Film Daten

Titel:
Dead or Alive
Originaltitel:
Dead or Alive: Hanzaisha
Land & Jahr:
Japan 1999
Laufzeit ca.: ?
105 Min.
Regie:
Takashi Miike
Darsteller:
Riki Takeuchi
Sho Aikawa
Renji Ishibashi
Hitoshi Ozawa
Shingo Tsurumi
Kaoru Sugita
Dankan
Michisuke Kashiwaya
Ren Osugi
Susumu Terajima
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

DVD Daten

DVD Cover - Rapid Eye Movies
Label:
Rapid Eye Movies
Regionalcode / Norm:
2 / PAL
Bild / Zeit:
1.78:1 (anamorph) / 104:48
Sprachen/Ton:
Deutsch - DD 2.0
Japanisch - DD 2.0
Untertitel:
Deutsch
Extras:
  • Original Kinotrailer
  • Bio-/Filmographien
  • Miike-Interview
  • Trailershow (Wild Zero, Chinese Ghost Story 1+2, Porn Star, Audition)

Dead or Alive

(Ein Review von Frank Meyer)

Während die alterwürdige Yakuza im Begriff ist, eine Geschäftsbeziehung mit den lokalen Vertretern der chinesischen Mafia aufzubauen, entfacht Exilchinese Ryuichi (Riki Takeuchi) mit seiner Gefolgschaft einen blutigen Machtkampf um die Vorherrschaft in Shinjuku, dem Rotlichtviertel Tokyos, und stört damit das empfindliche Gleichgewicht des organisierten Verbrechens. Ebenfalls Jagd auf die rivalisierenden Gruppen macht Detective Jojima (Sho Aikawa), ein Cop der vor seinen privaten Problemen in den Beruf flüchtet und schließlich mit der sonst üblichen Stillhaltetaktik der Polizei bricht, um von der Yakuza das Geld für eine überlebenswichtige Operation seiner Tochter zu erpressen.

Was sich in der inhaltlichen Zusammenfassung noch wie ein herkömmlicher Yakuza-Streifen mit den gewohnten Zutaten Bandenkrieg und Einer-gegen-alle anhört, entpuppt sich schnell als weit mehr als eine typisch asiatische Unterweltgeschichte...

Dead or Alive - ScreenshotDead or Alive - Screenshot

1-2-3-4... in guter alter Rock n Roll - Manier lässt Miike Dead or Alive anzählen und beginnt seine cineastische Achterbahnfahrt mit einem rasant geschnittenen, fünfminütigen Adrenalin-Trip, der in der Filmgeschichte seines Gleichen sucht. 5 Minuten randvoll mit Sex, Gewalt, Drogen und triebhafter Fresserei, angetrieben von dreckigen Punkgitarren. Ohne jede weitere Erklärung findet sich der Zuschauer in einem Chaos von Figuren und Motiven wieder und darf zunächst alleine sehen wie er damit zurechtkommt. Dann ein Einschnitt: Wir beobachten einen lustigen Clown, der zu putziger Musik herumturnt, und für einen kurzen Moment könnte man glauben, nun werde ein Kontrast zum anfänglichen Extrem gesetzt - aber dann entdeckt man im Hintergrund den nackten Mann auf der Wurfscheibe, dem prompt eine schützende Hand zwischen die Beine langt. Willkommen in der bizarren Welt von Takashi Miike!

Und möglicherweise ist Dead or Alive so etwas wie der optimale Einstieg: Weist er doch genau jene Merkmale auf, die den umstrittenen Regisseur bekannt gemacht haben, ohne allerdings die Pfade des gewählten Genres soweit zu verlassen, dass es den unvorbereiteten Zuschauer völlig aus der Bahn werfen müsste. Entweder man hat im Anschluss das Bedürfnis, mehr von diesem Regie-Derwisch zu erleben oder ist nach dieser Kostprobe ausreichend gesättigt, um Herrn Miike ein für alle mal von der persönlichen cineastischen Speisekarte zu streichen. Kein Wunder also, wenn dies neben Audition der Film ist, der den Namen Takashi Miike in die weite Kinowelt hinausgetragen hat.

