Film Daten

Titel:
Running Scared
Originaltitel:
Running Scared
Land & Jahr:
USA / Deutschland 2006
Laufzeit ca.: ?
117 Min.
Regie:
Wayne Kramer
Darsteller:
Paul Walker
Cameron Bright
Vera Farmiga
Karel Roden
Johnny Messner
Ivana Milicevic
Chazz Palminteri
Alex Neuberger
Michael Cudlitz
Bruce Altman
Elizabeth Mitchell
Arthur J. Nascarella
John Noble
Idalis DeLeon
David Warshofsky
Alternativtitel:
Running Scared - Renn oder Stirb
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

DVD Daten

DVD Cover - EMS
Label:
EMS
Regionalcode / Norm:
2 / PAL
Bild / Zeit:
2.35:1 (anamorph) / 116:18
Sprachen/Ton:
Deutsch - DD 5.1
Deutsch - DTS
Englisch - DD 5.1
Untertitel:
Deutsch
Extras:
  • Audiokommentar von Wayne Kramer
  • Interviews
  • Behind-the-Scenes
  • Storyboard-Clip
  • Trailer
  • TV-Spots
  • Bildergalerie
  • Booklet mit Comic
  • weitere Trailer: Brotherhood / Attentat auf Richard Nixon / 11:14

DVD Daten

DVD Cover - EMS
Label:
EMS
Regionalcode / Norm:
2 / PAL
Bild / Zeit:
2.35:1 (anamorph) / 116:18
Sprachen/Ton:
Deutsch - DD 5.1
Deutsch - DTS
Englisch - DD 5.1
Untertitel:
Deutsch
Extras:
  • Trailer

Running Scared

(Ein Review von Carsten Henkelmann)

Ein Drogendeal zwischen zwei Gangs geht gründlich schief, als korrupte Polizisten versuchen sowohl die Drogen als auch das Geld unter ihren Nagel zu reißen und eine wilde Schießerei ausbricht. Während einer von den Polizisten überlebt und flüchtet, sucht die Gang in der Joey Gazelle (Paul Walker) mitmischt schleunigst das Weite. Joey wird damit beauftragt, eine der Tatwaffen, einen silbernen Revolver mit kurzem Lauf, verschwinden zu lassen. Er versteckt sie in seinem Keller, ohne zu ahnen, dass ihn dabei sein Sohn Nicky (Alex Neuberger) und dessen Kumpel Oleg (Cameron Bright) beobachten. Abends schießt Oleg mit eben diesem Revolver auf seinen verhassten Stiefvater und haut ab. Joey steht nun das Wasser bis zum Hals, denn wenn der Junge mit dem Revolver gefunden wird und dessen Herkunft verrät, steht Joey sowohl im Visier der Polizei als auch auf der Abschußliste seiner Organisation und das Leben seiner Familie ist ebenfalls in höchster Gefahr ...

Running Scared - ScreenshotRunning Scared - Screenshot

Holla, dieser Film ist böse! Allerdings nicht böse im Sinne von blutig oder extrem in seiner Gewaltdarstellung, sondern eher in Hinsicht auf das, was hier alles so passiert und was vor allem der junge Oleg erleben muss. Was Wayne Kramer in seinem schwarzhumorigen, düsteren, energiegeladenen und nie zum Stillstand kommenden Thriller alles hineingepackt hat, benötigt eigentlich schon mehrere DIN A4 Seiten um das alles wiedergeben zu können. Der Film bietet eine Achterbahnfahrt durch eine Welt des Verbrechens, aber auch des alltäglichen Horrors einer Großstadt und die Gefahren die sich hier einem ca. 12-jährigen Jungen bieten. Die Action ist rasant, die gezeigte Gewalt meist brutal, schmerzhaft und in keinster Weise glorifizierend.

Im Mittelpunkt steht mit Joey Gazelle ein junger Familienvater, der durch die Organisation, der er angehört, an vielen schmutzigen Geschäften beteiligt ist. Dies beeinflusst aber nicht sein Familienleben, denn er liebt seine Frau Teresa (Vera Farmiga) sehr und auch zu seinem Sohn Nicky hat er trotz erzieherischer Strenge ein gutes Verhältnis. Teresa weiß von seinen Tätigkeiten, akzeptiert dies aber bis zu einem gewissen Grad. Das krasse Gegenteil tut sich im Nachbarhaus auf, wo Oleg, Sohn einer russischen ex-Prostituierten, unter den Aggressionen seines Stiefvaters zu leiden hat, für den sich der amerikanische Traum nie erfüllt hat und seinen Unterhalt mit dem Herstellen von Meth (synthetische Droge) verdient. Zwei vollkommen unterschiedliche Familienverhältnisse liegen hier direkt nebeneinander.

