Film Daten

Titel:
Mann beißt Hund
Originaltitel:
C'est arrivé près de chez vous
Land & Jahr:
Belgien 1992
Laufzeit ca.: ?
92 Min.
Regie:
Rémy Belvaux
André Bonzel
Benoit Poelvoorde
Darsteller:
Benoit Poelvoorde
Jacqueline Poelvoorde-Pappaert
Nelly Pappaert
Hector Pappaert
Jenny Drye
Malou Madou
Willy Vandenbroeck
Rachel Deman
André Laime
Edith Lemerdy
Sylviane Godé
Zoltan Tobolik
Valérie Parent
Alexandra Fandango
Olivier Cotica
Alternativtitel:
• Il Cameraman e l'assassino
• It happened in your Neighborhood
• Man bites Dog
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

Mann beißt Hund

(Ein Kurzreview von Carsten Henkelmann)

Ben ist ein Mörder. Mit cooler Arroganz und ungeheuerlicher Leichtigkeit ermordet er einen Menschen nach dem anderen, immer auf die unterschiedlichste Art und Weise. Begleitet wird er neuerdings von einem Fernseh-Reporterteam, die eine Dokumentation über ihn drehen und jeden seiner Morde filmisch festhalten. Im Laufe der Zeit entwickeln sie eine Faszination für Ben und werden mit jedem weiteren Mord zu Mittätern und scheuen auch nicht davor zurück, ab und zu selber einzugreifen...

Diese belgische Arbeit, in schwarz-weiß gedreht und ständig aus der Perspektive der Handkamera, bringt auf krasse Art und Weise die Sensationslust der Medien ans Licht. Anstatt das die Reporter den Mörder anzeigen und das Filmmaterial als Beweis übergeben, sind sie stets immer dabei, wenn er seiner dreckigen "Arbeit" nachgeht. Im letzten Drittel des Films stürmen sogar alle zusammen sturzbesoffen in eine Wohnung eines Ehepaares herein und einer nach dem anderen vergewaltigt die Ehefrau. Auch der gewaltsame Tod eines Teammitgliedes kann sie nicht von ihrer Arbeit abbringen.

Die Idee, die Handlung aus der Perspektive einer wackligen Handkamera zu zeigen, ist ja spätestens seit dem Erfolg von The Blair Witch Project weitläufig bekannt. Aber anders als der Film oder Cannibal Holocaust von Ruggero Deodato arbeitet Mann beißt Hund nicht mit Horror- bzw. Splatterelementen, sondern bringt die auf dem Bildschirm passierende Gewalt erstaunlich echt rüber. Von da her läßt er sich noch am ehesten mit der japanischen Produktion Focus vergleichen. Aber anders als in Focus treibt das Reporterteam nicht sein Objekt tiefer in den Gewaltstrudel, sondern hier bringt das Objekt, also Ben, die Reporter der Gewalt näher. Der Zuschauer fühlt sich gleichermaßen angewidert und fasziniert von dem Geschehen. Dieser Faktor wird noch dadurch erhöht, das Ben immer direkt in die Kamera spricht und somit auch direkt zu dem Zuschauer. Es bleibt keine Möglichkeit zur Flucht, man ist immer mitten im Geschehen. Ein teilweise zermürbendes Werk, das man aber unbedingt gesehen haben sollte!

Autor: Carsten Henkelmann
Film online seit: 24.02.2000

Leser-Kommentare

23.02.2007, 10:27:37 AL

Dieser Film ist ein Grenzweg zwischen Humor und Gewalt welcher mit solch einem Feingefühl geleitet wird. Für mich persönlich einer der genialsten Filme aller Zeit. Hier werden sehr interessante Aspekte zusammgengemischt. z.B. In der Szene in der sich der Kameramann oben befindet und der Tonmann unten. Man sieht was oben passiert und hört nur was unten vonstatten geht. Ebenfalls diese extrem absurden Perversionen gepaart mit der arroganz und darauß resultierende "lockerheit" des Täters. Wahnsinn.
Perfekte Einfälle durchziehen den kompletten Film. Das der Film in SW gedreht wurde unterstreicht nur noch den künstlerichen Touch. Nur schade das er nicht auf DVD existiert.

