Film Daten

Titel:
Töte Amigo
Originaltitel:
¿Quien sabe?
Land & Jahr:
Italien 1967
Laufzeit ca.: ?
118 Min.
Regie:
Damiano Damiani
Darsteller:
Gian Maria Volonté
Klaus Kinski
Martine Beswick
Lou Castel
Andrea Checchi
Spartaco Conversi
Jaime Fernández
Joaquín Parra
Aldo Sambrell
José Manuel Martin
Santiago Santos
Valentino Macchi
Alternativtitel:
• ¿Chucho quién sabe, El?
• Bullet for the General, A
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

DVD Daten

DVD Cover - Koch Media
Label:
Koch Media
Regionalcode / Norm:
0 / PAL
Bild / Zeit:
2.35:1 / 117:39
Sprachen/Ton:
Deutsch - DD 2.0
Englisch - DD 2.0
Untertitel:
Deutsch
Extras:
  • 3 Trailer
  • Bildergalerie
  • Biographien
  • Trailer: Ipcress - Streng geheim
  • Trailer: ...und Santana tötet sie alle
  • Trailer: Blind Man
  • Trailer: Der Tod trägt schwarzes Leder
  • Trailer: Sandokan
  • Trailer: Circus der Vampire
  • Booklet mit Liner Notes

Töte Amigo

(Ein Review von Carsten Henkelmann)

Als eine Gruppe von mexikanischen Rebellen unter der Leitung von El Chuncho (Gian Maria Volonté) einen Zug überfällt, läßt es ein Amerikaner (Lou Castel) so aussehen, als sei er ein Häftling und das er den Zug gestoppt hat. Dadurch wird er am Leben gelassen und schließt sich der Truppe an, die ihm zwar zunächst skeptisch gegenüber steht, ihn aber doch aufnimmt. Zusammen inszenieren sie mehrere brutale Überfälle auf Armeestützpunkte, um die dort gelagerten Waffen zu stehlen. Wenn sie genug zusammen haben, will El Chuncho sie alle an einen Revolutionsführer verkaufen und damit viel Geld verdienen. Als sie in San Miquel wie die großen Helden gefeiert werden, sind der Amerikaner und El Chunchos Anhänger des Wartens überdrüssig und verlassen ihn und nehmen dabei den größten Teil der Beute mit sich. Aber El Chuncho gibt nicht so leicht auf und folgt ihnen...

Töte Amigo - ScreenshotTöte Amigo - Screenshot

Politische Elemente wurden sicherlich des öfteren in Italo-Western verarbeitet, aber dieser Film von Damiano Damiani benutzt eine gegebene Staatspolitik nicht nur als Rahmenbedingung für die weitere Handlung. In seinem Werk geht es um Unterdrücker und Unterdrückte, der Kampf des einfachen Mannes gegen Staatsgewalt, der Macht einzelner Personen und der Rechtfertigung von Gewalt. Hier wird Mexiko als ein vom Bürgerkrieg gebeuteltes Land dargestellt, in dem nur selten Ruhe einkehrt. Und wenn, dann auch nur für wenige Tage. Als Zuschauer begleitet man die Banditen um El Chuncho, denen sich ein Amerikaner anschließt, der von den Rebellen nur "Gringo", später "El Nino", genannt wird und dessen Motive zuerst gar nicht genau ersichtlich sind. Zunächst mag man annehmen, dass er seine Schauspielerei als Häftling nur durchzieht, damit er von den Banditen nicht erschossen wird. Aber dann mischt er später mit vollem Einsatz bei ihren weiteren Überfällen mit und denkt nicht daran, sich von der Bande heimlich zu entfernen.

Im weiteren Verlauf bekommt der Film dann eine leichte Schlagseite Richtung "Buddy-Movie", wenn der Gringo und El Chuncho sich mehr und mehr anfreunden und El Chuncho schließlich sogar einen seiner eigenen Männer erschießt, um das Leben des Gringos zu schützen. Die weiteren Banditen spielen eine eher untergeordnete Rolle, lediglich Martine Beswick als schöne Adelita (hier sieht sie Barbara Steele sehr ähnlich) und Klaus Kinski als typischerweise leicht wahnsinniger Kämpfer bekommen noch etwas mehr Platz eingeräumt. Die Anzahl der Kämpfe ist recht hoch, die der Leichen entsprechend auch und fair wird nicht unbedingt gekämpft. Der Film ist größtenteils sehr ernst, nur selten fließt ein wenig Humor, wenn z.B. El Chuncho versucht den ungeschickten Einwohnern von San Miguel das Schießen beizubringen.