Dead or Alive - ScreenshotDead or Alive - Screenshot

Zunächst wäre hier auf einer ersten und offensichtlichen Ebene der außergewöhnliche visuelle Einfallsreichtum zu nennen, der selbst erfahrenen Genrekennern immer wieder Bilder präsentiert, die es so auf der Leinwand niemals zuvor zu bestaunen gab. Allein in der Eingangssequenz begegnen einem bspw. so exotische Dinge wie eine Guinessbuch verdächtige Koks-Rampe oder lecker Nudelsuppe, die dem Zuschauer aus dem aufplatzenden Buch eines erschossenen Yakuzas sprichwörtlich um die Ohren fliegt. Und auch nachdem das Erzähltempo zumindest im Vergleich mit der videoclipartigen Eingangssequenz gedrosselt wird, sind es insbesondere die eingestreuten kleinen, bösen Überraschungen, die abseits des Handlungsverlaufs für eine durchweg beunruhigende Grundstimmung sorgen, welche sich erst im furiosen Finale entlädt.

Dennoch, bei allem Hang zur drastischen Darstellung, anders als im Exploitations-Kino gewinnt man zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, man hätte es lediglich mit einer selbstzweckhaften Aneinanderreihung von möglichst schockierenden Bildern zu tun - egal ob während eines Informantengesprächs im Hintergrund ein Tierporno gedreht wird oder ein Yakuza-Boss sich eines Spitzels in einem mit Exkrementen durchsetzten Planschbecken entledigt. Natürlich ist die Wirkung kalkuliert, aber statt sie zum zentralen Gegenstand zu machen, sich im Extrem zu verbeißen, ordnet Miike sie völlig der Handlung unter bzw. verlagert sie als Bestandteil einer düster-abgründigen Welt direkt in den Hintergrund. Statt ausgedehnten Großaufnahmen gewähren Kamera und Regie typischerweise nur einen kurzen Blick ("Hab ich gerade wirklich gesehen, was ich glaube gesehen zu haben?") oder zeigen das Geschehen aus der Distanz. Auf diese Weise erreicht Miike ein Höchstmaß an Eindringlichkeit, vermeidet aber eine allzu voyeuristische Wirkung; d.h. auch wenn es in der inhaltlichen Beschreibung drastisch klingt, lässt sich zumindest für Miikes Dead or Alive feststellen, dass er kaum als Lustobjekt für hirnlose Gewaltfetischisten taugt.

Dead or Alive - ScreenshotDead or Alive - Screenshot

Abseits visueller Spielereien zeigt sich Miikes Handschrift aber auch in wesentlich subtilerer Form: Er zerlegt die japanische Identität mindestens ebenso gründlich wie die Körper seiner Protagonisten. Und wenn von mancher Seite messerscharf festgestellt wurde, dass es sich bei seinen Charakteren in aller Regel um Verlierertypen, gescheiterte Existenzen und Außenseiter handelt, dann ist das nur die halbe Wahrheit; denn das eigentlich übergreifende Merkmal ist weniger, dass sie Verlierer sind, sondern was sie dazu gemacht hat. Typischerweise scheitern Miikes Figuren nämlich nicht an sich selbst, sondern an der Gesellschaft. Sie gehören zu den Verlierer des Systems - und ich wage jetzt einfach mal die Behauptung, dass so wie Miike mit der japanischen Gesellschaft abrechnet, er bestimmt die Mehrzahl der Bevölkerung zur großen Gruppe der gesellschaftlichen Verlierer zählt. Die Struktur von Gesellschaft und Familie, sei es nun Blutsverwandtschaft oder eine auf Ehre basierende Gemeinschaft wie die Yakuza, löst sich auf und läßt den Einzelnen allein. Soziale Entfremdung, der Zerfall der klassischen Familie und der Niedergang der Gesellschaft insgesamt - das sind die sich immer wiederholenden Motive in Miikes Filmen. Seine Hauptfiguren sind Teil einer abgrundtief schlechten Welt, in der es faktisch nur Verlierer geben kann.