Running Scared - ScreenshotRunning Scared - Screenshot

Und dies wird durch den Versuch Olegs, seinen Stiefvater zu erschießen, kräftig durcheinandergewürfelt. Joeys Leben steht plötzlich vollkommen auf dem Kopf und seine einzige Chance besteht darin, Oleg vor der Polizei zu finden. Und dabei wird auch noch seine komplette Familie mit hineingezogen, sowohl sein Sohn als auch seine Frau kommen dabei in Kontakt mit zwielichtigen Charakteren. Anders stellt sich das schon für Oleg dar, für den die Stadt in der Nacht zu einem Schauplatz von Monstern in Menschengestalt wird. Dieser Eindruck wird auch noch durch den Abspann bekräftigt, der die Handlung in gestraffter Form als gezeichnete Geschichte wiedergibt. Daher wirken manche Charaktere (wie z.B. der Zuhälter in Weiß) sehr überzeichnet, fast am Rande der Karikatur. Running Scared kann man, wenn man möchte, daher als einen einfachen Actionthriller sehen, oder auch als ein extrem düsteres Drama, ein finsteres Märchen aus dem Blickwinkel eines Jungen. Running Scared funktioniert aber auch als Mischung von beiden Stilen.

Inszeniert wurde dies von Regisseur Wayne Kramer mit modernsten Stilmitteln, die dem Film einen gewaltiges Tempo und Dynamik verleihen. Szenen gehen teilweise fließend ineinander über, auch wenn damit zwei vollkommen verschiedene Orte verbunden werden. Flashbacks werden durch Überlappung von Gegenwart und Vergangenheit auf eine Ebene gebracht und selbst einige Momente in Zeitraffer gibt es. Gerade die Actionszenen sind natürlich recht schnell geschnitten, aber nicht zu hektisch. Außerdem kommen auch noch einige CGI-Effekte und digitale Farbspielereien zum Einsatz, die dem Film eine besondere Optik verleihen. Über dem steht dann noch eine exzellente Kameraarbeit, die auch mal etwas ungewöhnlichere Kamerafahrten und -einstellungen zulässt.

Running Scared - ScreenshotRunning Scared - Screenshot

Inhaltlich kann man über den Film allerdings zweigeteilter Meinung sein. Durch die teils extremen Charaktere könnte man Running Scared fast als Comic-Adaption verstehen, da vieles doch sehr überzeichnet wirkt. Dazu gehören auch die zahlreichen Ereignisse, die hier innerhalb einer Nacht passieren und manchmal den Rand zur Unglaubwürdigkeit streifen. Auch wirkt die Gewalt manchmal sehr selbstzweckhaft, stellenweise sogar ein wenig unnötig. Ebenso erscheinen vereinzelte Nebenhandlungen nicht unbedingt wichtig für die Hauptgeschichte und es erscheint, als wäre der Film ein wenig länger als eigentlich nötig. So genial-böse die Sequenz mit dem älteren Ehepaar zum Beispiel auch ist, so wirkt sie doch ein wenig wie dazwischengeschoben. Auf der anderen Seite aber, bekommt man hier zwei, auf den ersten Blick so harmlose Menschen zu sehen, vor denen man sich irgendwann mehr fürchtet kann als vor jedem Monster der Filmgeschichte!

Insgesamt funktioniert Running Scared aber doch sehr gut. Die Handlung ist mit Wendungen nur so vollgespickt, hier und da wird der Zuschauer auch auf eine falsche Fährte geführt und die Actionszenen sind teilweise sehr furios inszeniert. Langeweile kommt jedenfalls nicht auf. Gerade die Eröffnungssequenz mit dem völlig schief laufenden Drogendeal setzt die Messlatte sehr hoch. Allerdings sollte man nicht erwarten, dass es den ganzen Film über so zur Sache geht. Regisseur Wayne Kramer ließ durchaus noch Raum für leise Töne, was vor allem Joey und seine Familie betrifft. Und wenn man sich mal den Abspann bis zum Schluß anschaut, dann erkennt man auch, was die Haupteinflüsse für Wayne Kramer bei diesem Film waren: "The director wishes to dedicate this film to Sam Peckinpah, Brian De Palma and Walter Hill."