Töte Amigo - ScreenshotTöte Amigo - Screenshot

Durch seine Laufzeit von fast zwei Stunden schleichen sich allerdings ein paar Längen ein, auch wenn die eigentliche Intention Damianis, die Sozial- und Gewaltkritik, in der Fassung vollends in Erscheinung treten kann. In der bislang bekannten gekürzten deutschen Fassung konnte man davon höchstens etwas erahnen. Nino und El Choncho werden recht ausführlich vorgestellt. Zuerst erscheint es, dass sie sich aufgrund der Umstände anfreunden und gemeinsame Sache betreiben können, aber dann macht sich doch die gesellschaftliche Kluft zwischen ihnen bemerkbar. Nino ist der coole Amerikaner, der trotz seines Banditendaseins nicht mal seinen feinen Zwirn ablegt und einen dazu passenden Hut trägt. Chuncho hingegen kämpft aus puren Idealismus für eine vermeintlich bessere Welt, an weltlichen und finanziellen Dingen liegt ihm zunächst nicht viel. Auch was ihr Vorgehen angeht, so sind sie sehr unterschiedlich. So empfindet Nino die Vergewaltigung der Frau eines reichen Landbesitzers als Zeitverschwendung, während Chuncho und seine Kumpanen das eher als Vergeltung an den Reichen allgemein betrachten. Also kein typischer Italo-Western, Damiani hat den Film auch nie als Western, sondern als politischen Film bezeichnet.

Damiano Damiani ist dem Freund italienischer Filmwerke vor allem wegen seiner Gialli und Polizei-Thriller bekannt, die auch stets einen gewissen politischen Aspekt mit sich brachten. Zu seinen besseren Werken gehören L' Istruttoria è chiusa: dimentichi (Das Verfahren ist eingestellt: Vergessen Sie's!) oder Perché si uccide un magistrato? (Warum mußte Staatsanwalt Traini sterben?), außerdem stammt von ihm die Terence Hill Klamotte Un Genio, due compari, un pollo (Nobody ist der Größte). Gian Maria Volenté war bereits in den Sergio Leone Klassikern Per un pugno di dollari (Für eine Handvoll Dollar) und Per qualche dollaro in più (Für ein paar Dollar mehr) zu sehen, Lou Castel war unter anderem in ¡Mátalo! (Willkommen in der Hölle) vertreten. Martine Beswick stand für die Hammer Studios in den Urzeit-Fantasy-Streifen One Million Years B.C. (Eine Million Jahre vor unserer Zeit) und Prehistoric Women (Sklave der Amazonen) vor der Kamera, kann allerdings auch einen Auftritt in zwei Bond-Filmen, From Russia with Love (Liebesgrüße aus Moskau) und Thunderball (Feuerball), aufweisen.

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Ein technischer Wunder kann man von der Koch Media DVD leider nicht erwarten. Zwar gibt es keine großen auffälligen Defekte des Masters zu sehen und der Kontrast geht zum größten Teil in Ordnung, aber die Schärfe ist gerade mal durchschnittlich. Außerdem machen sich immer wieder Nachzieheffekte bemerkbar und auf ein anamorphes Master konnte scheinbar nicht zurückgegriffen werden. Der englische Ton klingt gegenüber dem deutsch deutlich druckvoller aus den Boxen. Der deutsche Ton hat sowieso das Problem, dass ständig zwischen deutsch und englisch gewechselt wird, weil für den Film damals keine komplette Synchronisation aufgenommen wurde. Dies passiert so häufig, dass man sich gar nicht richtig auf den Film einstimmen kann. Zudem klingen einige der Synchronsprecher, als ob die damals erst fünf Minuten vor den Aufnahmen aus dem Bett gekrochen sind. Außerdem gibt es während der letzten Viertelstunde in beiden Tonspuren seltsame digitale Störgeräusche zu hören, die zwar nicht massiv negativ auffallen, aber dennoch deutlich vernehmbar sind. An Bonusmaterial gibt es drei Trailer, eine Bildergalerie, Biographien von Gian Maria Volonté und Klaus Kinski und Trailer zu weiteren Veröffentlichungen von Koch Media. Außerdem noch Liner Notes von Wolfgang Luley. Den Text auf der Rückseite des Covers sollte man vermeiden zu lesen, da hier die komplette Handlung, inklusive dem Ende, in ein paar Sätzen wiedergegeben wird.

Autor: Carsten Henkelmann
Film online seit: 18.06.2004

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