(Ein Review von Carsten Henkelmann)
Scotland Yard Inspektor Holloway (John Bennett) ermittelt im Fall des Verschwindens eines bekannten Schauspielers, der zuletzt in einem Haus gewohnt hat, über das sich seltsame Geschichten ranken...:
Method for Murder: Der Horror-Schriftsteller Charles Hillyer (Denholm Elliott) zieht mit seiner Frau Alice (Joanna Dunham) in das Haus um seinen neusten Roman fertigzustellen. Darin entwickelt er die Gestalt des Mörders Dominic, der ihm ab einen gewissen Punkt in Person erscheint. Nur das niemand außer ihm Dominic zu sehen scheint...
Waxworks: Der frisch in Rente gegangene Philip Grayson (Peter Cushing) bezieht das Haus, um sich endlich um all die Dinge zu kümmern, für die er während seines Arbeitslebens kaum Zeit hatte. Bei einem Spaziergang durch die nahegelegene Stadt entdeckt er ein Wachsmuseum. Dort entdeckt er die Wachsfigur einer Frau, die ihn fatal an seine geliebte und verstorbene Ehefrau erinnert...
Sweets to the Sweet: Die neuen Käufer des Hauses ist der Geschäftsmann John Reid (Christopher Lee), der dort mit seiner Tochter Jane (Chloe Franks) einzieht und für sie außerdem noch als Kindermädchen und Lehrerin Ann Norton (Nyree Dawn Porter) engagiert. Aus irgendeinem Grunde hält Mr. Reid seine Tochter von der Außenwelt fern und als Ann hinter das dunkle Geheimnis kommt, ist es schon zu spät...
The Cloak: Der in die Jahre gekommene Horror-Schauspieler Paul Henderson (Jon Pertwee) dreht gerade einen neuen B-Movie-Horrorfilm und ist über die lausigen Bedingungen nicht sehr erfreut. Er besucht den Laden eines alten Mannes um einen authentisch wirkenden Umhang zu kaufen. Später entdeckt er, dass der Umhang sein Spiegelbild verschwinden läßt und als er ihn um Mitternacht trägt, wachsen ihm Vampirzähne...
Nach dem großartigem Dr. Terror's House of Horrors und dem 1967er Torture Garden (Der Foltergarten des Dr. Diabolo) entstand drei Jahre später mit The House that dripped Blood ein weiterer Episodenfilm der Amicus Studios, in dem die Einzelgeschichten von einer groben Rahmenhandlung miteinander verbunden wurden. Diesmal ist es nicht ein geheimnisvoller Wahrsager im Zug oder ein Geisterbahnbesitzer, die die Geschichten erzählen, sondern es sind von verschiedenen Personen vorgetragene Schicksale, in deren Zentrum ein etwas einsam gelegenes Haus steht in dem unglaubliche Dinge passieren. Wobei dies eigentlich nur zum Teil zutrifft, denn in "Waxworks" und "The Cloak" haben die Ereignisse nicht unbedingt mit dem Haus an sich zu tun, in erstgenanntem spielt es gar eine vollkommen untergeordnete Rolle.
Die Qualität der einzelnen Episoden ist insgesamt recht gut, wobei "Sweets to the Sweet" im Vergleich zu den anderen Geschichten etwas unter einem langsameren Aufbau zu leiden hat. Hierbei handelt es sich im Endeffekt auch um keine reine Horrorgeschichte, sondern hat fast was von einem Drama um ein Mädchen, dass in ihren Freiheiten von ihrem strengen Vater unterdrückt wird. Jeder der Geschichten kann außerdem am Ende einem netten Plottwist anbieten, der manche der vorangegangenen Ereignisse sogar in ein anderes Licht rückt. In "The Cloak" werden außerdem noch einige typische Horrorfilm-Klischees mit einem Augenzwinkern dargestellt. Der Schauspieler Paul Henderson mokiert sich über das niedrige Budget und die schlechten Kulissen, in dem er sie mit seinem Gehstock demoliert, und in Form eines Monologs von ihm gibt es noch einen netten kleinen Seitenhieb auf die damals in Konkurrenz zu Amicus stehenden Hammer Studios:
That's what's wrong with the present day horrorfilms. There's no realism. Not like the old ones, the great ones. Frankenstein. Phantom of the Opera. Dracula - the one with Bela Lugosi of course, not this new fellow.
