Film Daten

Titel:
The Vampire Lovers
Originaltitel:
The Vampire Lovers
Land & Jahr:
England 1970
Laufzeit ca.: ?
91 Min.
Regie:
Roy Ward Baker
Darsteller:
Ingrid Pitt
George Cole
Kate O'Mara
Peter Cushing
Ferdy Mayne
Douglas Wilmer
Madeline Smith
Dawn Addams
Jon Finch
Pippa Steel
Kirsten Betts
Janet Key
Harvey Hall
John Forbes-Robertson
Charles Farrell
Alternativtitel:
Gruft der Vampire
Weitere Infos:
IMDB  OFDB

DVD Daten

DVD Cover - MGM
Label:
MGM
Regionalcode / Norm:
1 / NTSC
Bild / Zeit:
1.85:1 (anamorph) / 90:53
Sprachen/Ton:
Englisch - DD 2.0
Untertitel:
Englisch, Französisch, Spanisch
Extras:
  • Audiokommentar von Regisseur Roy Ward Baker, Co-Drehbuchautor Tudor Gates, Darstellerin Ingrid Pitt, moderiert von Jonathan Sothcott
  • Ausschnitte aus "Carmilla", vorgelesen von Ingrid Pitt
  • Trailer

The Vampire Lovers

(Ein Review von Carsten Henkelmann)

Um einer Gräfin einen Gefallen zu tun, läßt der General von Spielsdorf (Peter Cushing) die bezaubernde Marcilla (Ingrid Pitt) vorübergehend in seinem Anwesen wohnen, wo sie sich mit seiner Tochter Laura (Pippa Steel) anfreundet. Niemand ahnt aber, dass Marcilla eine Vampirin ist, die langsam aber sicher Laura das Blut und somit die Lebenskraft entzieht, bis sie schließlich stirbt. Einige Zeit später nimmt Roger Morton Carmilla (wieder Ingrid Pitt), die Tochter einer Gräfin auf, weil die angeblich zu ihrem im Sterben liegenden Bruder muss. Auch diesmal freundet sie sich wieder mit der Tochter des Hauses an, der jungen Emma (Madeline Smith), und auch hier treten wieder Anzeichen von Schwäche und Leblosigkeit bei dem Mädchen ein. Zufällig erfährt der Butler des Hauses (Harvey Hall) von ähnlichen Opfern in der Landbevölkerung und beginnt Vorkehrungen gegen die Blutsauger zu treffen...

The Vampire Lovers - ScreenshotThe Vampire Lovers - Screenshot

In den 70er Jahren begannen die Hammer Studios ihre klassischen Horrorgeschichten mit mehr Sex und Gewalt anzureichern, mit unterschiedlich zufriedenstellenden Ergebnissen. Mit Vampire Lovers gelang ihnen aber das Kunststück, einen atmosphärisch dichten und spannenden Horrorfilm zu drehen, der trotzdem noch über ein gewisses Maß an Freizügigkeiten und blutigen Szenen verfügt. Regisseur Roy Ward Baker und Drehbuchautor Tudor Gates vollbrachten einen geschickten Spagat zwischen Vampirhorror und erotischem Thriller und bereits die Prolog-Sequenz ist durchtränkt vom Bodennebel des Studios und bietet einen netten Einstieg in bester Roger Corman Manier (ein Resultat der ersten und einzigen Zusammenarbeit mit American International Pictures?). Der weitere Verlauf der Handlung dreht sich weniger um das klassische Vampir-gegen-Vampirjäger Motiv, sondern vielmehr um den schleichenden und am Ende tödlichen Einfluß eines Vampirs im eigenen Haushalt. Marcilla/Carmilla wirkt wie eine nette junge Frau, der keiner Seele etwas zuleide tun kann und sich immer bestens mit den Mädchen des Hauses anfreundet. Ohne es zu ahnen, laden die reichen Herren das Grauen in ihr trautes Heim ein, was schließlich mit dem Tod der eigenen Tochter bedankt wird.

Ingrid Pitt spielt dabei souverän die vermeintliche Freundin, die sich aber des nachts in eine blutsaugende Bestie verwandelt. Alle ihre Opfer werden von unheimlichen Alpträumen geplagt, in denen sie angeblich von einer riesigen Katze gebissen werden. Hier verläßt dieser Film deutlich den altbekannten Pfad normaler Vampirfilme. Diesmal verwandeln sich die Blutsauger nicht in flatternde Fledermäuse, sondern nehmen hier Charakteristika von Jacques Tourneurs Cat People (Katzenmenschen) an. Die nächtlichen Besuche werden auch sehr effektiv und stimmungsvoll in surrealen Schwarz-Weiß-Sequenzen dargestellt, die den Film ebenfalls von den üblichen Outputs der Hammer Studios unterscheidet. Zwar ist diese eher subtile Darstellung der Ereignisse wohl eher darin begründet, dass das Katzenkostüm in klaren Bildern wohl eher lächerlich gewirkt hätte. Im Gegensatz zu den meisten Vampiren kann sie auch normal bei Tageslicht exisitieren und hier wird durch den Prolog noch die These aufgestellt, dass Vampire in ihrem Grab nicht ruhen können, wenn man ihnen das Totengewand gestohlen hat. Daneben spielt Pitt noch gekonnt die heimliche Verführerin, indem sie sich langsam sehr vertraulich an ihre Opfer annähert und im Falle von Emmas Gouvernante Madame Perrodot (Kate O'Mara) sogar durch geschickt gestreute Interessensbekundungen eine ihr ergebene Komplizin findet. Hier zeigt sich der Vampirismus eher in einer Form der sexuellen Hörigkeit und weniger in Form des Blutsaugens.

