Film Daten

Titel:
Im Todesgriff der roten Maske
Originaltitel:
The Oblong Box
Land & Jahr:
England 1969
PAL-Laufzeit:
91:49
Regie:
Gordon Hessler
Darsteller:
Vincent Price
Christopher Lee
Rupert Davies
Uta Levka
Sally Geeson
Alister Williamson
Peter Arne
Hilary Heath
Maxwell Shaw
Carl Rigg
Harry Baird
Godfrey James
James Mellor
John Barrie
Ivor Dean
Alternativtitel:
• Dance, Mephisto
• Edgar Allan Poe's The Oblong Box
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

DVD Daten

DVD Cover - EMS
Label:
EMS
Regionalcode / Norm:
2 / PAL
Bild / Zeit:
1.85:1 (anamorph) / 91:49
Sprachen/Ton:
Deutsch - DD 1.0
Englisch - DD 1.0
Untertitel:
Deutsch
Extras:
  • Interview mit Uta Levka
  • Deutscher & Englischer Kinotrailer
  • Biographien von Vincent Price, Christopher Lee, Uta Levka
  • Deutscher Original-Videovorspann
  • Slideshow

Im Todesgriff der roten Maske

(Ein Review von Carsten Henkelmann)

Nach einem Aufenthalt in Afrika leidet Edward Markham (Alister Williamson) an einer seltsamen Krankheit die ihn entstellt hat. Sein Bruder Julian (Vincent Price) hält ihn deswegen in seinem Haus gefangen, zur eigenen Sicherheit von Edward, aber auch damit ihn niemand zu Gesicht bekommt. Durch ein geheimnisvolles afrikanisches Mittel, dass ihm der Freund der Familie Samuel Trench (Peter Arne) besorgt hat, fällt Edward in einen Koma-ähnlichen Tiefschlaf und wird für tot gehalten. Damit Julian seinen Bruder offiziell beerdigen kann, aber niemand mitbekommt was mit Edward passiert ist, setzt er Trench durch die Aufdeckung einer illegalen Machenschaft unter Druck und läßt von ihm eine Leiche besorgen, damit die in der Öffentlichkeit für Edward gehalten wird und der wahre Edward dann heimlich begraben werden kann. In der Nacht nach der Beerdigung stehlen Grabräuber im Auftrage von Dr. J. Newhartt (Christopher Lee), der Experimente an Leichen durchführt, den Sarg aus dem Grab und bringen ihn in dessen Labor. Als er den Sarg öffnet ist Edward aus seinem Koma erwacht und startet einen blutigen Rachefeldzug...

Im Todesgriff der roten Maske - ScreenshotIm Todesgriff der roten Maske - Screenshot

"The Oblong Box", so der Originaltitel des Films, basiert auf einer Kurzgeschichte von Edgar Allan Poe, auch wenn der Name Markham eher auf H.P. Lovecraft schließen läßt. Ich kenne die Geschichte auf die der Film beruht nicht, kann daher auch kein Urteil abgeben, ob sich das Drehbuch eng an die Vorlage hielt oder nicht. Jedenfalls kann man Im Todesgriff der roten Maske nur schwer in den Bereich der Gruselfilme einordnen. Vielmehr hat man es mit einer Rachegeschichte zu tun, die sich einiger Elemente von Phantom der Oper bedient und, was das Übernatürliche angeht, nur ein paar Voodoo-Rituale bietet.

