Film Daten

Titel:
Matango
Originaltitel:
Matango
Land & Jahr:
Japan 1963
Laufzeit ca.: ?
89 Min.
Regie:
Ishirô Honda
Darsteller:
Akira Kubo
Kumi Mizuno
Hiroshi Koizumi
Yoshio Tsuchiya
Kenji Sahara
Hiroshi Tachikawa
Miki Yashiro
Eisei Amamoto
Jiro Kumagai
Akio Kusama
Yutaka Oka
Kazuo Higata
Keisuke Yamada
Tokio Okawa
Mitsuko Hayashi
Alternativtitel:
• Attack of the Mushroom People
• Curse of the Mushroom People
• Fungus of Terror
• Matango the Fungus of Terror
• Matango: Fungus of Terror
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

DVD Daten

DVD Cover - Tokyo Shock
Label:
Tokyo Shock
Regionalcode / Norm:
1 / NTSC
Bild / Zeit:
2.35:1 (anamorph) / 89:17
Sprachen/Ton:
Englisch - DD 5.1
Englisch - DD 2.0
Japanisch - DD 2.0
Untertitel:
Englisch
Extras:
  • Audiokommentar von Akira Kubo
  • Interview mit Teruyoshi Nakano
  • Spoken Word von Autor Masami Fukushima
  • Trailer
  • weitere Trailer: Dogora / The Mysterians / Varan the Unbelievable / Gappa

Matango

(Ein Review von Carsten Henkelmann)

Mit seiner Yacht ist der Industrielle Kasai (Yoshio Tsuchiya) auf hoher See mit Freunden unterwegs. Sie geraten allerdings in ein schweres Unwetter, das Schiff wird schwer beschädigt und sie sind dazu verdammt, ohne eine Möglichkeit der Kontaktaufnahme auf dem Meer dahinzutreiben. Glücklicherweise gelangen sie in die Nähe einer Insel, die allerdings unbewohnt ist und nur wenig Nahrung bereithält. Dort finden sie aber ein Schiffswrack, in dem sie ihr Quartier aufschlagen können. Scheinbar handelte es sich um ein wissenschaftliches Schiff, dass die Auswirkungen von radioaktiver Strahlung auf die Natur untersuchte. Im Schiffstagebuch wird ausdrücklich vor den Pilzen auf der Insel gewarnt. Die fünf Männer und zwei Frauen müssen nun ums Überleben kämpfen und neben den Konflikten untereinander bemerken sie auch höchst seltsame Vorgänge auf der Insel ...

Matango - ScreenshotMatango - Screenshot

Regisseur Ishirô Honda wird im allgemeinen mit seinen Godzilla-Filmen in Verbindung gebracht, dabei umfasst seine Filmographie mehr als nur diverse "Kaiju Eiga" (japanische Monsterfilme). Mit Matango gelang ihm dabei ein Film, der zwar das Genre des Monsterfilms streift, aber kein sehr typischer Vertreter dieses Bereichs ist. Im Gegensatz zu vielen anderen Filmen aus der Richtung liegt hier der Schwerpunkt nicht so sehr auf irgendwelchen Monstern, sondern sehr stark auf den Charakteren. Ganz grob betrachtet, könnte man Matango als Vorläufer von Überlebens-Filmen wie Der Flug des Phoenix (The Flight of the Phoenix, 1965) betrachten. Eine Gruppe von Überlebenden befindet sich in einer isolierten Umgebung und neben der Nahrungsmittelknappheit sorgen die ständigen Konflikte für eine viel größere Gefahr. Kombiniert wurde dies noch mit Elementen aus dem Horrorfilm, so dass Matango auch bereits dem Zombiefilm á la Night of the Living Dead etwas voraus war.

Die Gründe für die Konflikte liegen vor allem in der Konfrontation der teilweise sehr unterschiedlichen Charaktere. Yachtbesitzer Kasai ist ein Industrieller, dem aber die Unterordnung und Arbeit schwer fällt und sich selbst auf dem Schiffswrack vorbehält seine eigene Kabine zu haben. Sakuta (Hiroshi Koizumi) arbeitet in seinem Unternehmen und wurde nebenbei als Skipper auf der Yacht angestellt. Er ist eher der praktisch denkende Handwerker. Ihm unterstellt ist der nur für diese Fahrt angeheuerte Senzo Koyama (Kenji Sahara), der sehr egoistisch denkt und nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist. Die Sängerin Mami Sekiguchi (Kumi Mizuno) ist zwar sowas wie Kasais Geliebte, sie ist sich ihrer Wirkung auf Männer aber bewußt. Darauf springt der Autor Etsuro Yoshida (Hiroshi Tachikawa) am meisten an, der aber ansonsten eher ein Weichei ist und mit der Situation noch am wenigsten klarkommt. Und zuletzt sind noch der Universitätsprofessor Kenji Murai (Akira Kubo) und seine Assistentin Akiko Soma (Miki Yashiro) dabei. Murai denkt noch am rationalsten von allen und behält die Ruhe, während Akiko eher schüchtern und ängstlich wirkt, sich aber tapfer versucht der Situation anzupassen.

