Film Daten

Titel:
Satan's Blood
Originaltitel:
Escalofrío
Land & Jahr:
Spanien 1977
Laufzeit ca.: ?
82 Min.
Regie:
Carlos Puerto
Juan Piquer Simón
Darsteller:
Ángel Aranda
Sandra Alberti
Mariana Karr
José María Guillén
Manuel Pereiro
Luis Barboo
José Pagán
Isidro Luengo
Ascensión Moreno
Carlos Castellano
Fernando Jiménez del Oso
Alternativtitel:
• Schock
• Don't Panic
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

DVD Daten

DVD Cover - Mondo Macabro
Label:
Mondo Macabro
Regionalcode / Norm:
0 / NTSC
Bild / Zeit:
1.78:1 (anamorph) / 79:33
Sprachen/Ton:
Spanisch - DD 1.0
Englisch - DD 1.0
Untertitel:
Englisch
Extras:
  • Dokumentation "The Devil's Disciples"
  • Alternativer Anfang
  • Informationen zum Film
  • 4 Bildergalerien
  • Mondo Macabro Promo Reel

Satan's Blood

(Ein Review von Carsten Henkelmann)

Das junge Ehepaar Andres und Ana (Ángel Aranda, Sandra Alberti) treffen in der Stadt Bruno (José María Guillén), einen ehemaligen Schulkollegen von Andres, und dessen Frau Berta (Mariana Karr). Andres kann sich zwar nicht an ihn erinnern, aber trotzdem nehmen sie die Einladung an, den Abend auf Bruno und Bertas Anwesen zu verbringen, das weit außerhalb der Stadt liegt. Der Abend nimmt einen unerwarteten Verlauf, als sie an einem Ouija-Tisch eine Seance durchführen. In der Nacht glaubt Ana ihren Hund draußen winseln zu hören und möchte dem auf den Grund gehen. Dabei wird sie von einem unbekannten Mann fast vergewaltigt. Aufgeregt wollen die beiden endlich wissen, was in dem Haus eigentlich vor sich geht, da platzen sie schon direkt in eine private schwarze Messe von Bruno und Berta ...

Satan's Blood - ScreenshotSatan's Blood - Screenshot

Holla, hier tanzt Luzifer Rock'n'Roll! Dies kleine unscheinbare Filmchen aus Spanien entpuppt sich als ein wahnwitziger und enorm unterhaltsamer Satanistenschocker, bei dem zwar der Teufel nicht in Person auftritt, aber seine Jünger alles andere als untätig sind. Noch bevor man überhaupt den Titel des Films zu sehen bekommt, ist man bereits Zeuge geworden, wie eine Gruppe von Satanisten während eines Rituals eine Frau entkleiden, sich kurz mit ihr vergnügen und anschließend töten. Danach erfolgt dann der Schnitt zu Ana und Andres, die sich auf ihr noch ungeborenes Kind freuen und ein recht harmonisches Eheleben führen. Als sie dann Bruno und Berta treffen, dürfte dem Zuschauer klar sein: hier ist was faul! Erstmal liegt deren Haus abseits jeglicher Zivilisation und der humpelnde und bullige Toröffner erweckt auch nicht gerade Vertrauen.

Der Spaß geht schließlich mit der Entdeckung eines Buches über satanische Rituale weiter und der Seance am Ouija-Tisch (wo die Buchstaben des Alphabetes aufgemalt sind und ein Glas -angeblich- von dem herbeigerufenen Geist bewegt wird und über die Buchstaben die Wörter formt). Auch wenn man diese Seance irgendwie kaum ernst nehmen kann (man hat irgendwie das Gefühl das irgendwer, aber nicht ein Geist das Glas bewegt), so wird doch Schritt für Schritt eine schöne bedrohliche Atmosphäre aufgebaut. Und wenn dann Ana und Andres entdecken, dass Bruno und Berta vor dem wärmenden Kaminfeuer auf einem großen Pentagrammteppich eine seltsame Messe abziehen, gehts über in ein lustiges Gruppensex-Spielchen, dass alle unter Trance erleben. Und dies ist nur der Beginn einer wilden Achterbahnfahrt für Andres und Ana, wir sind hier gerade mal bei der ersten Hälfte des Films!

Satan's Blood - ScreenshotSatan's Blood - Screenshot

Auch wenn das Gezeigte im Film nicht unbedingt viel Sinn ergibt, eine Menge Spaß macht der Film trotzdem. Satan's Blood kann nicht unbedingt durch eine ausgefeilte und temporeiche Handlung oder logische Charakterentwicklungen glänzen, macht dies aber mit einer Menge Atmosphäre wieder wett. Als ganz grobe Eckpunkte kann man Rosemaries Baby (1968), The Perfume of the Lady in Black (Il Profumo della signora in nero, 1974) oder auch Urlaub in der Hölle (Race with the Devil, 1975) heranziehen, nur mit einer ganz extremen Spur mehr Sexploitation und einer Inszenierung versehen, wie sie ein Lehrling von Amando de Amando de Ossorio (Die Nacht der reitenden Leichen), Jess Franco und Jean Rollin hingezaubert hätte. Dieser Film ist Euro-Horror-Trash pur, aber irgendwie gerade deswegen so einzigartig und sehenswert.