Vor allem wenn man bedenkt, dass dieser "new fellow", also Christopher Lee, gerade eine Episode zuvor zu sehen war, so wirkt dies schon sehr amüsant. Überhaupt bietet "The Cloak" den höchsten Anteil an Humor und hebt sich so von den anderen Folgen etwas ab. Jon Pertwee verkörpert sehr gut den arroganten, aber eigentlich nicht wirklich guten B-Movie Schauspieler Henderson und bringt durch ein gewisses Overacting eine passende Überzeichnung seines Charakters zur Schau. Als schrulliger Ladenbesitzer von Hartmann ist Geoffrey Bayldon eine wahre Wonne. Fans von britischen TV-Serien der 1970er Jahre werden bei diesen Namen eventuell aufhorchen. Denn Geoffrey Bayldon ist niemand geringerer als Catweazle und Pertwee war damals Dr. Who. Im Bonusmaterial der britschen DVD wird auch gesagt, dass man sich damals nicht die Gelegenheit entgehen lassen wollte, in einer Szene Catweazle und Dr. Who zusammenzubringen. Die Rolle von Pertwee wurde zuerst Vincent Price angeboten, der zwar großes Interesse zeigte, aber damals vertraglich an AIP gebunden war und deswegen die Rolle nicht annehmen konnte. Was wäre das für ein Highlight geworden, alle drei großen Horrordarsteller der Zeit wären in diesem Film vereint gewesen, wenn auch nicht zusammen in einer Szene...
Die ersten drei Folgen hingegen sind relativ frei von humorigen Einlagen und ziehen ihre Handlung recht gradlinig durch. Denholm Elliott liefert eine glaubwürdige Leistung als Autor ab, der langsam beginnt an seinem Verstand zu zweifeln. Peter Cushing merkt man in "Waxworks" wieder einmal an, dass er damals über viel Erfahrung verfügte und einfach nicht schlecht spielen kann. Sogar die Stunts in einer Kampfsequenz machte er selber. Zu dem Zeitpunkt der Dreharbeiten war seine Frau allerdings schon schwer erkrankt. Sie starb im Januar des Folgejahres und die Schwermut Cushings übertrug sich schon auf die Rolle hier, in der er ja einer geliebten Frau nachtrauert und sich nur schwer von der Vergangenheit lösen kann. Und in "Sweets to the Sweet" stiehlt die damals nur 11 Jahre alte Chloe Franks sogar Christopher Lee die Show.
The House That Dripped Blood bzw. Totentanz der Vampire ist kein Film, der heute noch durch besondere extreme Szenen auffallen würde. Vom reinen Härtegrad betrachtet, kann der Film locker im Nachmittagsprogramm laufen. Allerdings bietet er eine im positiven Sinne altmodische Art und Weise vier nette Gruselgeschichten zu erzählen. Insgesamt betrachtet sind "Waxworks" und die Rahmenhandelung die schwächeren Geschichten, aber fallen nun nicht so extrem ab, als das es dem ganzen Film schaden würde. Durch die größtenteils sehr bekannten britischen Darsteller und ihre schauspielerischen Leistungen in Verbindung mit der guten Kameraarbeit von Ray Parslow macht der Film irgendwie immer noch Spaß.
Ursprünglich wollte Regisseur Duffell seinen Film "Death and the Maiden" nennen, so wie auch das Musikstück heißt, dass Peter Cushing auf den Plattenspieler auflegt. Allerdings waren die Produzenten völlig anderer Meinung und vergaben dem Film den reißerischeren Titel "The House that dripped Blood". Eigentlich eher unpassend, da im ganzen Film kein einziger Tropfen Blut zu sehen ist und schon gar kein Blut vom Haus. Die deutsche Titelschmiede damals war aber auch nicht wirklich kreativ und verpasste dem Film mit "Totentanz der Vampire" einen genauso unpassenden Titel. Lediglich in der letzten Episode gibt es die im Titel angekündigten Blutsauger und tanzen tun sie auch nicht.