Matango - ScreenshotMatango - Screenshot

Bei diesen unterschiedlichen Wesenszügen verwundert es natürlich nicht, dass Konflikte vorprogrammiert sind. Vor allem Koyama fällt des öfteren negativ auf. Er versucht Essen zu stehlen, bunkert auf der Insel gefundene Nahrung in einem Versteck und fordert, dass die Frauen für jeden Mann empfänglich sein sollen. Kasai ist da kaum besser, denn er stiehlt ebenfalls Nahrung und drückt sich vor der Arbeit. Des öfteren ist die Atmosphäre unter den Menschen sehr gespannt und manche Konflikte entladen sich in gegenseitiger Gewalt, die nur durch die ruhig bleibenden Murai und Sakuta einigermaßen wieder unter Kontrolle gebracht werden kann.

Wie ein roter Faden wird dabei deutlich, dass ein Mensch seine häßliche Seite zeigen muss, wenn er denn überleben will. Kenji Murai, der als fast einziger aufrichtig und ehrlich bleibt, hat es dadurch deutlich schwerer als z.B. Koyama, der einfach Essen für sich bunkert oder es gegen - auf der Insel vollkommen wertloses - Geld an Kasai verkauft, der ebenfalls nicht immer unbedingt alles teilen möchte. Ishirô Honda übt hier gezielt Kritik an den menschlichen Egoismus in Extremsituationen, was vor allem dadurch noch verstärkt wird, dass er den Film mit viel Ernst und ohne einen Funken Humor inszeniert hat. Und wenn man es mal ganz überspitzt betrachten möchte, dann kann man Matango sogar noch als eine Art Anti-Drogen-Film betrachten. Die Pilze sind verlockend, schmecken gut und auch noch reichhaltig auf der Insel vorhanden. Aber vor ihrer Wirkung wird ausdrücklich gewarnt, was die meisten aber irgendwann nicht mehr abschreckt, geradezu süchtig nach den Pflanzen werden und auch nicht mehr davon los kommen.

Matango - ScreenshotMatango - Screenshot

Dies alleine gibt dem Film schon genug Spannung, aber das Drehbuch geht noch einen Schritt weiter. In bester Jules Verne oder Edgar Rice Burroughs Tradition wird dem ganzen noch ein Schuß Abenteuer beigemischt und es gibt etwas auf der Insel, das nicht ganz alltäglich ist. Bei der Suche nach Nahrung erblicken z.B. Kasai und Murai etwas großes im Nebel, können es aber nicht erkennen. Eines Nachts werden sie gar von einem ekelhaft aussehenden Geisterwesen auf dem Schiff besucht, dass aussieht wie ein Mensch mit extremem Auswucherungen am Körper. Die Ursache für all dies können sie aber nicht entdecken. Aber als dann einer aus der Gruppe vor lauter Hunger doch die reichhaltig wachsenden Pilze ißt, wird die Situation bedrohlicher. Denn sie haben eine Wirkung auf den Mann, die nicht abzusehen war. Dies brachte dem Film in den USA noch den Zusatztitel "Attack of the Mushroom People" ein, der allerdings deutlich überzogen wirkt, wenn man den Film kennt. All die Vorkommnisse entladen sich dann im letzten Viertel zu einem grandiosen, fast schon aberwitzig anmutenden Finale.

Grob basiert Matango auf der Geschichte "The Voice in the Night" von William Hope Hodgson, die zunächst von Masami Fukushima, dem Redakteur eines Science Fiction Magazins, als Grundlage für eine Geschichte diente. Diese hatte allerdings deutlich weniger Charaktere, es gab dort nur einen Mann und eine Frau. Das Drehbuch wurde dann wiederrum basierend auf Fukushima Adaption von Takeshi Kimura geschrieben. Matango zeigt sich dabei produktionstechnisch von seiner besten Seite. Entstanden ist der Film 1963 und durch die vorherigen Monsterfilme hatten Ishirô Honda und seine Crew ja schon einige Erfahrungen mit Spezialeffekten. Da hier kein Monster irgendwelche Städte plätten musste, gibt es nur in den Unwetter-Szenen Miniatur-Effekte zu sehen, die aber relativ gelungen sind.

