(Ein Review von Carsten Henkelmann)
Das Jahr 2018: Dante (William Miller) kann während eines Gefängnistransports flüchten und versucht nun Ula (Irene Montalà), seine Freundin die er seit einem Jahr nicht mehr gesehen hat, wiederzufinden. Aber ein Gefängniswärter verfolgt ihn mit seinem Rottweiler und nur mit viel Glück gelingt es Dante den Wärter sowie den Hund zu töten. Er macht sich weiter auf den Weg in die Stadt wo er Ula vermutet, ohne zu ahnen, dass der cybernetisch verstärkte (!!!) Hund doch noch nicht tot ist und sich bereits wieder auf die Jagd nach ihm macht ...
Mit Regisseur Brian Yuzna ist das so eine Sache. Return of the Living Dead 3 ist wohl das Highlight seiner Karriere. Seine beiden Re-Animator-Sequels The Bride of Re-Animator und Beyond Re-Animator sind handwerklich gut gemachte Horrorkost, denen aber das letzte Quentchen an wirklicher Klasse fehlt. Nicht viel anders verhält es sich da mit seinen noch weniger anspruchsvolleren Filmen wie z.B. Faust oder die The Dentist Filme, die kaum Durchschnittsniveau erreichen. Nach der Sicht von Rottweiler stellt man sich aber langsam die Frage, ob Yuzna sich nicht doch lieber zukünftig nur auf die Rolle des Produzenten konzentrieren und das Filme drehen Anderen überlassen sollte. Rottweiler ist zwar nicht die Übergurke vorm Herrn, aber doch mit enormen Schwächen behaftet.
Und diese Schwächen liegen vor allem im Drehbuch, das versucht aus einer soliden Flüchtlings-Story einen stellenweise esoterisch angehauchten Horrorthriller mit Anleihen bei David Lynch zu machen und dies mit einigen Gore-Effekten zu versetzen. Dante ist nicht nur auf der Suche nach seiner Freundin, sondern auch auf der Suche nach seiner Vergangenheit, die nur aus Bruchstücken besteht. Im Verlauf der Handlung werden dann mehr und mehr Lücken gefüllt. Zudem plagen ihn Wahnvisionen von einem skelettierten Rottweiler, der ihn verfolgt. An sich noch nichts weltbewegendes, aber wenn dann der echte titelgebende bissige Hund in Spiel kommt, wird es albern. Warum der auf einmal, nachdem Dante ihn und sein Herrchen überwältigt hat, wieder lebendig wird bleibt im Unklaren. Hat Dante nicht richtig getroffen und der mit Metallzähnen bewaffnete Hund wacht aus der Bewußtlosigkeit wieder auf? Oder sollen die umherwabernden Nebelschwaden suggerieren, dass hier übernatürliche Kräfte am Werk sind? Der Film basiert den Roman "El Perro" von Alberto Vazquez Figueroa. Dieser enthielt allerdings keinerlei Genre-Elemente, die wurden erst durch die Fantastic Factory hinzugefügt.
Zudem ist der Film von Klischeesituationen durchsetzt. Da stolpert Dante, nachdem er notgedrungen nackt durch die Wildnis flüchten musste, in das Haus von Alyah (Paulina Gálvez) und ihrer Tochter. Alyah hat natürlich nichts besseres zu tun als sich Dante für ein Intermezzo auf dem heimischen Bett zu schnappen und sich mit ihm zu vergnügen (flüchtige Häftlinge scheinen ja eine ziemlich erotische Wirkung auf Frauen zu haben). Und auch sonst wird man mit einigen Standardsituationen konfrontiert: die heimliche Mitfahrt auf einem LKW, die Hubschrauberverfolgung, der entscheidende Endkampf, das Treffen auf den eigentlichen Bösewicht des Films etc. Zudem passen Dates Wahnvorstellungen mit dem "Rottweiler-Geist" nicht so recht zum Rest des Filmes, womit der Films insgesamt einfach viel zu überladen und zu überambitioniert wirkt.
Handwerklich kann man dem Film dabei nicht unbedingt was schlechtes vorwerfen. Den Film drehte Yuzna wieder mit seiner Fantastic Factory in Spanien und optisch wirkt der Film teurer als er wahrscheinlich war. Wobei auf aufwendige Sets auch fast verzichtet werden konnte, da sich ca. 80% der Handlung in freier Natur abspielen und nur in den Flashbacks und im letzten Viertel in eine Stadt verlagert wurde. Somit konnte auch größtenteils das Problem umgangen werden, eine Gesellschaft in der Zukunft darzustellen. Lediglich die Computereffekte können hier in keinster Weise überzeugen. Die CGI-Objekte wirken künstlich und schlecht in die Filmumgebung integriert und haben das Niveau mittlerer TV-Produktionen, was sich gerade im Finale negativ auswirkt. Das sich im übrigen ziemlich stark beim Terminator bedient.
