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(Ein Review von Carsten Henkelmann)
Hiroshima im Jahre 1945: von einem deutschen Professor wurde das immer noch lebende Herz Frankensteins nach Japan gebracht, wo die Wissenschaftler es untersuchen wollen. Allerdings fällt kurze Zeit bereits die Atombombe auf die Stadt und vernichtet das Labor.
15 Jahre später: in Hiroshima wird ein seltsam deformierter Junge entdeckt und in das Krankenhaus von Dr. James Bowen (Nick Adams), Dr. Sueko Togami (Kumi Mizuno) und Dr. Yuzo Kawaji (Tadao Takashima) gebracht, wo sie ihn untersuchen. Erstaunlicherweise scheint der Körper des Jungen resistent gegen radioaktive Strahlung zu sein, entwickelt allerdings auch ein starkes Körperwachstum, so dass er bald wegen seiner Größe in einen Käfig gesperrt werden muss. Alles deutet darauf hin, dass er sich aus Frankensteins Herz heraus so entwickelt hat und wird nun auch so genannt. Durch ein aggressives Reporterteam gerät Frankenstein in Rage und flieht aus seinem Gefängnis. Von nun an wird er gejagt, da er eine Gefahr für ganz Japan darstellt. Aber unbemerkt von den Menschen erscheint auch das Monster Baragon an der Erdoberfläche...
In einer Zeit als sich die Godzilla Filme zu einem Publikumsrenner, aber auch leicht verdaulichen Monster-Actionfilmen entwickelten, erschufen die Toho Studios mit Frankenstein - Der Schrecken mit dem Affengesicht einen relativ ernsten Film mit losem Bezug zu ihren klassischen Monsterepen. Von dem billigen deutschen Titel sollte man sich also nicht abschrecken lassen. Im Grunde genommen geht es, wie beim klassischen Frankenstein auch, um ein absonderes Wesen, das durch sein Aussehen Angst und Schrecken verbreitet, auch wenn es sich eigentlich eher friedlich verhält und nur durch äußere Einflüsse aggressiv wird. Und somit wird er für diverse Unglücke und Verwüstungen schuldig gemacht, die er gar nicht verursacht hat. Und so nebenbei sind auch Nuancen der klassischen King Kong Story vorhanden, baut sich doch zwischen dem Riesen und der zierlichen Suko Togami ein Vertrauensverhältnis auf.
Die erste Hälfte des Films entpuppt sich dabei noch als sehr ruhig. Neben der Vorstellung der einzelnen Charaktere und dem Wachstum und der Flucht Frankensteins wird die Bedrohung durch das zweite Monster, durch den japanischen Originaltitel als Baragon identifiziert, nur durch eine kurze Szene angedeutet. In der zweiten Hälfte wird dann das Tempo merklich angezogen und auch die beteiligten Wissenschaftler müssen die Hemdsärmel hochkrempeln, stehen sie doch zwischen Frankenstein und dem Militär, die ihn vernichten wollen.
Offensiver als noch in dem original Godzilla (Gojira, 1954), wird hier das Thema Radioaktivität behandelt. Im Prolog wird deutlich Bezug zu dem Atombombenabwurf von Hiroshima genommen. Und auch die Arbeit von Dr. Bowen und seinen Kollegen dreht sich nur um die Radioaktivität, ihre Folgen und wie man die Leiden von noch lebenden Opfern lindern kann. Daher ist der Junge wegen seiner Resistenz gegenüber atomarer Strahlung auch so wichtig für sie. Dies alles wird aber mit der Zeit eher zur Nebensache, je mehr sich der Film seinem großen Finale nähert.
Frankenstein - Der Schrecken mit dem Affengesicht ist dabei im Endeffekt ein etwas zweischneidiger Film. Während sich die erste Hälfte den ernsteren Themen widmet, treten die in der zweiten Hälfte mehr und mehr in den Hintergrund weil wieder ein klassischer Kampf zwischen zwei Monstern stattfindet, was diese Hälfte zumindestens inhaltlich etwas flach werden läßt, aber dafür das Tempo merklich anzieht. Außerdem fallen auch diverse unlogische Momente auf und manche der Miniaturen in den Trickszenen sind weitaus deutlicher als solche zu erkennen als z.B. in anderen Godzilla-Filmen aus der Zeit. Gerade bei zwei Szenen in denen Tiere vorkommen, ist man doch fast geneigt laut aufzulachen. Etwas bizarr ist auch das Ende des Films in der Originalfassung aus Japan, das sich deutlich von dem der internationalen Version unterscheidet, worauf auch die deutsche Fassung basiert.
