Film Daten

Titel:
Es war einmal in Amerika
Originaltitel:
Once Upon a Time in America
Land & Jahr:
USA / Italien 1984
Regie:
Sergio Leone
Darsteller:
Robert De Niro
James Woods
Elizabeth McGovern
Treat Williams
Tuesday Weld
Joe Pesci
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

Es war einmal in Amerika

(Ein Kurzreview von Carsten Henkelmann)

David "Noodles" Aaronson, ehemaliges Mitglied einer Mafiagang in den 20er und 30er Jahren, kehrt nach über 3 Jahrzehnten in seine Heimat zurück und läßt noch einmal die Ereignisse von damals Revue passieren...

Dieser über 3 Stunden lange Epos von Sergio Leone gehört mit Sicherheit zu den ausgefeiltesten und technisch anspruchsvollsten Mafiaepen die die Leinwand je gesehen hat. In größtenteils ruhigen Szenen erzählt Leone die Geschichte von Noodles und seinen Kumpanen, wie sie als Kindern die Straßen unsicher machten und die Machtzunahme, je älter sie wurden. Auf Charakterzeichnung und -entwicklung legte Leone sehr viel Wert, wer also viel Action erwartet, dürfte wohl enttäuscht werden.

Leone schuf vielmehr ein Bild einer Zeit, die längst vorbei ist und auch nie wieder kommen wird. Es geht um Freundschaften, Geld, Frauen und das schmutzige Geschäft. Eingefangen wurde das in großartigen Bildern, imposanten Sets und verkörpert von einer Riege richtig guter Schauspieler.

Autor: Carsten Henkelmann
Film online seit: 26.10.2003

Leser-Kommentare

24.05.2007, 17:42:35 Dietmar Kesten

ES WAR EINMAL IN AMERIKA

VOLLER ZWEIFEL

von DIETMAR KESTEN, GELSENKIRCHEN, 8.
NOVEMBER 2005.

Diesmal hatte Sergio LEONE die Helden aus „Spiel mir das Lied vom Tod“ (1968) zu Hause gelassen. Könnte man sich Franco NERO etwa in der Rolle des Nodlees vorstellen, oder Charles BRONSON als Max? Wohl kaum. Denn ein Gangsterfilm ist ein anderes Genre als ein Western. So müssen schon gestandene Film - Bösewichte
her, die die Lebensgeschichte der beiden New Yorker Gangster verkörpern können. LEONE hatte sich dafür Robert DE NIRO und James WOOD ausgesucht. Sie sind in „Es war einmal in Amerika“ die beiden klassischen Kontrahenten, die sich im Amerika der 20er Jahre durch Gewalt und Korruption nach oben gearbeitet haben.

Im Zeichen der Prohibition gab es vermutlich keine treue Seele. Die Bande hatte nach deren Ende jede Funktion verloren. Sie fiel auseinander. Und sie scheiterte an fundamentalen Unterschieden der beiden Charaktere. Der Verrat von Max stürzt Noodles in die Krise. Obwohl dieser auf Ehre, Freundschaft und Ehrlichkeit setzt. Der Ehrgeiz von Max und sein materielles Wohlergehen, lässt ihn jede Gefühlsregung vergessen. So stolpern die Helden in den Abgesang des ‚American dream’ hinein.

Untermalt von der Musik Ennio MORRICONEs schwelgt LEONE in grandiosen Bildern, die trotz der fast 4stündigen Aufführung nie ermüdend wirken. LEONE zeichnet ein Bild des Amerikas voller Widersprüche, das Karrieren und Freundschaften zerbrechen ließ, das Macht- und Profitgier zuließ und darauf setze. Dass sich nun auch dem Ende entgegenneigt. Hilflos und gealtert lässt LEONE seine beiden Helden durch diese Geschichte ziehen, durch eine teilnahmslose Welt, in der alles gleichgültig geworden ist, die sich in Trägheit verwandelt hat. In der Risse zwischen den Personen klaffen, die eine Absicht hatten, welcher Art auch immer, und derjenigen, die sie ausführen wollten.

Die Ideale sind dahin. Was nur noch zählt, ist die Erinnerung an dieses Leben, an den reinen Wohlstand mit den besten Aussichten. Der Traum zerplatzt jäh, als beide feststellen müssen, dass sie gemeinschaftlich gegenüber den festgelegten Gesetzen des Marktes keine Chance mehr haben. Nicht nur die Karriere ist dahin, auch die Möglichkeit, die alten Formen der Bereicherung wiederzubeleben. Der Karriereknick ist gleichbedeutend mit der Abwendung der beiden Protagonisten voneinander. Er verändert die Charaktere nachhaltig. Und sie entfalten nun ihr Eigenleben, das in
zyklischen Verschachtelungen und immer wiederkehrenden Wendungen und Einstellungen in die politischen und kulturellen Umbrüche New Yorks dieser Zeit eingesetzt wird.

Meisterhaft skizziert LEONE die im Film eingelassenen Zeitebenen (1920 - 1968) und baut auf die Einmaligkeit aller Sequenzen, die in komplexen Rückblenden erlebbar erscheinen. Wenn er die 20er und 30er Jahre mit der Welt der Endsechziger vergleicht, bzw. diese Epochen gegenüberstellt, kommt ein Hauch von Nostalgie auf, die diesem Epos Ausstrahlung und Würde verleiht.

Fazit:

Meisterhaft in den Aussagen. Grandiose Schauspielkunst, perfekte Kameraführung. Mit den einprägsamen und sentimentalen Klängen von Ennio Morricone, tritt uns eine Zeitepoche entgegen, die schon längst entschwunden schien, hier noch einmal farbenprächtig ins Gedächtnis gerufen wird.

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