Vergleicht man diesen Film mit den anderen bekannteren Poe-Verfilmungen wie z.B. Premature Burial (Lebendig begraben), The Pit and the Pendulum (Die Schlangengrube und das Pendel) oder The Haunted Palace (Die Folterkammer des Hexenjägers, der basiert allerdings auf einer Geschichte von H.P. Lovecraft), so wird man schmerzlich die typischen und liebgewonnen Elemente dieser Filme vermissen, die Roger Corman mit seinen Werken 10 Jahre zuvor zum Markenzeichen werden ließ. Zwar bietet Im Todesgriff der roten Maske das typische Setting im viktorianischen England Ende des 19./Beginn des 20. Jahrhunderts., aber es fehlt dem Film an der atmosphärischen Dichte, den typischen Gothic-Elementen wie verstaubte und mit Spinnenweben übersetzten Gemäuern und nebelverhangenen Außensets. Dafür machen sich die ersten Anzeichen der grafisch expliziter werdenden Horrorfilme der 70er Jahre bemerkbar. Gleich zu Beginn bekommt man eine Szene zu sehen, in der Edward von Eingeborenen in Afrika gekreuzigt wird und dicke Nägel durch die Handflächen gejagt bekommt. Davon gibt es einen ganz kurzen Blick auf die blutende Hand und somit greift dieser Film ungewollt die berüchtigte Eingangssequenz von Lucio Fulcis Horrorklassiker E tu vivrai nel terrore - L'aldilà (Geisterstadt der Zombies) vorweg, auch wenn es lange nicht so derbe dargestellt wird.

Im Todesgriff der roten Maske - ScreenshotIm Todesgriff der roten Maske - Screenshot

Was die Story angeht, so bekommt man es mit der eigentlich schon hundertmal erzählten und kaum Überraschungen bietenden Rachegeschichte zu tun, in der ein Gepeinigter die Leute, die sich für seine Lage verantwortlich zeigen, ins Jenseits befördert. Edward Markham, dessen Gesicht man nicht bis zum Finale zu sehen bekommt, hat ein fürchterliches Schicksal ereilt und trägt nach seiner "Reanimation" nur noch eine rote Stoffmaske, damit er sich überhaupt unters Volk mischen kann. Zwar fällt er dadurch auf, allerdings wird er so für andere schon wieder interessant, wie z.B. für Dr. Newhartts Dienerin Sally, die sogar eine Nacht mit ihm verbringt. Sein unfreiwilliger Besuch in einem Bordell gerät völlig außer Kontrolle und endet mit einer Bluttat. Hier wird Edward wie ein verletzliches Tier dargestellt, ganz so wie ein eigentlich harmloser Mensch, der nur durch den Druck von außen zu Gewalttaten fähig ist. Das steht im völligen Widerspruch zu dem sonst eher harsch agierenden und mit Rachegefühlen gefüllten Menschen, der genau weiß was er will. Hier scheint, dass man dem Charakter Edward Markhams zuviele Charakterseiten geben wollte, sie aber nur unzureichend darstellen konnte.

Auch greift der Film einige Handlungsfäden auf, die dann aber ins Nichts laufen. So wird z.B. die "Fake-Leiche", die von Trench entsorgt wurde, später gefunden und ein Polizist kommt kurz in Erscheinung, der in diesem Fall ermittelt, aber dann wars das auch schon. Es wurde die Möglichkeit verschenkt, daraus ein nettes Handlungsgerüst zu bauen, in dem z.B. Julian Markham unter Druck gerät und der Schwindel mit der falschen Leiche aufzufliegen droht. Somit verbleibt unterm Strich ein zwar handwerklich solider Thriller, der mit ein paar typischen Gruselfilm-Elementen kokettiert, aber im Endeffekt nur ein unbefriedigendes Ergebnis abliefert. Schade, denn genug Potential hätte das Handlungsgerüst schon geboten. Die schauspielerischen Leistungen fallen ebenfalls unterschiedlich aus. Vincent Price legt eine gewohnt gute Darstellung hin, während Christopher Lee weit hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt. Eigentlich traurig, denn dieser Film stellt die erste Zusammenarbeit der beiden Horror-Ikonen dar, was sich aber leider nur in einer kurzen Szene gegen Ende des Films bemerkbar macht. Ansonsten agieren deren Charaktere immer völlig unabhängig voneinander.

