drachen" erweckt, uralte animalische Instinkte, die der Mensch noch von seinen Vorfahren, den Reptilien behalten hat. Seitdem verfügt er über Superkräfte und kann sogar Stromschläge verteilen, wenn er gereizt ist. Während er seinen Lebensunterhalt mit dem Suchen und Finden von entlaufenen Reptilien verdient, bereitet ein anderer Mann, der "Thunderbold Buddha" (Masatoshi Nagase), der ebenfalls mal zuviel Strom abbekommen hat, alles darauf vor um sich einen harten Kampf mit Morrison zu liefern...

Electric Dragon 80.000 V - ScreenshotElectric Dragon 80.000 V - Screenshot

Electric Dragon 80.000 V ist ein weiterer Film in der Reihe durchgeknallter japanischer Independent-Werke, irgendwo in der Schnittmenge von Tetsuo - The Iron Man und Wild Zero. Mit ersterem hat er die Schwarz-Weiß-Fotografie und den Kampf zweiter mutierter Menschen gemeinsam, zum zweiten Film passt der Coolness-Faktor des Hauptdarstellers, seine Vorliebe für E-Gitarren und die dreckige Punk-Rock-Musik, die den Film unterlegt. Die Qualität beider Filme wird zwar nicht ganz erreicht, aber trotzdem kann Electric Dragon bis zu einem gewissen Grad durchaus spaßig sein.

In einem kurzen Rückblick erfährt man ein bißchen was über das frühere Leben Morrisons, bis dann vorgeführt wird, dass seine elektrischen Superkräfte durchaus Probleme bereiten. Allabendlich muss er sich entladen und selbst ans Bett fesseln, weil sonst selbst im Schlaf seine Kräfte außer Kontrolle geraten können. Um zwischendurch seine Aggressionen und Kräfte zu entladen spielt er wie ein Wahnsinniger auf seiner E-Gitarre, um die Energien zu kanalisieren. In den Ruhephasen zwischendurch sucht er dann nach entlaufenen Reptilien, da er seit dem Stromschlag einen besonderen Draht zu den Tieren besitzt.

Electric Dragon 80.000 V - ScreenshotElectric Dragon 80.000 V - Screenshot

Daneben wird dann auch der "Thunderbolt Buddha" vorgestellt. Dieser Mann hat ebenfalls einmal einen enorm starken Stromschlag abgekriegt und läuft seitdem mit einer Buddha-Maske herum, die seine rechte Gesichtshälfte bedeckt. Er vertreibt seine Zeit damit, Handy-Gespräche abzuhören und Gangster umzubringen, die mit Drogen handeln. In Morrison sieht er einen ebenbürtigen Gegner mit dem er sich messen will und bereitet alles sehr sorgfältig vor, um ihn zur Konfrontation zu führen. Er weiß um die Sensibilität Morrisons bei Reptilen und lockt ihn somit an. Ansonsten erfährt man über diesen Mann nicht sehr viel.

Trotz seiner Länge von unter 60 Minuten kann Electric Dragon 80.000 V nicht hunderprozentig überzeugen. Mindestens dreimal quält sich Morrison minutenlang einen an der Gitarre ab. Dies bringt die Handlung in keinster Weise weiter, hat auch eigentlich gar nicht viel damit zu tun und wirkt somit in den Wiederholungen etwas unnötig. Auch bietet die Story an sich nicht gerade viel Tiefgang. Wo bei Tetsuo - The Iron Man noch die Angst vor der Dominanz der Technik mitschwingt, bietet dieser Film einfach nur zwei Personen, die sich am Ende einen großen Finalfight liefern. Gerade dadurch, dass auf "Thunderbold Buddha" nicht näher eingegangen wird, verschenkt der Film einiges an Potential. Warum er die Maske trägt, wird in keinster Weise erwähnt. Sie schließt auf ein schizophrenes Inneres, aber dies wird nicht mal ansatzweise verfolgt. Das sein Körper zweigeteilt reagieren kann, sieht man sehr schön an einer an Evil Dead 2 erinnernden Sequenz, wenn seine linke Körperhälfte den Körper dominieren will, aber die rechte dagegen ankämpft.