Matango - ScreenshotMatango - Screenshot

In Matango wird sehr viel über die erzeugte Atmosphäre herausgeholt, wobei die detailliert gestalteten Studiosets eine enorme Hilfe sind. Wer z.B. Filme wie die Hammer-Produktion Bestien lauern vor Caracas (The Lost Continent, 1968) mag, der dürfte sich mit Matango sofort anfreunden können. Die Grenzen des Studios wurden einfach mit viel Nebel verschleiert, was die Atmosphäre noch zusätzlich anhebt. Vor allem das Schiffswrack kann hier begeistern, denn es wirkt enorm vermodert und heruntergekommen. Ansonsten kamen noch Techniken wie ein "Front Projection System" zum Einsatz. Hierbei wurden nicht wie sonst üblich vorher gefilmte Szenen von hinten auf eine Leinwand projeziert, sondern von vorne auf eine stark reflektierende Fläche im Hintergrund, wodurch Projektion und Schauspieler nahtloser zusammengefügt wirken. Auch kann man in einer kurzen Szene mit einem über der Insel fliegenden Vogel sogar noch klassische Stop-Motion-Technik sehen.

Ishirô Honda hatte allerdings keine große Zeit mehr für die Post-Produktion, da die Toho-Studios darauf drängten den Film schnell in die Kinos zu bringen. In der irrwitzig kurzen Zeit von nur zwei Wochen nach Drehschluß erlebte der Film bereits seine Kinopremiere. Die Dreharbeiten waren Ende Juli 1963 beendet, der Premierentag war bereits der 11. August 1963. Dies konnte auch nur realisiert werden, indem der Film parallel zu den Dreharbeiten bereits geschnitten wurde und nach jedem Drehtag die neuen Szenen eingefügt wurden. Für diese Umstände ist es allerdings verwunderlich und bemerkenswert, dass der Film trotzdem so gut funktioniert und dabei nicht mal unbedingt billig wirkt. Ein paar kleinere Patzer kann man allerdings schon erkennen. Die Tatsache, dass fast alle ihre Mütze und Hüte korrekt auf dem Kopf behalten, nachdem sie von der Yacht aus auf die Insel geschwommen sind, kann man noch als amüsanten Goof ansehen. Etwas negativer fällt hingegen allerdings schon auf, dass später die Einschläge der Gewehrkugeln in den Sand durch die Schüsse Kasais eher zu sehen sind als die Schüsse an sich. Auch meint man den einen oder anderen kleinen Handlungsfaden zu erkennen, der aber dann nicht mehr weiter fortgeführt wird. Dies bringt dem Vergnügen aber keinen Abbruch, denn Matango ist ein bunter Abenteuer-Horror-Thriller der etwas untypischen Sorte, aber gerade dadurch auch sehr unterhaltsam und empfehlenswert.

Matango - ScreenshotMatango - Screenshot

Als Ishirô Honda Matango drehte, konnte er bereits auf eine stattliche Anzahl an Monster- oder Science Fiction Filmen zurückblicken. Neben dem original Godzilla (Gojira, 1954) entstanden unter seiner Regie z.B. noch Die Fliegenden Monster von Osaka (Sora no daikaijû Radon, 1956), Duell in der Galaxis (Uchu daisenso, 1959) oder Mothra bedroht die Welt (Mosura, 1961). Später folgten noch U 2000 - Tauchfahrt des Grauens (Kaitei gunkan, 1963), U-4000 - Panik unter dem Ozean (Ido zero daisakusen, 1969) sowie noch diverse Godzilla-Filme. In denen war auch Akira Kubo häufig zu sehen, daneben spielte er aber z.B. noch in Das Schloß im Spinnwebwald (Throne of Blood / Kumonosu jô, 1957) von Akira Kurosawa oder Chushingura: 47 Samurai (Chushingura - Hana no maki yuki no maki, 1962) mit.