Aber der Film hat auch seine guten Momente. Für einen japanischen Film eher ungewöhnlich ist die Eröffnungssequenz, die im verschneiten Kriegsdeutschland beginnt, auf das Anwesen des deutschen Professors schwenkt und in ihrer Art wie eine Hommage an den klassischen Frankenstein (1931) der Universal Studios wirkt. Und die - zumindestens in der japanischen Originalversion - vollkommen dialogfreien Szenen im Anwesen des Professors erinnern an Stummfilme alter Zeiten. Beim Finale wird dann richtig geklotzt und fast eine Viertelstunde lang kloppen sich Frankenstein und Baragon. Außerdem sorgt die Inszenierung des Films durch Veteran Ishiro Honda für einige weitere schön aufgenommene Szenen und auch Akira Ifukube steuerte einen effektiven Soundtrack bei.
Der Film wurde durch den amerikanischen Schauspieler Nick Adams gleich im Vorgeld für ein internationales Publikum inszeniert und entstand unter Mitwirkung amerikanischer Produzenten. Denn der Film basierte auf einer Idee, die der Stop-Motion-Experte Willis O'Brien kreierte, der mit seinem animierten King Kong 1933 einen Weltklassiker erschuf. Er wollte noch einmal an den damaligen Erfolg anknüpfen und den Riesenaffen gegen eine große Version des Frankenstein-Monsters antreten lassen. Da die Firma RKO die Rechte an King Kong besaß, vermittelte er die Idee an sie, die sie wiederrum an die japanischen Toho Studios verkauften, die damit Godzilla auf der Leinwand wiederbeleben wollten. Das Ergebnis davon ist der Film Die Rückkehr des King Kong (Kingu Kongu tai Gojira, 1962). Das Frankenstein-Thema wurde dann schließlich in Frankenstein - Der Schrecken mit dem Affengesicht aufgegriffen.
Die deutsche Titelgebung ist hier allerdings wieder mal sehr kreativ, denn wenn man den Originaltitel übersetzt, müsste der Film sinngemäß "Frankenstein gegen das unterirdische Monster Baragon" lauten. Die deutsche Fassung basierte auf der internationalen Schnittfassung, die sich in einigen Elementen grundlegend von der japanischen Originalversion unterscheidet. Insgesamt wurde die internationalen Fassung leicht flotter inszeniert, denn es fehlt z.B. der Anfang von dem Ausflug von Dr. Bowen und Dr. Togami, wo sie das Grab einer ehemaligen Patientin besuchen, oder bei einem gemeinsamen Abendessen wurden einige Dialogszenen gekürzt. Auch wirkt durch alternative Szenen das Frankenstein-Monster in der internationalen Fassung etwas bösartiger bei seiner Flucht aus dem Gefängnis. Typisch für deutsche Synchronisationsverhältnisse wurde auch der Prolog im Kriegsdeutschland mit Dialogen versehen, wo in der Originalfassung kein einziges Wort fällt.
Ganz abenteuerlich wird es allerdings beim Ende des Films. Denn um die amerikanischen Geldgeber zufriedenzustellen, drehten Ishiro Honda und sein Team noch einen Finalkampf zwischen einem urplötzlich aus dem Nichts auftauchenden Oktopus und Frankenstein, nachdem dieser bereits gegen Baragon gekämpft hatte. Das machte allerdings handlungstechnisch nicht wirklich viel Sinn, so dass es damals außerhalb Japans zwar Fotos von diesem Kampf gab, aber vor der japanischen Laserdisc- und Videoveröffentlichung hatte niemand diese Szenen zu sehen bekommen. Hierdurch sind aber die großen Unterschiede zwischen der deutschen und japanischen Fassung erklärt, denn durch den Oktopus ist das Finale noch um einige Minuten länger geworden.
Die Regie führte hier mal wieder "Godzilla-Vater" Ishiro Honda, der in dem gleichen Jahr noch Befehl aus dem Dunkel (Kaijû daisenso, 1965) drehte und kurze Zeit später Werke wie Frankenstein - Zweikampf der Giganten (Furankenshutain no kaijû: Sanda tai Gaira, 1966) oder King-Kong - Frankensteins Sohn (Kingu Kongu no gyakushû, 1967). Nick Adams gehörte zu dieser Sorte von US-Schauspielern, die einmal im Laufe ihrer Karriere ihr Glück im Ausland versuchten, während die dortigen Produzenten durch das Engagement eines Amerikaners ihren Filmen eine bessere internationale Verwertbarkeit verleihen wollten. In den USA stand er in Filmen wie ...denn sie wissen nicht, was sie tun (Rebel Without a Cause, 1955) oder der Doris Day Komödie Bettgeflüster (Pillow Talk, 1959) vor der Kamera, während er nach Frankenstein - Der Schrecken mit dem Affengesicht auch noch Befehl aus dem Dunkel in Japan drehte.