Der ganze Film entstand unter totalen Low Budget Bedingungen innerhalb von sechs Wochen. Ein Teil der Außenaufnahmen entstanden auf dem Gelände der Shepperton Studios und einige der Bücher in der Bibliothek des Hauses stammten aus Duffells Privatbesitz. Und das Modell des Schloßes für den Film in "The Cloak" war eine Spielburg von Duffells Sohn! Sogar Christopher Lee sieht man in einer Szene in seinem eigenen Buch lesen. Es handelte sich dabei um eine Ausgabe von "Lord of the Rings", in dessen Verfilmung er über 30 Jahre später eine Hauptrolle spielen sollte. Das Haus stand zum damaligen Zeitpunkt leer und wurde nicht genutzt, ging aber irgendwann in den Besitz der Amicus Studios. Die einzelnen Episoden basieren auf Kurzgeschichten von Robert Bloch, die teilweise schon recht alt waren. "Sweets to the Sweet" z.B. wurde bereits 1947 geschrieben, "Method for Murder" stammt aus dem Jahre 1962. Duffell nahm aber in jeder Episode kleinere oder auch größere Modifikationen vor, die Traumsequenz in "Waxworks" stammt z.B. von ihm.
Da der Film keine grafische Gewalt bietet, hätte der Film damals durch die BBFC sogar eine relativ niedrige und familienkompatible Freigabe bekommen können. Allerdings verlangten die Produzenten damals absichtlich eine höhere Freigabe, da sie befürchteten, dass das Zielpublikum aufgrund der niedrigen Altersfreigabe kein Interesse an dem Film zeigen könnte. In Großbritannien war der Film trotz guter Kritiken leider nicht sehr erfolgreich, konnte aber dafür in Amerika ein größeres Publikum begeistern und heimste dort ebenfalls teils euphorische Bewertungen ein.
Für Peter Duffel war The House That Dripped Blood nach einigen Kurzfilmen und Arbeiten für das britische Fernsehen der erste richtige Spielfilm, bei dem er Regie führen durfte. Zu seinen anderen Regiearbeiten gehören Folgen der Serie Man in a Suitcase (Der Mann mit dem Koffer) oder Filme wie Inside Out (Ein genialer Bluff). Von Robert Bloch wurden schon viele Geschichten und Drehbuchvorlagen verfilmt, die bekannteste Verfilmung eines seiner Stoffe dürfte sicherlich Hitchcocks Psycho sein, aber auch einzelne Folge von Star Trek (Raumschiff Enterprise) oder der weitere Amicus-Episodenhorror Asylum (Irrgarten des Schreckens) basieren auf seinen Vorlagen.
Denholm Elliott sah man sonst noch in dem Hammer Horrorfilm To The Devil A Daughter (Die Braut des Satans), ist aber sicherlich als Dr. Marcus Brody in den Indiana Jones Filmen viel bekannter. Joanna Dunham spielte die Maria Magdalena in The Greatest Story Ever Told (Die Größte Geschichte aller Zeiten), kann aber ansonsten auf eine sehr übersichtliche Filmographie zurückblicken. Joss Ackland, der in "Waxworks" einen alten Freund von Peter Cushing spielt, sah man unter anderem in der Hammer Produktion Rasputin: The Mad Monk (Rasputin - Der wahnsinnige Mönch) als einen Bischof, in Lethal Weapon 2 und einigen TV-Shakespeare-Verfilmungen.
Die talentierte Chloe Franks sah man zwar Anfang der 1970er noch in einer Minirolle in Sam Peckinpahs Straw Dogs und in einer Episode des ebenfalls von Amicus produzierten Tales from the Crypt (Geschichten aus der Gruft), ist danach aber nur noch in ganz wenigen Filmen aufgetreten. Nyree Dawn Porter war auch mehr fürs Fernsehen tätig und spielte in mehreren TV-Serien mit, hatte aber daneben auch noch Rollen in Filmen wie z.B. From Beyond the Grave (Die Tür ins Jenseits). Jon Pertwee war wie schon erwähnt der dritte Dr. Who Darsteller und spielte in ein paar Carry On (Ist ja irre...) Filmen mit. Ingrid Pitt dürfte Horrorfans durch ihre Auftritte in The Vampire Lovers (Gruft der Vampire) und Countess Dracula (Komtesse des Grauens) ein Begriff sein. Neben seiner bekannten Rolle als Catweazle hat Geoffrey Bayldon noch in Filmen wie Frankenstein Must Be Destroyed (Frankenstein muss sterben) oder Irrgarten des Schreckens mitgespielt.