Dead or Alive - ScreenshotDead or Alive - Screenshot

So haben beide Hauptfiguren in Dead or Alive mit existentiellen familiären Problemen zu kämpfen. Als Ryuichis kleiner Bruder aus den USA zurückkehrt, zeigt er sich darüber schockiert, woher das Geld für seine Ausbildung stammt, und stellt nicht nur Ryuichis kriminelle Lebensideologie in Frage, sondern stimmt gleichzeitig einen Lobgesang auf die amerikanische Kultur als bessere Alternative an. Gibt es ein treffenderes Sinnbild Japans als Land im (West-)Konflikt zwischen Tradition und Moderne? Polizist Jojima wird uns als auf der Couch schlafender Familienvater vorgestellt, dem von seiner Frauen betrogen und seiner Tochter verachtet nur der Beruf als Fluchtmöglichkeit bleibt. Gleich in der ersten Szene bekommt man hier zu spüren, dass wir nicht Zeuge einer akuten Ehekrise werden, sondern sich die Situation bereits in der betäubten Post-Eskalationsphase ohne Hoffnung auf Besserung befindet.

Aber nicht nur Familien und Generationen läßt Miike mit Vorliebe aufeinander prallen, sondern vor allem auch kulturelle Gegensätze. In Dead or Alive treten zum wiederholten Male China und Japan zum Culture Clash an, und sogar Taiwanesen mischen am Rande noch mit. Einmal mehr beschwört er den Konflikt der Kulturen, in dem er auf das Sinnbild des Fremden im eigenen Land zurückgreift. Ryuichi und seine Gefolgsleute sind Japaner chinesischer Abstammung, die von keiner Seite Akzeptanz zu erwarten haben. Ähnliches findet sich zuvor u.a. in Shinjuku Triad Society (1995), Rainy Dog (1997) oder Blues Harp (1998). Und da heimatlose und sich selbstentfremdete Menschen natürlich immer auch ein Stück weit auf der Suche nach sich selbst sind, darf auch die von Miike geschätzte Symbolik der fortlaufenden Eisenbahnschienen nicht fehlen. In diesem Fall lässt er einen Exilchinesen, der kurz zuvor über seine Position zwischen chinesischer und japanischer Kultur philosophiert hat, Richtung Horizont die toten Gleise entlang flüchten.

Dead or Alive - ScreenshotDead or Alive - Screenshot

Als Tokyos Hexenkessel des organisierten Verbrechens, eine Art Reeperbahn ohne Kiez-Romantik, gehört Shinjuku zu den naheliegendesten Schauplätzen für einen solchen Genre-Film, so dass es nicht weiter überrascht, dass Miike sein Unterwelt-Drama hier ansiedelt. Aber mit der Yakuza an sich verbindet ihn laut eigener Aussage weitaus mehr. Aufgewachsen in der übelsten Ecke Osakas gehörten anscheinend viele der Väter seiner damaligen Spielkameraden zum erlauchten Kreis der japanischen Mafia, und ein Teil seiner Freunde sei später sogar höchstpersönlich in Papas Fußstapfen getreten, weshalb die Yakuza für ihn etwas sehr Reales sei. Ihre Mitglieder wären ganz normale Mitmenschen, die lediglich eine spezielle Art der Kommunikation pflegen würden. Oha. Ob sich diese Aussage nun tatsächlich mit seiner filmischen Darstellung verträgt, sei jetzt mal dahingestellt, aber eine sehr spezielle Sicht der Yakuza lässt sich ohne weiteres aus seinem Werk ablesen.

Beispielsweise lässt sich im Falle von Dead or Alive sehr wohl das Bemühen erkennen, die Charaktere nicht eindimensional erscheinen zu lassen. In den fünf Anfangsminuten präsentiert Miike dem Zuschauer zunächst eine durchgestylte, völlig stilisierte Version der Unterwelt bevölkert von sterbenscoolen Killern ohne Nerven und mit dem perfekten Timing, und in den folgenden anderthalb Stunden tut er nichts anderes, als dieses Bild Stück für Stück zu demontieren und uns die menschlichen Trümmer hinter dieser Fassade vor Augen zu führen. Unter diesem Gesichtspunkt relativiert sich dann auch die oftmals geäußerte Kritik, zwischen rasantem Beginn und Grande Final folgt der Handlungsverlauf lediglich gängigen Genreklischees. Miike beschreitet vielleicht kein Neuland, ist aber auch weit entfernt von der herkömmlichen Gangstergeschichte.