Pluspunkte kann der Film leider nur selten sammeln. Einer wäre die Ausnutzung der spanischen Landschaft als Kulisse, was stellenweise wirklich gut aussieht. Seinen einsamen Höhepunkt erreicht der Film dann, wenn sich Dante bei Alyah und ihrer Tochter aufhält und der Hund erst alle durchs Haus und dann draußen jagt. Der Tod Alyahs vor den Augen ihres Kindes ist dabei gleichzeitig auch der düsterste Moment im ganzen Film. Wobei nebenbei allerdings wieder in die Klischeekiste gegriffen wird, da Dante ausgerechnet dann zu dämlich ist einen Grashügel emporzuklettern. Und ausgerechnet muss obendrein auch noch ein armes Huhn den Filmtod sterben...
Die schauspielerischen Leistungen schwanken sehr stark. William Miller als Dante gibt gerade mal eine solide Leistung ab, wirkt aber nicht gerade wie ein guter Charakterdarsteller. Ähnlich verhält es sich mit den anderen Schauspielern. Wer sich den Film vor allem in Hinblick auf Paul Naschy anschaut, der ja nun eine Ikone des spanischen Horrorfilms ist, dürfte auch etwas enttäuscht werden. Seine Rolle wurde aus der Standard-Schablone für Filmbösewichter herausgeschnitten und er taucht auch nur selten über den Film verteilt auf. Daher kann auch seine Leistung nicht so ganz überzeugen, da man ihn einfach zu selten sieht. Wer sich den Film in der englischen Originalfassung anschaut, dem wird auch verstärkt auffallen, dass die Darsteller meisten nicht gerade über gute Kenntnisse in dieser Sprache verfügen und mit einem starken Akzent sprechen. Die Dreharbeiten begannen noch während der Wintermonate, worunter vor allem William Miller ziemlich zu leiden hatte, der bei Eiseskälte barfuss und manchmal sogar komplett nackt durch die Wildnis laufen musste.
Als Regisseur machte Brian Yuzna direkt nach Rottweiler dann mit Beneath Still Waters weiter, der auch bei der Fantastic Factory entstand. Die weiteren Arbeiten der einzelnen Schauspieler beschränken sich auch zumeist auf den spanischen Raum. Irene Montalà hat noch in Barcelona für ein Jahr (L' Auberge espagnole, 2002) mitgemacht, ebenso Paulina Gálvez. Paul Naschys Karriere erlebte im neuen Jahrtausend wieder einen kleinen Aufschwung und zu seinen letzten Arbeiten gehörten unter anderem School Killer (2001), Mucha Sangre (2002) oder Rojo sangre (2004).
Die deutsche DVD von EMS gibt technisch wenig Anlaß zur Klage. Das Bild besitzt kräftige Farben, einen ausgewogenen Kontrast und eine teils sehr gute Schärfe, die nur nachläßt, wenn größere CGI-Effekte ins Spiel kommen. Neben dem englischen Originalton in Dolby Digital 5.1 gibt es auch die deutsche Synchronisation im gleichen Format sowie noch zusätzlich als DTS-Abmischung. Letztere hat dann im direkten Vergleich ganz leicht die Nase vorn. Allgemein handelt es sich aber um grundsolide, wenn auch wenig spektakuläre Surround-Abmischungen, die das Geschehen im Film angemessen unterstützen.
Das Bonusmaterial beginnt mit dem deutschen und englischen Trailer zum Film. Des weiteren gibt es eine 18 Minuten und 30 Sekunden lange Behind-the-Scenes Featurette, die einige Einblicke in die Dreharbeiten aus fast jeder Phase des Films liefert, aber ansonsten nicht weiter kommentiert wurde. Es folgen gleich fünf Interviews mit Brian Yuzna, William Miller, Irene Montal, den Animationstechnikern Vincent Guastini und Greg Ramoundos und Kameramann Javier Salmones. Von den Interviews erreicht allerdings keins die 5-Minuten-Marke und dementsprechend oberflächlich ist auch der Informationsgehalt, auch wenn man ein wenig von den Dreharbeiten und den Vorbereitungen erfährt. Abgrundet werden die Extras mit Bio- und Filmographien von Brian Yuzna und Paul Naschy.
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