Kumi Mizuno konnte man hingegen in den aktuelleren Godzilla-Filmen Godzilla X Mechagodzilla (Gojira tai Mekagojira, 2002) und Godzilla: Final Wars (Gojira: Fainaru uôzu, 2004) entdecken, sie hat aber auch in den 1960er Jahren in diversen Monsterfilmen mitgemacht. Dies trifft im übrigen auch für die meisten anderen Darsteller aus Matango zu, wo sich die Godzilla-Filme, alte wie neue, wie ein roter Faden durch die Filmographien ziehen. Hiroshi Koizumi sah man ansonsten noch in X 3000 - Fantome gegen Gangster (Uchu daikaijû Dogora, 1964) und U 2000 - Tauchfahrt des Grauens (Kaitei gunkan, 1963), Yoshio Tsuchiya in Zatoichi's Conspiracy (Shin Zatôichi monogatari: Kasama no chimatsuri, 1973) und Yojimbo - Der Leibwächter (Yojimbo, 1961), Kenji Sahara in Mothra bedroht die Welt (Mosura, 1961) und Das Grauen schleicht durch Tokyo (Bijo to Ekitainingen, 1958), Hiroshi Tachikawa ebenfalls in Yojimbo - Der Leibwächter (Yojimbo, 1961) und Das Schloß im Spinnwebwald (Throne of Blood / Kumonosu jô, 1957). Lediglich Miki Yashiro ist die einzige, die keine größere Filmkarriere machte, sondern nur in einer handvoll Filmen mitspielte, darunter noch Godzilla und die Urweltraupen (Mosura tai Gojira, 1964).

Matango - ScreenshotMatango - Screenshot

Neben einer DVD aus Japan kann man sich auch günstiger die US-DVD von Media Blasters zulegen, die unter dem Tokyo Shock Label erschien. Das Bild, als Grundlage diente das Master der japanischen DVD, zeigt sich von seiner besten Seite und gibt kaum Anlass zur Kritik. Lediglich einen etwas besseren Schwarzwert hätte man sich vielleicht noch gewünscht. An Tonoptionen gibt es neben dem japanischen Originalton in Mono mit optionalen englischen Untertiteln auch noch eine fürchterliche englische Synchronisation. Und ausgerechnet die bekam auch noch neben der Monovariante eine Dolby Digital 5.1 Abmischung spendiert. Diese ist allerdings total überflüssig, da die hinteren Lautsprecher eigentlich die ganze Zeit über still bleiben und auch irgendwelche Stereoeffekte kaum genutzt werden.

Glücklicherweise wurden von der Japan-DVD alle Extras übernommen. Der Audiokommentar wird von einem Moderator und Hauptdarsteller Akira Kubo gesprochen und wurde mit englischen Untertiteln versehen. Der Kommentar ist sehr lebendig und sowohl der Moderator als auch Kubo haben einiges zu erzählen. Dabei wird allerdings nicht ausschließlich auf Matango eingegangen, sondern Kubos gesamte Karriere besprochen. Auch wenn Kubo zu Beginn meint, dass er sich an vieles nicht mehr erinnern kann, so weiß er aber trotzdem noch eine Menge über die Entstehung des Films, über die anderen Schauspieler und erzählt auch einiges zur Arbeit mit Ishirô Honda. Außerdem gibt es auch ein paar Anekdoten, wie z.B. dass einige Leute, die den Film als Kind gesehen haben, danach keine Pilze mehr essen wollten. Dazu zählt sich übrigens auch der (namentlich nicht genannte) Moderator.

Matango - ScreenshotMatango - Screenshot

Mit über 27 Minuten gibt es zudem auch noch ein relativ langes Interview mit dem Special Effects Künster Teruyoshi Nakano. Er leitete damals die Special Effects Abteilung für Matango und unter seiner Leitung kam die damals noch neue "Front Projection" Technik zum Einsatz. Außerdem erzählt er noch, wie die wachsenden Pilze realisiert wurden, ein wenig über die Kostüme und das die Pilze, die gegessen wurden, in Wirklichkeit aus Reis bestanden. Das "Spoken Word from Matango Writer Masami Fukushima" (ca. 17 Min.) ist Fukushimas Adaption der Geschichte von Hodgson, von ihm selbst vorgelesen und mit Szenen und Bildern aus dem Film unterlegt. Natürlich auf Japanisch, aber mit englischen Untertiteln. Das restliche Bonusmaterial besteht dann nur noch aus dem Trailer zum Film sowie weiteren klassischen japanischen Genre-Filmen aus dem Media Blasters / Tokyo Shock Programm.

Autor: Carsten Henkelmann
Film online seit: 09.06.2006

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