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(Ein Review von Carsten Henkelmann)
Der Killer Lanzetta (Henry Silva) tötet im Auftrag von Don Guiseppe Daniello (Claudio Nicastro), der wiederrum den Befehl von dem Mafia-Boss Don Corrasco (Richard Conte) bekam, mehrere Männer einer anderen Mafia-Familie. Deren neuer Anführer Cocchi (Pier Paolo Capponi) schwört Rache, hält sich aber mit einem Bandenkrieg noch zurück. Stattdessen wird Rina (Antonia Santilli), die Tochter von Guiseppe Daniello entführt. Für ihre Freilassung soll sich Daniello den Entführern stellen, aber Lanzetta hat eine bessere Idee. Trotzdem nehmen die Dinge einen anderen Verlauf als geplant und schon bald ist ein blutiger Krieg im Gange...
Von den mir bekannten italienischen Polizei- bzw. Mafiathrillern des Exploitationkinos der 70er Jahre bietet Der Teufel führt Regie wohl die unglaublichste Eröffnungssequenz aller. Es beginnt mit Henry Silva, wie er sich in ein kleines Kino einschleicht, wo sich einige obere Herren einer Mafia-Familie die Zeit mit einem neuen Pornostreifen vertrieben. Silva richtet aus dem Projektorraum heraus ein Gewehr in den Saal, aber hierbei handelt es sich nicht, wie man zunächst erwartet, um ein Sniper-Gewehr, sondern um einen Granatwerfer! Er feuert auch nicht nur eine Granate in den Raum, sondern gleich 4-5 Stück hintereinander weg. Als er dann aus dem Kino flüchtet, begegnet ihm noch ein Gangster, den er ebenfalls frontal mit einer Granate füttert! Ein wirklicher feuriger Anfang und danach kehrt erst mit den Credits etwas Ruhe ein.
Auch sonst ist der Film immer ein weniger mehr Over-the-Top als vergleichbare andere Streifen, ohne aber dabei zu überzogen oder unrealistisch zu wirken. Die Schießereien sind blutig und brutal und nicht nur einmal fliegt irgendwas in die Luft. Kurios ist auch der Charakter der Rina Daniello. Zunächst bekommt man den Eindruck, es handelt sich um eine dieser typischen jungen Frauen, die ihren Vater lieben und gar nicht ahnen, was für zwielichtige Geschäfte sie führen. Aber Rina ist anderes. Sie genießt sogar ihre Entführung und lädt die kleinen Gangster willig zu sich ins Bett ein und teilt mit ihnen schon mal einen Joint. Sexy, Drogen konsumierend und nymphoman, so ein Entführungsopfer gab es selten im Film. Dabei ist sie auch nicht mal unbedingt wählerisch bei ihren Liebhabern, hauptsache sie hat ihren Spaß.
Dabei versteht es der Film auch durch einige Wendungen den Zuschauer von Anfang bis Ende zu unterhalten. Die Rollen werden diverse Male getauscht und mit der Zeit werden immer mehr Verbindungen preis gegeben, mit denen man zunächst nicht rechnet. Fast jeder spielt ein doppeltes Spiel und die Polizei spielt den Mafiosis dabei sogar noch in die Taschen. Der ermittelnde Kommissar Torri (Gianni Garko) benimmt sich zunächst wie der typische harte Cop, aber dann bekommt man auch seine Schattenseiten zu sehen und die bestehen nicht nur aus Alkoholkonsum während der Arbeitszeit. Der Teufel führt Regie gehört wirklich zu den besseren Werken italienischer Mafiosi/Polizia-Thriller.
Nicht der Teufel führte Regie, sondern Fernando Di Leo, der bereits ein Jahr zuvor mit seinem Milano calibro 9 einen nicht gerade soften Polizeithriller hinlegte. Mit Der Teufel führt Regie hat er einen der härtesten und temporeichsten Thriller Marke Italien hingelegt. Vor allem Henry Silva als unterkühlter Auftragskiller überzeugt hier vollauf, auch wenn er streng genommen kaum über einen Gesichtsausdruck hinaus kommt. Silva ist kein Unbekannter im europäischen Exploitationkino, sein markantes Gesicht war unter anderem auch in dem Blemondo-Streifen Le Marginal (Der Außenseiter), Fuga dal Bronx (The Riffs II - Flucht aus der Bronx) oder dem Action-Thriller L' Insolent (Killer kennen keine Gnade). Richard Conte war ebenfalls in einigen weiteren Italo-Krachern wie Roma violenta (Gewalt rast durch die Stadt), Milano trema - la polizia vuole giustizia (Violent Professionals), aber auch in dem ersten The Godfather (Der Pate) zu sehen. Gianni Garko konnte man vor allem in einigen Italo-Western wie Per 100,000 dollari ti ammazzo (Django der Bastard), 10.000 dollari per un massacro (10.000 blutige Dollar) und diversen Santana-Filmen bewundern.
Die deutsche DVD kommt von Koch Media, die zuvor bereits andere Filme des Genres veröffentlicht haben, wie z.B. Milano Kaliber 9. Die Bildqualität weiß zu überzeugen, die Schärfe ist relativ gut und die Farben verfügen über eine gute Sättigung. Auch in dunkleren Szenen kann man noch genug erkennen. Die Tonspuren in ihrem original Monoformat gehen auch in Ordnung, allerdings macht sich im italienischen Originalton ab und an ein leichtes Rauschen bemerkbar. Da der Film hier erstmal ungekürzt im deutschen Markt erscheint, sind einige Szenen nur im O-Ton mit Untertiteln vorhanden, da damals keine komplette Synchronisation angefertigt wurde. Die paar wenigen Extras bestehen aus einer Bildergalerie, dem Trailer zum Film und Trailern zu weiteren Filmen aus dem Koch Media Programm.
Die erste Auflage der DVD hatte einen Produktionsfehler, der dafür sorgte, dass die DVD bei ca. Minute 83 einfach stehen blieb. Die fehlerhaften Exemplare konnten aber ohne Probleme bei Koch Media umgetauscht werden.
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