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(Ein Review von Carsten Henkelmann)
Linda Westinghaus (Ewa Strömberg), Angestellte bei einer Rechtsanwaltskanzlei, hat nachts seltsame Träume. Hauptperson in diesen Träumen ist eine geheimnisvolle Frau, die Linda zu sich ruft. Beruflich muß sie nach Anatolien reisen, um sich dort um eine Erbschaft für die Gräfin Nadine Korodin (Soledad Miranda, mit der wahrscheinlich größten Sonnenbrille der Welt) zu kümmern. Nadine ist der Frau aus Lindas Träumen sehr ähnlich und Linda vergißt auch schnell, daß sie aus beruflichen Gründen bei der Gräfin ist. Denn die wickelt sie spielend um den Finger. Abends kippt sie ihr ein Betäubungsmittel in den Wein. Linda schläft ein und wird in der Nacht von Nadine besucht, die sie erst verführt und dann beißt und ihr somit Zugang zur Welt der Vampire verschafft.
Als Linda dann am nächsten Morgen erwacht und nicht genau weiß was passiert ist, findet sie Nadine scheinbar ertrunken im Swimming-Pool. Sie fällt in Ohnmacht und kommt erst Tags darauf in der privaten Psychatrie des Doktors Seward (Dennis Price) wieder zu Bewußtsein. Sie kann sich an nichts erinnern, nicht mal an ihren eigenen Namen. Aber durch eine Anzeige des Doktors erfährt Lindas Freund davon und holt sie ab. Was sie nicht weiß, ist, daß sich Dr. Seward schon eine ganze Zeit dem Okkulten und dem Vampirismus widmet und ebenfalls in diese Welt aufgenommen werden möchte. Eine seiner Patientinnen ist Agra (Heidrun Kussin), die ebenfalls schon unter Nadines Einfluß stand und sich nach ihr verzehrt, aber von Nadine nicht mehr weiter beachtet wird.
Nadine lebt aber immer noch und übt weiter ihren Einfluß auf Linda aus. Sie hat sie zu ihrer Nachfolgerin auserwählt, eine Rolle, für die ein Mann nie in Frage kommt, denn Nadine hat einen unbändigen Haß auf Männer. Das bekommt auch Dr. Seward zu spüren der von ihrem Assistenten umgebracht wird. Memmet (Jess Franco) entführt Linda, weil er weiß, daß sie in Kontakt zu Nadine steht. Er ist der Mann von Agra, die er für immer an die Vampirin verloren hat und sich nun so an Nadine rächen will. Linda kann sich allerdings befreien und wie in einer Trance führt es sie zu Nadine. Diese offenbart ihr, was sie mit Linda vorhat. Allerdings hat Linda Angst vor der Welt der Vampir und schafft es nur sehr schwer Nadine umzubringen, um sich so von ihrem Bann zu befreien...
Vampyros Lesbos stellt für das Gesamtwerk Jess Francos eine markante Zwischenstation dar. War er bislang vorher noch mit künstlerischen Ambitionen an seine Filme herangegangen, so wurde er im Verlauf der 70er zu einem besessenen Vielfilmer, der seinen Anspruch immer niedriger setzte. Was ihn aber auch zu einem der wichtigsten Exploitation-Filmer Europas machte, denn viele seiner Werke haben heute einen gewissen Kultstatus in Fankreisen. Und gerade Vampyros Lesbos bekam in den letzten Jahren einen erhöhten Zuspruch.
Was ist denn nun das Besondere an diesem Film? Streng genommen eigentlich gar nichts. Die Schauspieler sind eher durchschnittlich, allerdings kann man Soledad Miranda eine gewisse markante Schönheit nicht absprechen. Die Handlung ist nicht sehr komplex und man sieht es dem Film auch einfach an, daß er mit einem niedrigem Budget hergestellt wurde. Die Geschichte verläuft sehr ruhig, richtig spannend wird es nie. Herausstechend ist dagegen der leicht psychedlisch angehauchte Easy-Listening Soundtrack von Manfred Hubler und Siegfried Schwab, die auch für den nachfolgenden Film Sie tötete in Extase die Musik komponierten. Der Soundtrack erlebte in den 90ern ein leichtes Revival als Partymusik und dadurch wurde der Film auch wieder etwas bekannter.
Natürlich gibt es etliche erotische Szenen, sonst wärs ja kein Film von Franco. Dafür, daß die beiden Hauptdarstellerinnen ziemlich oft nur knapp bis gar nicht bekleidet herumlaufen, gibt es kaum richtige Sexszenen. Dafür zwei längere Sequenzen, in denen Nadine in einer erotischen Bühnenshow auftritt, was meinem Empfinden nach nur dazu dient, um den Film ein wenig in seiner Länge zu strecken, mit der eigentlichen Handlung hat diese Show fast nichts zu tun. Außerdem bekommt man zweimal fast dasselbe zu sehen, was dann ein wenig den Langweiligkeitsfaktor erhöht.
Etwas länger auf dem Markt ist die US-DVD von Synapse. Eigentlich war die DVD schon ganz okay, wenn man bedenkt, daß der Film mittlerweile über 30 Jahre alt ist. Mittlerweile gibt es aber eine weitere DVD aus England von Second Sight Films die doch noch eine Spur besser ist. Erstmal ist das Bild im PAL-Format, was ja eh schon eine höhere Bildauflösung gegenüber dem NTSC-Bild der US-Scheibe bringt, aber zusätzlich noch anamorph codiert! Auch wenn man keinen Widescreen-TV besitzt, so macht sich das schon in einer besseren Bildqualität bemerkbar. Außerdem haben sich die Jungs von Second Sight auch darangemacht und diverse Mängel des Ursprungsmaterials ausgebessert. Somit sind jetzt kaum noch Beschädigungen und Macken des Filmmaterial zu sehen und das Bild ist insgesamt klarer und rauschfreier als bei der US-Version. Nur bei großen schwarzen Flächen sind teilweise deutliche Rauschmuster festzustellen. Äußerst ärgerlich ist es bei den Szenen, als Memmet Linda entführt hat und sie in seinem dunklen Keller gefangenhält. Da scheint die Komprimierung nicht so ganz toll funktioniert zu haben oder ein Rauschfilter wurde vergessen einzusetzen. Bei beiden identisch ist dagegen der Ton und die Untertitel: Deutsch in Dolby Digital Mono mit ausblendbaren englischen Untertiteln. Gegenüber der US-DVD kann die englische Scheibe mit einer Fotogallerie aufwarten, den Trailer haben beide. Sollte sich also einer für den Film interessieren, so wäre die englische DVD klar vorzuziehen. Die US-DVD ist hingegen optisch etwas attraktiver mit einer roten DVD-Hülle, einem Szenenbild als DVD-Aufkleber und noch kurzen Liner-Notes von Tim Lucas. Bei der englischen gibt es leider keine Kapitelauflistung in Papierform.
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01.04.2005, 23:44:01 Frank Blum ( )
"Vampyros Lesbos" ist einer meiner absoluten persönlichen Kultfilme, überhaupt mag ich Franco, daher habe ich bei uns im Kölner Filmclub 813 eine Franco-Werkschau organisiert. Wir zeigen "Vampyros Lesbos" am Donnerstag, dem 14. April um 21 Uhr, es wird eine der seltenen 35mm-Kopien vorgeführt, deutsche Fassung. Alles Nähere unter unserer Homepage www.filmclub813.de.