Dead or Alive - ScreenshotDead or Alive - Screenshot

Apropos Grande Final: Der Film endet mit einem wahren Paukenschlag, und es wäre eine glatte Untertreibung hier lediglich von einer überraschenden Wendung zu sprechen! Natürlich würde ich mir eher die Zunge abbeißen als hier jemandem, der dieses Filmerlebnis noch vor sich hat, die Überraschung zu verderben, aber ganz ohne einen dezenten Hinweis auf das außergewöhnliche Ende wäre ein Review zu Dead or Alive sicher niemals komplett. Getreu seinem Ruf als cineastischer Grenzgänger setzt sich Miike hier dermaßen über jegliche Genrekonventionen hinweg, dass die Verblüffung selbst mit dieser Vorwarnung kaum geringer ausfallen dürfte. Wer von sich behauptet mit diesem Ende gerechnet zu haben, kann sich auch gleich Lügner auf die Stirn tätowieren lassen...

Miike hat sich verschiedentlich zur Entstehung dieser aberwitzigen Idee geäußert (u.a. im Interview auf der dt. DVD) und scherzte desöfteren, die glühende Hitze während der Dreharbeiten hätte wohl einen nicht unerheblichen Anteil am kreativen Prozess gehabt. Zweifelsohne war laut Drehbuch ursprünglich ein weitaus weniger spektakuläres Finale vorgesehen. Tja, so hat dann also die liebe Sonne dafür gesorgt, dass der Film ein Ende bekam, das definitiv zu den denkwürdigsten in der Geschichte des Films zählt.

Dead or Alive - ScreenshotDead or Alive - Screenshot

Um auf die sozialen Inhalte zurückzukommen: Ob nun gewollt oder ungewollt, die genannten Motive wie gesellschaftlicher Zerfall und Entfremdung ziehen sich wie ein roter Faden durch sein filmisches Schaffen. Aber Takashi Miike als gesellschaftskritischer Filmemacher? Nicht nur erklärten Miike-Gegnern geht eine solche Interpretation doch ein bißchen zu weit. Und tatsächlich erscheinen Einwände gegen eine Überstrapazierung der Message seiner Filme insofern gerechtfertig, als dass er ganz bestimmt nicht das ist, was man sich unter einem aussageorientierten, idealistischen Kinokünstler vorstellt. Takashi Miike arbeitet praktisch im Akkord und zählt mit 5, 6 oder mehr Filmen pro Jahr selbst unter den fleißigen Regisseuren noch zur produktiven Elite mit Sternchen und Auszeichnung. Dass bei einem solchen Output, den man sonst höchstens in der Pornobranche findet, nicht jedes Projekt eine bis ins Letzte ausgearbeitete Herzensangelegenheit sein kann, versteht sich wohl von selbst. Entsprechend sieht Miike sich nicht unbedingt als Künstler, sondern eher als Handwerker.

Miikes Wurzeln liegen im Direct-to-Video-Bereich, und dieser Tradition des kostensparenden, effektiv-kommerziellen Filmemachens ist er bis heute in seiner Drehphilosophie (nicht lange überlegen, einfach drauf los filmen!) verbunden geblieben. Andererseits ist es genau die niedrige Budgetierung, die ihm wiederum ein Höchstmaß an künstlerischer Freiheit ermöglicht. So lassen sich die Resultate am Besten als Auftragsarbeiten beschreiben, denen Miike stets seinen persönlichen Touch verleiht. Im Idealfall in ihrer Direktheit und unverfälschten Wirkung genial, wirken sie im schlimmsten Fall unausgegoren oder schlicht schlampig inszeniert. Natürlich ermöglicht ihm seine Popularität dabei mittlerweile auch den Luxus einer gezielteren Vorauswahl der Projekte. Aber um das kreative Potential eines solchen Vorgehens weiß man nicht erst seit den Meisterwerken, die die italienische Schnellschuss-Filmindustrie auf diese Weise hervorgebracht hat.