Kumi Mizuno war eine Veteranin im japanischen Monsterfilm, sie sah man z.B. unter anderem in Ufos zerstören die Erde (Yosei Gorasu, 1962), Matango, Befehl aus dem Dunkel und als Hommage in den neueren Godzilla X Mechagodzilla (Gojira tai Mekagojira, 2002) und Godzilla: Final Wars (Gojira: Fainaru uôzu, 2004), aber auch in dem Samuraiepos Chushingura (Chushingura - Hana no maki yuki no maki, 1962). In eben jenem Film sah man auch Tadao Takashima, der daneben noch in Die Rückkehr des King Kong (Kingu Kongu tai Gojira, 1962), U 2000 - Tauchfahrt des Grauens (Kaitei gunkan, 1963), Frankensteins Monster jagen Godzillas Sohn (Kaijûtô no kessen: Gojira no musuko, 1967) oder Godzilla gegen Mechagodzilla II (Gojira VS Mekagojira, 1993) mitspielte.
Wollte man sich den Film bisher auf DVD zulegen, so musste man entweder auf ausländische Veröffentlichungen oder einem qualitativ deutlich minderwertigen deutschen Bootleg zurückgreifen. Dem schafft endlich Anolis Entertainment mit einer nicht ganz günstigen, aber wieder liebevoll zusammengestellten Special Edition Abhilfe. Besonders erwähnenswert ist hierbei, das sowohl die deutsche als auch die japanische Fassung beide in ihrer vollständigen Form enthalten sind, so dass man sich ein eigenes Bild von den unterschiedlichen Fassungen machen kann. Die Bildqualität ist in ordnung, auch wenn diverse kleine Schäden der Vorlagen nicht auszumerzen waren und leichte Qualitätsschwankungen immer wieder mal auftreten. Lediglich während der Flucht Frankensteins vor der Polizei in der deutschen Fassung nimmt die Qualität einmal kurz rapide ab. Hier musste wahrscheinlich auf Material von einer anderen Quelle zurückgegriffen werden. An Tonspuren gibt es sowohl die deutsche Synchronisation wie auch erfreulicherweise der japanische Originalton. Beiden hört man ihr Alter ein wenig an, nennenswerte Makel gibt es dort aber nicht, dazu gibt es noch deutsche Untertitel.
Neben den beiden Schnittfassungen ist das wichtigste Extra sicherlich der Audiokommentar von Filmregisseur und Godzilla-Fan Jörg Buttgereit. Als Autor zweiter Bücher über Godzilla bzw. den japanischen Monsterfilm hat er natürlich eine Menge Hintergrundwissen über die Produktion, reichert dies aber auch noch mit Informationen über die japanische Kultur an. Er ist es auch, der das Interview "Der Mann im Kostüm" mit dem Monster-Darsteller Haruo Nakajima führte, der von 1954 bis 1972 in das Godzilla Kostüm schlüpfte und auch diverse andere Monster zum Leben erweckte und somit auf seine Art eine Legende der japanischen Filmgeschichte darstellt. Er erzählt z.B. von den schwierigen Dreharbeiten damals, den Unterschieden von damals zu heute beim Film oder wie er sich auf seine Monsterrollen vorbereitet hat. Das weitere Bonusmaterial besteht aus dem deutschen, japanischen und amerikanischen Trailer, einer umfangreiche Bildergalerie und der Abbildung zweier Filmprogramme.
Wer ein wenig mit der Fernbedienung auf der "Credits" Seite herumspielt, kann noch ein besonderes Hidden Feature anwählen. Denn dann bekommt man eine Art Audiokommentar von Rolf Giesen zu hören, der ganze 95 Minuten lang ist! Warum dies allerdings nicht als zusätzliche Tonspur parallel zum Film angeboten wurde, ist mehr als rätselhaft, denn Rolf Giesen hat durchaus einige interessante Fakten zu erzählen. Außerdem gibt es noch ein 20-seitiges Booklet mit Liner Notes von Ingo Strecker und einem Abdruck von dem zum Film gehörenden Kapitel aus Jörg Buttgereits Buch "Japan - Die Monsterinsel". Und als ganz besonderes Bonbon liegt dieser Special Edition noch das von Jörg Buttgereit und für den WDR produzierte Hörspiel "Frankenstein in Hiroshima" bei, in dem munter Elemente aus Frankenstein - Der Schrecken mit dem Affengesicht, Befehl aus dem Dunkel und anderen japanischen Monsterfilmen vermischt werden.
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