The Vampire Lovers - ScreenshotThe Vampire Lovers - Screenshot

Hier stehen eindeutig die Frauen im Vordergrund, die männlichen Charaktere können nur unzureichend in das Geschehen eingreifen, außer vielleicht im Finale. Sie bemerken zunächst nichts von Marcillas/Carmillas Vorhaben, erst als es zu spät ist. Dabei wird aber Ingrid Pitts Charakter nicht als ein rücksichtsloses Wesen dargestellt. In einigen melancholischen Momenten schimmern in ihr Gefühle durch, die den Eindruck erwecken, dass sie mit ihrem Untoten-Leben nicht immer einverstanden ist. Ebenfalls eher ungewöhnlich für einen Vampirfilm aus der Zeit. Das Drehbuch ist eine recht nache Adaption der Kurzgeschichte "Carmilla" von Sheridan Le Fanu. In dieser Geschichte verunglückt eine Kutsche, in der eine Frau von Adel mit ihrer Tochter, Carmilla, sitzt. Da die Mutter dringende Geschäfte zu erledigen hat, bietet ihr ein Landbesitzer an Carmilla bei sich aufzunehmen. Carmilla und die Tochter des Landbesitzers, Laura, freunden sich an, allerdings äußert Carmilla Laura gegenüber Gefühle, die für die damalige Zeit geradezu skandalös wirken. Zudem häufen sich ungeklärte Todesfälle in der Gegend und es kommen Gerüchte auf, dass ein Vampir sein Unwesen treibt. Außerdem wird Laura körperlich immer schwächer. Vieles aus der Geschichte Le Fanus findet sich auch im Film wieder. Das erste Opfer heißt Laura, der Kutschunfall führt Carmilla zu Emma. Im Roman gibt es außerdem noch eine Stelle, in der sich Carmilla nervös bei Glockengeläut zeigt und einen Begräbniszug mit seltsamen Kommentaren versieht. Dies wurde im Film zusammengefasst und führt zu einem der schönen Momente, wo die äußerliche Fassade Carmillas zu bröckeln beginnt.

Roy Ward Baker war des öfteren für die Hammer Studios tätig. Unter seiner Regie entstanden unter anderem Quatermass and the Pit (Das grüne Blut der Dämonen), Scars of Dracula (Draculas Blutrausch), Dr. Jekyll and Sister Hyde oder The Legend of the 7 Golden Vampires (Die sieben goldenen Vampire). Aber auch für die in Konkurrenz stehenden Amicus Studios war er tätig, dort entstand der Episoden-Horrorfilm Asylum (Irrgarten des Schreckens). Ingrid Pitt wurde danach direkt in Countess Dracula (Komtesse des Grauens) eingesetzt, stand aber im gleichen Jahr für Amicus in The House that dripped Blood (Totentanz der Vampire) vor der Kamera. Ebenfalls im gleichen Jahr sah man noch Kate O'Mara in Hammers The Horror of Frankenstein (Frankensteins Schrecken), später trat sie in TV-Serien wie Dynasty (Denver-Clan) auf. Madelein Smith war in weiteren Horrorfilmen wie Theatre of Blood (Theater des Grauens) oder Frankenstein and the Monster from Hell (Frankensteins Höllenmonster) zu sehen.

The Vampire Lovers - ScreenshotThe Vampire Lovers - Screenshot

Den Film gibt es in den USA als Double-Feature mit Countess Dracula auf DVD von MGM. Die DVD präsentiert den Film in seiner ungekürzten Form mit einem sehr guten Bild. Die Farben haben eine ordentliche Sättigung und durch den Kontrast kann man in dunklen Szenen noch genug Details erkennen. Die Schärfe ist zwar nicht perfekt, aber größtenteils recht gut. Die Komprimierung arbeitet eigentlich eher unauffällig, in einigen wenigen Szenen konnte eine leichte Blockbildung ausgemacht werden. Bildrauschen ist mal mehr, mal weniger stark zu sehen. Der Ton ist ebenfalls in Ordnung, Dialoge und Musik kommen mit einem zufriendenstellenden Klang aus den Boxen. Untertitel gibt es in Englisch, Spanisch und Französisch.

Die Extras sind nicht zahlreich, aber immerhin gibt es einen Audiokommentar von Regisseur Roy Ward Baker, Drehbuch Co-Autor Tudor Gates und Hauptdarstellerin Ingrid Pitt, moderiert wird der Kommentar wie auch schon bei Countess Dracula von Jonathan Sothcott. Zum Zeitpunkt der Aufnahmen war Ingrid Pitt allerdings etwas krank, was man ihrer Stimme auch deutlich anhört. Sie spricht sehr langsam und atmet schwer. Der Audiokommentar bietet zwar einige interessante Details, ist aber stellenweise etwas langatmig und mit ein paar längeren Pausen versehen. Man erfährt unter anderem, wie Ingrid Pitt überhaupt zu ihrer ersten Rolle bei Hammer gekommen ist, von denen sie nicht mal wußte, was für Filme die überhaupt produzieren. Als etwas besonderes Feature liest Ingrid Pitt hier einige Ausschnitte aus der Originalgeschichte von Sheridan Le Fanu vor. Das ganze dauert ca. 12 Minuten und ist mit Bildern aus dem Film unterlegt. Man hört Ingrid Pitt zwar ihr Alter an, allerdings klingt sie hier nicht so kränklich wie im Audiokommentar. Ansonsten gibt es nur noch den Trailer, in dem aber ganz kurz einige der Schwarz-Weiß-Szenen in Farbe zu sehen sind.

Autor: Carsten Henkelmann
Film online seit: 21.07.2004
Letzte Textänderung: 28.08.2004

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