Dies hilft schließlich auch darüber hinweg, dass Andres und Ana in die ganze Sache mit einer enormen Naivität rutschen. Sie werden durchaus sympathisch dargestellt, allerdings stellt Andres meist immer viel zu spät die relevanten Fragen. So entdeckt er auf einem alten Schulbild mit ihm und Bruno auf der Rückseite die Adresse seiner Wohnung. Aber noch bevor er etwas sagen kann, geht das Abendprogramm weiter und er verdrängt es schlicht und einfach. Später sieht er deutlich, dass Bruno sich an dem Motor seines Wagens zu schaffen macht und wundert sich dann, dass sein Wagen nicht anspringen will. Andres fällt vieles auf, zeigt aber einfach unglaublich wenig Rückgrat um die Situation für sich und Ana zu ändern und somit rutschen beide immer tiefer ins Geschehen. Auch wirken einige andere Handlungselemente unausgereift. So sieht man zu Beginn des Films einen Mann aus dem Haus schleichen, der später zurückkehrt und schließlich Ana angreift. Wer dieser Mann ist und was er in dem Haus eigentlich will, bleibt vollkommen ungeklärt. Auch der sinistre Toröffner bleibt eine geheimnisvolle Figur am Rande, über dessen Stellenwert man sich nie im Klaren ist.

Satan's Blood - ScreenshotSatan's Blood - Screenshot

Womit der Film nun gar nicht geizt ist die nackte Haut der Schauspieler. Das sich die Frauen im Eurohorror häufiger ihrer Kleidung entledigen, ist ja nun nichts ungewöhnliches, aber in Satan's Blood zeigen sich auch die Männer nicht weniger prüde. Andres und Ana vergnügen sich zusammen in der Badewanne und ein flotter Vierer ist mir bislang glaube ich in noch keinem Horrorfilm begegnet. Explizit in der Darstellung sind die Sexszenen natürlich nicht, man bewegt sich hier immer noch auf sicherem Softerotik-Niveau. Allerdings wirkt das durch die Inszenierung alles sehr sleazy.

Für einen Film mit Satanisten und dem (scheinbaren) Einfluß des Belzebubs persönlich beschränkt sich der Horroraspekt hingegen eher auf Standardsituationen. Bruno und Berta scheinen etwas ungewöhnliche Essgewohnheiten an den Tag zu legen und Ana glaubt von einer Puppe verfolgt zu werden, die in ihr Zimmer spaziert. Eine richtige Gänsehaut will hier nicht unbedingt aufkommen. Allerdings gibt es durchaus ansprechende Momente, wenn sich z.B. der Schatten von Berta mit einem Messer ganz bedrohlich über Ana aufbaut. Sehr zum Vorteil des Films gereicht es auch, dass sich 90% der Handlung innerhalb des Hauses abspielt und so eine bedrückende, manchmal schon fast klaustrophobische Atmosphäre aufgebaut werden kann. Überhaupt muss hier vor allem die Kameraarbeit von Andrés Berenguer gelobt werden, der alles in stimmungsvollen Bildern eingefangen hat.

Satan's Blood - ScreenshotSatan's Blood - Screenshot

Satan's Blood ist also nicht ganz das, was der Titel zu versprechen scheint, auch wenn Satanisten hier mitmischen. Aber es gibt weder irgendwelche Dämonen oder andere Gespenster, die durch das Haus spucken. Der Begriff "surrealer Horrorthriller" trifft es da vielleicht noch am besten. Gerade der Mittelteil ist von vielen surrealen Momenten geprägt, vieles wirkt etwas traumwandlerisch und dies hebt den Film schließlich etwas empor. Ansonsten ist hier Atmosphäre das A und O, denn ohne die müsste der Film ganz schön mit der Aufmerksamkeit des Zuschauers kämpfen. Ein kleiner Geheimtipp für Fans des Eurohorrors, die auch mal ganz gerne über den Tellerrand schauen und sich nicht nur für die altbekannten und schon umfassend besprochenen Klassiker des mediterranen Kinos interessieren. Unter dem Namen Schock kam der Film sogar in Deutschland in zwei Auflagen auf Video heraus. Allerdings ist mir nichts zu Kürzungen oder der Qualität bekannt.

Als der Film produziert wurde und schließlich auch in die Kinos kam, hatten sich die Zensurbestimmungen in Spanien nach dem Tode des Diktators Franco gerade erst gelockert. Um nicht gleich auf Probleme zu stoßen, wurde die in Spanien veröffentlichte Version noch mit einer Eröffnungssequenz versehen, in der ein Mann wie ein Wissenschaftler auf das Thema Satanismus zu sprechen kommt. Dies wurde gemacht, um dem Film einen pseudo-dokumentarischen Charakter zu verleihen und den im Film gezeigten Sex und Satanismus zu rechtfertigen. In allen anderen Ländern hingegen war der Film ohne diesen Vorspann, also so wie die Regisseure den Film ursprünglich konzipiert hatte, zu sehen. Die Filmindustrie führte damals eine "S"-Klassifizierung von Filmen ein, die vornehmlich an Werke mit einem hohen Gehalt von Sex und Gewalt vergeben wurden. Einer der ersten mit dieser Freigabe war übrigens Stanley Kubricks Uhrwerk Orange (Clockwork Orange, 1971). Aber für Filmproduzenten war dies eine neue lukrative Marktlücke, in die eine Reihe von Exploitationfilmen drängte, um von der aufkommenden Neugier an solchen Filmen zu profitieren. Satan's Blood wurde ebenfalls mit einem "S" versehen. Trotz allem gab es auch noch eine alternative Version, aus der fast alle kritischen Sexszenen entfernt wurden.