Sein DVD-Debüt bekam der Film durch die "Amicus Collection" von Anchor Bay UK, die neben The House That Dripped Blood noch die Filme Dr. Terror's House of Horror, And Now The Screaming Starts (Embryo des Bösen / Saat des Bösen), The Beast Must Die (Mondblut) und Asylum (Irrgarten des Schreckens) bietet und als Digipack in Sargform daherkommt. Die Bildqualität ist in Anbetracht des Alters des Films durchaus zufriedenstellend. Zwar ist ein leichtes Bildrauschen bzw. Körnung immer wieder zu sehen und auch die eine oder andere unsaubere Stelle vom Master fällt auf, ansonsten gibt es aber nicht viel zu kritisieren. Der Ton kann sein Alter zwar auch nicht ganz verleugnen, aber die Dialoge sind im Allgemeinen gut verständlich. Die Dolby Digital 5.1 und DTS Upmixe kann man eigentlich fast ignorieren. Zwar klingt der Ton ein klein wenig kräftiger, aber richtige Surround-Stimmung kommt nie auf, im Grunde genommen spielt sich tontechnisch alles vorne ab.
Hauptextra ist der Audiokommentar von Regisseur Peter Duffel und "English Gothic" Autor Jonathan Rigby, der als Moderator fungiert. Der Audiokommentar ist recht interessant, es werden viele Details verraten, allerdings ist Rigby manchmal etwas zu euphorisch in seiner Art den Film zu beschreiben. Trotzdem ein hörenswerter Kommentar. Eigens für diese DVD wurde auch die 17-minütige Featurette "A-Rated Horrorfilm" produziert, die neben Regisseur Duffel auch die Darsteller Ingrid Pitt, Chloe Franks und sogar Geoffrey Bayldon präsentieren kann. Leider wiederholen sich einige Informationen aus dem Audiokommentar und der Anteil an Filmausschnitten ist auch relativ hoch. Allerdings ist es nett einige aktuelle Aufnahmen der Schauspieler zu sehen.
Zu Peter Duffel, Peter Cushing, Christopher Lee, Denholm Elliot, Chloe Franks, Jon Pertwee und Ingrid Pitt gibt es Biographien. Mark A. Miller schrieb einige Film Notes, aus denen aber nach dem Audiokommentar und der Featurette keine großen neuen Erkenntnisse gezogen werden können. Eine Sammlung von Kritik-Zitaten und eine umfangreiche Bildergalerie runden das Bonusmaterial ab.
In Deutschland hat sich Koch Media des Films angenommen und konnte dafür sogar den Audiokommentar der britischen DVD übernehmen. Die Bildqualität ist eigentlich identisch zur DVD von Anchor Bay, allerdings meine ich, dass das Bild durch ein etwas reduzierteres Bildrauschen ein wenig ruhiger wirkt. Die Dolby Digital Upmixe bleiben der britischen DVD vorenthalten, dafür kann die Koch DVD neben dem englischen Originalton sowohl die alte Kinosynchronisation als auch die Synchronisation für die damalige Videoveröffentlichung bieten. Beide Synchronisationen unterscheiden sich deutlich durch andere Sprecher, im direkten Vergleich betrachtet wirkt die Kinosynchro gegenüber der sich etwas "billig" anhörenden Videosynchro aber besser.
Außer dem Audiokommentar gibt es noch eine mit 16 Bildern relativ kleine Bildergalerie, die ein paar Plakatmotive und Aushangfotos zeigt. Uwe Huber schrieb noch kurze Liner Notes für das dünne, vierseitige Booklet. Allerdings weiß diese Veröffentlichung optisch zu gefallen, da es sich um einen Digipack im Pappschuber handelt.
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