Dead or Alive - ScreenshotDead or Alive - Screenshot

Dank seiner enormen Produktivität kann Takashi Miike trotz seiner erst 44 Lenze auf eine erstaunliche Filmographie mit etwa 60 Titeln zurückblicken. Tendenz selbstverständlich steigend. Längst nicht alle sind in Deutschland veröffentlicht worden, auch wenn die Tendenz diesbezüglich erfreulicherweise ebenfalls steigend ist.

Der erste Film, mit dem Miike über die Grenzen Japans und Asiens hinaus von sich reden machen konnte, war Fudoh - The New Generation (Gokudo sengokushi: Fudo, 1996), eine wie Dead or Alive im Yakuza-Milieu angesiedelte Manga-Verfilmung, die mit ihrem abstrusen Einfallsreichtum so ziemlich alles schlug, was es bis dato im Kino zu sehen gab. Zu den international bekanntesten Miike-Titeln gehören neben der DoA-Trilogie (Teil 2 und 3 haben rein inhaltlich keinen Bezug zum Erstling) sein internationaler Durchbruch Audition (Odishon, 2000), sein von Kritikerseite ebenfalls gefeierter Visitor Q (Bizita Q, 2001) und der umstrittene Ichi the Killer (Koroshiya 1, 2001). Weitere hierzulande gezeigte Filme sind der zumeist arg verstümmelte Full Metal Yakuza (Full Metal Gokudo, 1997) und Blues Harp (1998), der es zuletzt auch mehrfach ins deutsche Free-TV geschafft hat.

Mehrheitsfähig wird Miike wohl niemals werden, aber die Marschroute scheint eindeutig: Vom Geheimtipp unter Asia-Fans und Liebhabern des ausgefallenen Kinos der Extreme mausert er sich zu einem von Kritikerseite anerkannten Regie-Star. Unglaublich, wenn man bedenkt, mit welch bizarren Ideen er seine Zuschauer konfrontiert.

Dead or Alive - ScreenshotDead or Alive - Screenshot

Für Dead or Alive holte Miike sich gleich zwei Stars des Yakuza-Films vor die Kamera, die zum ersten Mal gemeinsam in einem Genrefilm zu sehen waren: Sho Aikawa und Riki Takeuchi. Takeuchi (Ryuuichi) bereicherte schon Fudoh mit seiner düsteren Performance als Clan-Oberhaupt Nohma. In Japan ist er aber nicht nur als Schauspieler sehr erfolgreich unterwegs, sondern gehört auch zu den beliebtesten Entertainern (Wie es sich wohl auf die Karriere von Thomas Gottschalk auswirken würde, wäre er in einem Streifen wie Fudoh oder Dead or Alive aufgetreten?!) und betätigt sich nebenbei auch noch als Modeschöpfer und Model, der Tausendsassa. Was die Arbeitsmoral angeht, stellt Takeuchi quasi das darstellerische Gegenstück zu Regisseur Miike und ist mal locker in 15-30 Filmen pro Jahr zu sehen. Neben weiteren Miike-Filmen (u.a. die DoA-Fortsetzungen Dead or Alive: Birds, Dead or Alive: Final) übernahm er 2003 auch eine Rolle im lang erwarteten Sequel Battle Royale 2: Requiem (2003).

Sein filmischer Counterpart Sho Aikawa (Jojima) gehört u.a zum festen Darstellerstamm von Regisseur Kiyoshi Kurosawa (Cure, Licence to Live, Kairo), einem anderen wichtigen Namen des neuen japanischen Kinos. Mit Miike drehte er unter anderem Gozu (2003), Rainy Dog (1997) sowie seine Superhelden-Hommage Zebraman (2004). Und natürlich die komplette DoA-Trilogie. Andere seiner international bekannteren Filme sind z.B. das Drama Der Aal (Unagi, 1997) von Miike-Lehrmeister Shohei Imamura und Kairo (2001), in dem er allerdings nur in einer kleineren Rolle zu sehen ist.