Satan's Blood - ScreenshotSatan's Blood - Screenshot

Von Regisseur Carlos Puerto scheint es nicht gerade sehr viele Filme zu geben. Seine weiteren Regie-Arbeiten sind doch eher unbekannt und haben nur selten den Weg ins Ausland gefunden. Als Drehbuchschreiber war er zumindestens für die spanische Variante von Reise zum Mittelpunkt der Erde (Viaje al centro de la Tierra, 1976) verantwortlich. Bei diesem Film führte aber Juan Piquer Simón die Regie, der bei Satan's Blood angeblich auch als Regisseur mitgewirkt hat, aber in den Credits nicht erwähnt wird. Da beide Filme zeitlich sehr nah beieinander entstanden sind, kann dies auch durchaus möglich gewesen sein. Zudem war Simón auch für das Produktionsdesign verantwortlich. Simón drehte daneben noch Filme wie Reise zur Insel des Grauens (Monster Island, 1981), Der Kettensägenkiller (Pieces, 1982), Slugs (Slugs, muerte viscosa, 1988) oder U1 - Tauchfahrt des Todes (The Rift, 1990).

Ángel Aranda trat unter anderem in Der Koloß von Rhodos (Il Colosso di Rodi, 1961), Planet der Vampire (Terrore nello spazio, 1965) oder Todeskreis Libelle (Una Libélula para cada muerto, 1974) auf. Sandra Alberti hingegen kam so gerade mal auf eine Handvoll an Filmen, darunter Historia de 'S', der in Deutschland den unglaublichen Titel Alfreds unheimliche Begegnung mit der Reizwäsche verpasst bekommen hat.

Satan's Blood - ScreenshotSatan's Blood - Screenshot

Kein anderes Label außer Mondo Macabro konnte eigentlich diesen unbekannten Film ausgraben. Wieder einmal wurde eine DVD mit viel Liebe zum Inhalt veröffentlicht. Die Bildqualität ist überraschend gut. Zwar gibt es kleinere Bildschäden immer wieder mal zu sehen, aber im Ganzen hat man es hier mit einem wirklich schönen Transfer zu tun. An Tonoptionen kann man zwischen dem spanischen Originalton und einer englischen Synchronisation wählen. Optional kann man auch noch englische Untertitel dazuschalten.

Die Extras beginnen mit zunächst allgemeinen Infos über den Film und die damalige Situation in Spanien. Dann kann man sich die oben erwähnte alternative Eröffnungssequenz mit dem Prolog über Satanismus anschauen. Es folgen gleich vier Bildergalerien. Die Galerien zeigen sowohl Szenenfots wie auch Aufnahmen vom Set und Covermotive. "The Devil's Disciples - Gavin Baddeley on 20th Century Satanism" nennt sich eine 24-minütige Dokumentation die sich - der Name verrät es schon - mit dem Satanismus im 20. Jahrhundert beschäftigt. Gavin Baddeley schrieb bereits einige Bücher über das Thema und ist selbst Mitglied der Church of Satan und beschreibt zunächst einmal, was man unter modernem Satanismus eigentlich zu verstehen hat. Dann geht es weiter mit bekannten und einflußreichen Personen wie Aleister Crowley und Anton LaVey und auch wie der Satanismus sich im Film entwickelte. Dabei kommen natürlich die Klassiker Rosemaries Baby, Der Exorzist und Das Omen zur Sprache. Baddeleys Informationen sind interessant und werden sehr seriös vorgetragen, untermalt wird das noch von Ausschnitten aus Alucarda, Satan's Blood, Satanico Pandemonium und Don't Deliver Us From Evil (alle von Mondo macabro erhältlich). Zum Abschluß der Extras gibt es noch das übliche Mondo Macabro Promo Reel und die DVD Credits.

Autor: Carsten Henkelmann
Film online seit: 12.03.2006
Letzte Textänderung: 03.08.2006

Leser-Kommentare

14.03.2006, 21:26:26 Saladoiso ( Email schreiben )

Hi,

der Prolog ist allerdings nicht ausschließlich in der OF zu begutachten; auf dem dt. Tape aus dem Hause Magic isser auch drauf. Und dann hat Bertucci noch seinen Trailer zu DRACULAS BRAUT (aka La Fiancee de Dracula, Jean Rollin) mit Auszügen davon unterlegt. Das Ergebnis kann man u.a. auf der X-Rated-DVD von BLUTIGER SCHATTEN hören.

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