Im Todesgriff der roten Maske - ScreenshotIm Todesgriff der roten Maske - Screenshot

Der deutschstämmige Regisseur Gordon Hessler verbrachte seine Kindheit in England und ging schließlich nach Amerika, wo er zunächst an Dokumentationen arbeitete und später für Alfred Hitchcock bei dessen Alfred Hitchcock Presents und The Alfred Hitchcock Hour mitarbeitete. Nach The Oblong Box, sein erster Film für American International Pictures, drehte er für diese Company noch Scream and Scream again (Die Lebenden Leichen des Dr. Mabuse), Cry of the Banshee (Der Todesschrei der Hexen) und Murders in the Rue Morgue (Mord in der Rou Morgue). Bei diesen Filmen führte er nicht nur Regie, sondern produzierte sie auch, hatte allerdings häufig mit großen Problemen zu kämpfen. Denn AIP vertrat eine harte Linie und mischte sich in das Casting der Filme ein und die Beziehung zwischen AIP und Vincent Price bekam immer mehr Risse. Außerdem mussten die Dreharbeiten auch oft begonnen werden, bevor das Schreiben des Drehbuches überhaupt abgeschlossen war. Hessler sollte ursprünglich nur den Film produzieren, fand sich dann aber plötzlich im Regiestuhl wieder, als der für den Film vorgesehene Michael Reeves (Witchfinder General (Der Hexenjäger), The Sorcerers (Im Banne des Dr. Monserrat)) überraschend Selbstmord beging.

Hesslers Experimentierfreude war zudem ein Dorn im Auge AIPs, weshalb sie teilweise seine Filme umschnitten um sie etwas geradliniger zu machen. Dies führte dazu, dass Hesslers Murders in the Rue Morgue um ganze 11 Minuten erleichtert seinen Weg in die Kinos fand (die komplette Version ist glücklicherweise von MGM im Rahmen ihrer "Midnight Movies" Reihe in den USA auf DVD erschienen). Auch The Oblong Box ereilte dies Schicksal, der damals um gute 10 Minuten gekürzt wurde, auf DVD aber ungekürzt zu sehen ist. Bereits die Eingangssequenz wurde damals fast halbiert. Weitere Kürzungen betreffen einen Dialog zwischen Vincent Price und Hilary Heath und ein paar Szenenschnipsel beim Begräbnis von Edward, die Lieferung der zwei Leichen zu Dr. Newhartt, eine andere Schnittfolge in den Minuten danach, Edwards Handgriff an die Brust von Uta Levka, weitere Szenen, die Uta Levka und später eine andere Darstellering mit entblößter Brust zeigen und diverse Dialoge die in den Augen von AIP unnötig waren. Trotz der Kürzungen war The Oblong Box einigermaßen erfolgreich, weswegen AIP Gordon Hessler einen Vertrag für drei weitere Filme anbot.

Im Todesgriff der roten Maske - ScreenshotIm Todesgriff der roten Maske - Screenshot

Die DVD von EMS liegt qualitativ auf den ersten Blick in einer Linie zu deren ersten Edgar Allan Poe DVD Die Folterkammer des Hexenjägers. Bei genauerem Hinsehen erkennt man aber, das der Transfer seine kleinen Fehler hat, auch wenn er insgesamt mehr als zufriedenstellend ausgefallen ist. Scheinbar war die Vorlage nicht ganz optimal, denn zu 95% bekommt man ein farbenreiches und stabiles Bild geboten, aber ab und zu gibt es ein paar Szenen, die etwas blasser wirken oder eine gewisse Körnigkeit aufweisen. Das mag mit den Kürzungen zusammenhängen, die die Produktionsfirma damals machen ließ, denn dieser Eindruck tritt in der Tat bei einigen der oben genannten Szenen auf. Kleinere Materialschäden tauchen zwar ab und zu für den Bruchteil einer Sekunde auf, aber das ist bei einem über 30 Jahren alten B-Movie verzeihlich. Etwas mehr Schärfe im Detail hätte dem Bild noch ganz gut getan.