Dead or Alive - ScreenshotDead or Alive - Screenshot

Renji Ishibashi (Aoki) hat seit The Bird People of China (Chuugoku no chojin, 1998) bereits über 10 weitere Filme mit Takashi Miike gedreht, zuletzt Gozu. Bei uns kennt man ihn vor allem durch die Hauptrolle in Audition, hat aber auch im grotesken Japan-Klassiker Tetsuo - The Iron Man (1988) mitgespielt. Zuletzt war er in Takashi Ishiis The Flower and the Snake (Hana to hebi, 2004) zu sehen.

Ebenfalls in Gozu wieder mit von der Partie war Hitoshi Ozawa (Satake). Für Michisuke Kashiwaya, der sein Debüt in Takeshi Kitanos Kids Return (Kidzu ritan, 1996) gab und hier Ryuichis kleinen Bruder Toji spielt, war Dead or Alive die zweite Miike-Experience nach Ley Lines (Nihon kuroshakai, 1999); N-Girls vs Vampire (Tennen shojo man next: Yokohama hyaku-ya hen, 1999) sollte noch folgen. Im dem war wiederum auch Shingo Tsurumi wieder zu sehen... Man merkt schon, Miike gehört zu den Regisseuren, die so etwas wie Ensemble-Treue besitzen. Andererseits muss es bei sovielen Filmen ja fast zwangsläufig Überschneidungen geben.

Autor Ichiro Ryu lieferte auch die Vorlage für Miikes The City of Lost Souls (Hyoryuu-gai, 2000), dem bereits erwähnte Ley Lines und Dead or Alive: Final (2002). Für den stimmigen Soundtrack zeichnet sich übrigens einmal mehr Miikes Hauskomponist Koji Endo verantwortlich. Man sollte aber auch nicht vergessen Hideo Yamamoto, einem der besten Kameraleute Japans, ein Kompliment für die visuelle Umsetzung auszusprechen, die die kleine Produktion um einiges aufwendiger erscheinen lässt als dies finanziell tatsächlich der Fall war.

Dead or Alive - ScreenshotDead or Alive - Screenshot

Erfreulicherweise hat sich Rapid Eye Movies des Films angenommen und ihn ungekürzt in Deutschland veröffentlicht. Die DVD im Vertrieb von One World kann zwar nicht unbedingt mit brillianter Bildqualität glänzen, was aber wohl vor allem auf das Ausgangsmaterial zurückzuführen sein dürfte. Insbesondere in dunklen Szenen würde man sich so vielleicht etwas mehr Kontrast und Schärfe wünschen. Wie gesagt, bei Dead or Alive handelt es sich eigentlich um eine kleine Produktion und erst in der Umsetzung um großes Kino.

Der Ton ist in Ordnung und sogar die deutsche Synchro kann man als durchaus gelungen bezeichnen. Professionell gesprochen und weitaus weniger holprig als man das von vielen anderen asiatischen Eindeutschungen gewohnt ist. Trotzdem empfiehlt sich natürlich die Originalversion, wobei man im Menü nach Gusto und Abspielgerät zwischen zwei Untertitelpositionen und Schriftarten auswählen kann. Ausgedehntes Bonusmaterial gibt es zwar nicht zu entdecken, aber immerhin ein aufschlussreiches Kurzinterview mit Miike, in dem er sich u.a. zum abgedrehten Finale äußert, Texttafeln mit Bio- und Filmographien (Takashi Miike, Sho Aikawa und Riki Takeuchi) und selbstverständlich den obligatorischen Kinotrailer. Unter'm Strich eine ordentliche Veröffentlichung.

Autor: Frank Meyer
Film online seit: 21.01.2005
Letzte Textänderung: 26.01.2005

Leser-Kommentare

26.01.2005, 12:23:07 Schlockmaster ( Email schreiben Homepage )

Schönes Review, aber auch ein Fehler: DOA2 wie auch DOA3 haben sehr wohl inhaltlichen Bezug auf das Original, der zweite erzählt von der Kindheit und Art (gegenpolige Engel) unserer beiden Helden, der dritte nimmt sowohl Origin wie Zukunft in eine typisch Japanische - ...WIR SIND EINS - Endlosschleife auf. Von fehlendem inhaltlichen Bezug kann ich da nicht sprechen.

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