Electric Dragon 80.000 V - ScreenshotElectric Dragon 80.000 V - Screenshot

Das aber der Film noch ein bißchen zu unterhalten vermag, liegt an der durchgestylten Inszenierung. Wie in Manga-Comics werden zwischendurch einige grelle Schriftzeichen eingeblendet, die die Handlung noch ein wenig kommentieren. Der Kampf am Ende ist natürlich reichlich übertrieben ausgefallen, aber was anderes wäre auch bei der Ausgangssituation nicht zu erwarten gewesen. Die Kamera bewegt sich meistens recht schnell und einige ausgefallenere Einstellungen werden ebenfalls geboten. Dieser Film ist einfache, aber wilde und auch etwas freche Unterhaltung und aufgrund seiner Kürze einigermaßen genießbar. Auf lange Sicht aber kein Werk, das man nun unbedingt in der Sammlung haben müsste. Wer mit wildem japanischen Kino nichts anzufangen weiß, für der wird Electric Dragon 80.000 V sicherlich keine Empfehlung sein.

Regisseur Sogo Ishii hat trotz seiner mittlerweile fast 30 Jahre währenden Karriere als Regisseur noch eine bislang relativ überschaubare Zahl an Filmen abgeliefert. Zu den bekannteren gehören evtl. Gyakufunsha kazoku (Die Familie mit dem umgekehrten Düsenantrieb) und Yume no ginga (Labyrinth der Träume). Hauptdarsteller Tadanobu Asano sah man unter anderem in Shinya Tsukamotos Sôseiji (Gemini), Takashi Miikes Koroshiya 1 (Ichi the Killer) oder auch der Takeshi Kitano Version von Zatôichi. Zusammen gründeten Ishii und Asano für Electric Dragon 80.000 V die Punkrockband "Mach 1.67", um auch gleich für den richtigen Soundtrack zum Film zu sorgen.

Electric Dragon 80.000 V - ScreenshotElectric Dragon 80.000 V - Screenshot

Electric Dragon 80.000 V ist in Deutschland zusammen mit Tetsuo - The Iron Man als sogenanntes "Cyberpunk Double Feature" von Rapid Eye Movies auf DVD erschienen. Die Bildqualität ist relativ gut, allerdings wirkt das Bild nie so richtig scharf. Dafür ist der Kontrast zufriedenstellend, einige sehr helle Flächen sind als Stilmittel des Regisseurs anzusehen. Der Ton ist ordentlich abgemischt, auch wenn es im japanischen Originalton nur eine Dolby Surround Abmischung gibt. Der deutsche Ton hingegen liegt in DTS und Dolby Digital 5.1 vor, deutsche Untertitel gibt es natürlich auch. Große Unterschiede zwischen den einzelnen Tonspuren gibt es nicht unbedingt, bei den deutschen können aber ein paar bidirektionale Effekte und eine etwas effektivere Nutzung der hinteren Lautsprecher ausgemacht werden. Allerdings kann man die Tonspuren und Untertitel nur über das Menü festlegen, während des Films ist diese Möglichkeit ärgerlicherweise gesperrt. An Extras gibt es neben dem Kinotrailer nur noch ein Interview mit Tadanobu Asano, das auf der Berlinale 2004 aufgenommen wurde. Das fällt aber leider unter die Kategorie "vollkommen überflüssig", da es keine 2 Minuten lang ist und gerade mal nur 2-3 Fragen beantwortet werden, die auch alle nichts mit dem Film zu tun haben.

Autor: Carsten Henkelmann
Film online seit: 08.09.2005
Letzte Textänderung: 09.09.2005

Leser-Kommentare

21.09.2005, 10:01:17 Evil Wraith

Zwar nicht so gut, wie das ebenfalls enthaltene "Tetsuo", aber Fans von schrägen, knallbunten bzw. 'knallschwarzweißen' Actionreißern werden auch hier ihren Spaß haben. Tadanobu Asano macht auch hier 'ne gute Figur, die Paradiesvogelrolle scheint ihm wie auf den Leib geschneidert - Siehe auch "Ichi - The Killer". Als 'Dreingabe' zu "Tetsuo" ist "Electric Dragon 80.000 V." durchaus in Ordnung, es empfiehlt sich aber, zu warten, bis der Preis für die DVD unter die 30 ?-Grenze gefallen ist.

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