Der deutsche sowie englische Monoton wurde als Zweikanal-Monoton auf beide Kanäle verteilt. Der englische Ton ist nicht nur einen Ticken dumpfer als der deutsche, sondern die Dialoge sind auch etwas leiser und es hat den Anschein, dass für den englischen Ton die Dialoge direkt vom Dreh genutzt wurden, während man es bei dem deutschen Ton mit einer entsprechend abgemischten Studio-Synchronisation zu tun hat. Dadurch sind die Dialoge natürlich in der deutschen Synchro verständlicher, allerdings wirkt der Originalton sehr viel natürlicher. Störgeräusche und ähnliches sind mir nicht aufgefallen. Anmerken sollte man allerdings, dass die damalige Synchronisation für die gekürzte Kinofassung erstellt wurde und somit kein durchgängiger deutscher Ton vorliegt. Bei den entsprechenden neuen Szenen werden dann gut lesbare deutsche Untertitel eingeblendet, die man optional auch deaktivieren kann. Durchgängige Untertitel für den kompletten Film gibt es allerdings nicht.

Im Todesgriff der roten Maske - ScreenshotIm Todesgriff der roten Maske - Screenshot

An Bonusmaterial gibt es nicht sehr viel, allerdings bekommt man mehr geboten als auf der US-DVD von MGM, wo der Film zusammen als nettes Double Feature mit dem nächsten Hessler-Werk Scream and scream again im Rahmen der "Midnight Movies" veröffentlicht wurde. Das Hauptfeature dürfte das über 16-minütige Interview mit der deutschen Schauspielerin Uta Levka sein, die im Film eine Dirne spielt. Zum Film selber erzählt sie zwar nicht viel, hat aber ein paar nette Anekdoten über Vincent Price und vor allem über Lucio Fulci zu erzählen, mit dem sie für den Film Die Abenteuer des Kardinal Braun zusammengearbeitet hat. Das Interview wirkt ein wenig amateurhaft, da es wohl in einer Gaststätte aufgenommen wurde, laute Umgebungsgeräusche zu hören sind und sie im Gegenlicht sitzt. Allerdings wirkt sie recht sympathisch und redet frei von der Leber weg. Dann gibt es jeweils einen Kinotrailer aus Deutschland und England sowie den deutschen Videovorspann. Der deutsche Trailer ist mit knapp über 3 Minuten recht lang und gibt eigentlich schon den ganzen Film in einer kompakten Form wieder. Der englische Trailer ist da schon besser, da er nur das Nötigste zeigt und insgesamt neugieriger auf den Film macht. Der deutsche Videovorspann hat nicht nur eingedeutschte Credits, sondern betitelt den Film auf den kurzen Namen Die Todesmaske.

Abgeschlossen wird der Bonusbereich mit Bio- und Filmographien von Vincent Price, Christopher Lee und Uta Levka, sowie einer 6-minütigen Slideshow, die mit dem Soundtrack des Films unterlegt ist. Einige Bilder zeigen sogar Szenen, die im fertigen Film definitiv nicht zu sehen sind. Des weiteren gibt es noch einiges an Behind-the-Scenes Aufnahmen, Plakatmotive und Pressematerial. Als Appetitanreger für die anderen DVDs der Edgar Allan Poe Reihe von EMS gibt es noch die Trailer zu Die Folterkammer des Hexenjägers (der deutsche Trailer und damit ein anderer als auf der Folterkammer-DVD) und Lebendig begraben sowie einer anderen EMS Veröffentlichung: Kentucky Fried Movie. Warum letzterer ausgerechnet auf einer DVD eines klassischen Gruselfilms plaziert wurde entzieht sich allerdings meiner Kenntnis...

Im Todesgriff der roten Maske - Screenshot
Autor: Carsten Henkelmann
Film online seit: 17.11.2003
Letzte Textänderung: 05.09.2006

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