Running Scared - ScreenshotRunning Scared - Screenshot

Gedreht wurde Running Scared wie so viele amerikanische Produktionen in letzter Zeit zu einem großen Teil in Prag. Laut Wayne Kramer entstand ungefähr 95% des Films dort, der Rest wurde in New Jersey gedreht. Dabei ließ ihm die Produktionsfirma Media 8 so ziemlich alle Freiheiten und verlangte keine Änderungen im Film aus Angst, er könne sich nicht verkaufen. Die Pistole hinter der alle her sind, betrachtet Kramer übrigens als modernen "McGuffin". Dies ist ein Begriff den Alfred Hitchcock etablierte und damit einen Gegenstand meint, um den sich zwar alles dreht, aber die Handlung an sich nicht weiter beeinflusst.

Der aus Südafrika stammende Regisseur Wayne Kramer drehte zwar schon 1992 den eher unbekannten Blazeland und 1996 den Kurzfilm Crossing Over, wurde aber eigentlich erst durch sein im Jahre 2003 gedrehtes Drama The Cooler mit William H. Macy, Maria Bello und Alex Baldwin bekannt und schrieb das Drehbuch zu dem 2004er Thriller Mindhunters. Auch bei Running Scared übernahm er wie bei fast all seinen Filmen die Rolle des Regisseurs und Drehbuchschreibers. Paul Walker begann als 13-jähriger in einigen TV-Serien, war dann später aber in Filmen wie der Actiongülle The Fast and the Furious (2001), Joyride (2001) oder Into the Blue (2005) zu sehen. Cameron Bright wird den meisten wahrscheinlich in Butterfly Effect (2004) zum ersten Mal begegnet sein, wo er einen der Kids in jungen Jahren darstellte. Bekannt wurde er hingegen durch Birth an der Seite von Nicole Kidman.

Running Scared - ScreenshotRunning Scared - Screenshot

Vera Farmiga spielte unter anderem in 15 Minuten Ruhm (15 Minutes, 2001) und Der Manchurian Kandidat (The Manchurian Candidate, 2004) mit. Karel Roden ist in seiner Heimat der Tschecheslovakei ein bekannter Schauspieler, der aber auch den Sprung in diverse amerikanische Produktionen geschafft hat, die in seinem Land gedreht wurden. So hatte er Rollen in Filmen wie Blade II (2002), Hellboy (2004) oder Die Bourne Verschwörung (The Bourne Supremacy, 2004).

Von EMS gibt es den Film einmal als einfache Normalversion und als Special Edition DVD in einem netten Steelbook. Die Bildqualität ist sehr gut, der häufig steile Kontrast ist ein bewußt eingesetztes Stilmittel des Films. Über den Ton kann man sich ebenfalls nicht beklagen, neben dem englischen Originalton in Dolby Digital 5.1 gibt es auch noch die deutsche Synchronisation in DD 5.1 und auch als DTS-Spur. Der Audiokommentar von Wayne Kramer ist sehr interessant ausgefallen und weist kaum Lücken auf. Allerdings muss man auch schon gut zuhören, denn der Mann spricht nicht gerade langsam. Größtenteils geht er auf die Dreharbeiten an sich und das Drehbuch ein und gibt noch einige Erklärungen zur Handlung ab. Die Interviews mit Paul Walker, Vera Farmiga, Chazz Palminteri, Johnny Messner und Wayne Kramer sind mit nicht mal 8 Minuten recht kurz und leider wieder mal von der sehr oberflächlichen Sorte. Die zehneinhalb-minütige Behind-the-Scenes Featurette bietet unkommentierte Aufnahmen von den Dreharbeiten und der Storyboard-Clip ist eine animierte Darstellung der Storyboards zur Eröffnungssequenz des Films. Abschließend gibt es noch den deutschen Trailer zum Film sowie 5 TV-Spots. Im Booklet der Special Edition gibt es dann die Storyboards in colorierter Form nochmal als Comicvariante. Die einfache DVD-Ausführung ist zwar von den technischen Daten identisch, hat aber außer dem Trailer nichts an Extras zu bieten.

Autor: Carsten Henkelmann
Film online seit: 25.11.2006

Leser-Kommentare

01.12.2006, 20:00:27 Sebastian ( Email schreiben )

Unglaublicher Film.
So schnell wie das Herz kurz vor einem Herzinfarkt.
Geschwindigkeit bis einem fast schlecht wird.
Und zum Schluss zeigen alle Schauspieler was in ihnen steckt.

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