Resume: Genial!!!

10.03.2006, 15:18:59 H_K ( Email schreiben )

Man muss ihn entweder zweimal gesehen haben oder nie.
Nachdem ich den Film zum ersten Mal gesehen habe, war ich zuerst schockiert und auch richtig verärgert. Aber in den nächsten Tagen, der Film spukte immer noch in meinem Kopf herum, musste ich unwillkürlich über einige Szenen nachdenken und dabei sogar richtig lachen. Erst beim zweiten Anschauen wurde mir klar: "Mann beisst Hund" ist absolut genial! Er ist wie kaum ein anderer Streifen derart zum Lachen, obwohl er in Wahrheit gräßlich und schockierend ist. Diese extreme Zerissenheit zeigt sich für mich am stärksten in der Tatsache, dass Ben sich zu allem Übel auch noch im Verfassen von schlechten Gedichten versucht. Diesen dozierenden Gernegroß, der doch nur ein elender Killer ist, auch noch seine eigenen miserablen Gedichte rezitieren zu hören, das ist es wert!

24.01.2005, 10:18:10 jogiwan

Das ultimativ-überspitzte Statement zum boomenden Reality-Wahnsinn im TV. Ein eigentlich unerträglicher Film mit pechschwarzen Humor. Der Killer als das mehr- oder minder sympathische Wesen von nebenan, der neben seiner tödlichen Aufgabe über Gott und die Welt, Liebe und moderne Architektur philosophiert. Anfängliche Moralvorstellungen weichen der Sensationsgier (die sich auch auf den Zuseher überträgt) und so endet der Film im munter-kollektiven Morden...

Ein wichtiger, innovativer Film, der mit einfachsten Mitteln eine enorm intensive Stimmung erzeugt. Den Kritikerpreis in Cannes gabs jedenfalls zurecht! Definitiv ein Schlag ins Gesicht für alle sensationsgeilen Fernsehgucker, die sich tagtäglich im Nachmittagsprogamm am Leid anderer Leute ergötzen!

03.12.2004, 18:13:28 janus

Ich habe diesen FILM schon vor längerer Zeit gesehen und fand ihn erschütternt und zugleich genial.Leider konnte ich mich mit niemandem so richtig über den Film austeischen,weil niemand den Film kannte und sich auch niemand mit einer Tiefgründigkeit wie sie dieser FILM zeigt befassen wollte,weil sie durch die kommerziellen FILME aus Amerika schon zu voreingenommen waren.Aber jetzt habe ich diese Seite entdeckt und freue mich das es doch Menschen gibt die den Film schätzen und auch darüber sprechen.Danke

10.11.2004, 11:56:37 sascha

noch nie vorher war ich von einem film so mitgerissen und schockiert zur gleichen zeit.
die ungefilterte darstellung von sensationsgeilheit und nackter gewalt ist wirklich nichts für schwache nerven.
auch ich hab lange in dem film gebraucht, bis ich verstanden habe, was die eigentliche aussage ist. ein genialer film.

30.10.2004, 21:08:29 Uwe

Wirklich der krasseste Film den ich je gesehen hab. Hier bekommt man das Gefühl an purer realer grausamer Gewalt teilzuhaben!
Und ich war mir wohl bis zur Hälfte nicht wirklich sicher ob der Film nun real oder fiktiv ist.

31.08.2004, 21:33:50 trashman ( Email schreiben )

Der einzige mir bekannte fiktive Film, der hinsichtlich seiner schockierenden Wirkung einen ähnlichen Effekt erzielt wie "Mann beißt Hund", ist "Funny Games" (eine weitere Arthaus-Produktion). Bei keinem anderen Film als diesen beiden bleibt einem das Lachen derart im Halse stecken, zudem kennen sie nicht nur mit den Filmopfern, sondern auch mit dem Zuschauer keinerlei Gnade.

"Mann beißt Hund" hält dem Zuschauer auf ätzend-brillante Weise den voyeuristischen Spiegel vor; ständig schwankt man zwischen fassungsloser Ungläubigkeit und makabrem Amusement. Und es beschleicht einen die dunkle Ahnung, dass es derlei zynisch-kalte Psychopathen tatsächlich gibt - ebenfalls eine Parallele zu "Funny Games" (den ich hinsichtlich der psychologischen Wirkung noch härter finde als "Mann beißt Hund").

Fazit: Für mich einer der zehn sehenswertesten Filme der 90er, traurigerweise der breiten Masse völlig unbekannt. Und extrem ärgerlich, dass er bis heute nicht in deutscher Synchronisation auf DVD erhältlich ist... :-(

30.08.2004, 13:27:38 syk0 ( Homepage )

ich habe diesen film zweimal gesehen.
ähnlich wie bei cannibal holocaust ist die distanzlosigkeit der medien mal wieder das thema und was menschen alles dafür tun um an interessante stories und filmmaterial ranzukommen. wer auf nackte gewalt steht, für den ist dieser film nicht unbedingt geeignet, da die einzige szene härterer gangart das einschlagen eines kopfes auf ein waschbecken und die vergewaltigung und ermordung einer frau ist (mal abgesehen von der oma die am anfang erdrosselt wird)
wer tiefgründigere unterhaltung sucht wird hier allerdings nicht enttäuscht.
fazit: kann man machen

22.08.2004, 21:21:33 Georg

Jede Sekunde dieses Filmes war mir unangenehm und zuwider und ich war froh als er vorbei war. Aber dennoch ist es eine Erfahrung die einem klar macht in was für einer kalten Welt wir leben. Jeder der den Film gesehen hat empfehle Ich das Buch "Der Minus-Mann" von Heinz Sobota, einem ehemaligen Zuhälter, der Einblick in eine dreckige Welt voller Gewalt und bedeutungslosen Sex gibt, dabei aber Passagen mit einer unglaublichen Brillianz schreibt, die jedem gestandenem Lyriker das Wasser reichen können...

22.06.2004, 16:08:31 david

meiner meinung nach wird der film hier zu hoch gespielt...der film ist auf keinen fall sozialkritisch, schockierend schon aber nicht mehr.

27.04.2004, 00:46:44 Wolfgang ( Email schreiben )

Nachdem Du den Film gesehen hast, kann es sein, dass Du eine Therapie brauchst. Permanent drängen sich Dir Fragen auf. Du suchst nach Antworten, doch die anhaltende Brutalität lässt Dir keine Zeit eine zu finden. Du willst den Film abschalten, aber Du bist in einen Bann gezogen, der Dich zwingt weiter zu sehen. Die Welt giert nach Sensation. Und auch morgen liest Du wieder in der Zeitung "Mann beisst Hund". Unglaublich Sozialkritisch.

10.04.2004, 17:45:02 Chriss ( Email schreiben Homepage )

Erschreckend, schockierend und packend zugleich.
Das ist die beste beschreibung. Ich sah den Film vor sechs Jahren das erste mal. Ich zeigte ihn einigen meiner Freunde, ich stellte fest das der Film nichts für zartbeseitete Menschen ist. Scheiß auf Freitag der 13. usw.!

22.01.2004, 17:35:04 Phil ( Email schreiben )

Die Beschreibung des Films ist wirklich sehr treffend.
Es stimmt: Nachdem und während ich den Film sah war ich fasziniert und gleichzeitig angewiedert. Benoit ist das abscheulichste, selbstverliebteste Arschloch, was je in einem Film gezeigt wurde.( Das glaubt man zumindest, wenn er Kinder, Rentner, Postboten und eigentlich jeden x-beliebigen tötet.) Ich habe viele Filme gesehen, in denen
mehr Blut geflossen ist. Doch was Mann beißt Hund zum brutalsten Film der 90er macht, ist, dass man sich fühlt ,als wäre man dabei.
Wer bock hat, mit mir über diesen und andere Filme zu diskutieren, kann mir gerne mailen!

Hey, für sowas habe ich doch extra das Forum eingerichtet! :-)

© 1998 - 2024: Sense of View / Carsten Henkelmann